Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Hiſtoriſcher Roman von E. H. v. Dedenxoth. 39

welche in der ganzen Stadt ungeheures Aufſehen machen mußte.

„Genehmigt meine Bitte um Gaſtfreundſchaft für die Gräfin,“ ſagte er, „und wollt es Jhr beſtätigen, daß in unſerer Stadt der Schuß eines Bürgers ebenſo viel gilt, als der eines Geſandten, falls die Königin von Dänemark, was ih bezweifle, vergeſſen ſollte, daß ſie ſelber nux Gaſt der Stadt Libet iſt.“

„Keiner - darf es wagen, Jemand anzutaſten, dem ih mein Haus geöffnet,“ nahm der Senator das Wort, „Hier gilt hanſeatiſh Recht. Aber die Rückſicht auf den ho<h= verehrten Gaſt der Stadt Lübe>, auf eine Königin, die ich perſönlich hochachte, zwingt mich, ehe i< Euch als Gaſt aufnehme, Gräfin, zu der Frage —“

Dex Senator tolte, die Gräfin machte eine abwehrende Geſte. „Jh verzichte auf eine Gaſtfreundſchaft,“ ſagte ſie, ihn unterbrechend, „für welche mix Bedingungen geſtellt werden. Jh wußte nicht,“ fügte ſie, ſi<h zu Blaſius wendend fort, „daß Jhr mich in das Haus eines Dänen führtet.“ -

Damit wollte ſie ſich entfernen, aber der Senator hielt ſie zurü>.

„Bleibt,“ rief ex, „Jhr habt mi mißverſtanden. J< fenne Euch als vertraute Freundin und Dienerin der Kü= nigin Margaretha, und wenn i< einen Argwohn gegen Euch hegte, würde die Bürgſchaft meines Freundes Blaſius Sture jeden Zweifel niederſchlagen. Aber wenn ſich Freunde entzweien, foll dex Wohlmeinende nicht dazu helfen, den Bruch zu vergrößern, ſondern zur Verſöhnung rathen.