Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Hiſtoriſcher Roman von E. H, v, Dedenroth. 65

Traut Jhr meinem Worte niht?“ fuhr der König fort und das Blut ſtieg ihm in's Antliß, als Edda ſich unſchlüſſig zeigte, „es handelt ſich um die wichtigſten Dinge, ſeid Jhr ein närriſches Kind, ſo eile i< unverrichteter Sache davon !“

Edda ließ ihre Bedenken fallen, obwohl ihr Mißtrauen feineSwegs beſeitigt war, aber ſie fonnte niht zweifeln, daß es ſi<h um ihre lebhaſteſten Jntereſſen handelte, der König hätte ſonſt niht Miene- gemacht, ſich zu entfernen.

Die Gräfin gab der im Vorzimmer harxenden Hof= meiſterin den Befehl, die Thüre zu ſ{<ließen und ſich den inneren Gemächern fern zu halten, bis ſie rufe.

Albrecht hatte ſih gemächli<h in einen Seſſel niedex= gelaſſen und vielleicht war es gerade das zur Schau ge= tragene Mißtrauen Edda's, welches ihn daran erinnerte, daß er ähnliche Kämpfe ſchon früher gehabt und ihn reizte, die ſ<höne Gräfin ſi< anzuſehen, ob ſie noh ebenſo begeh= renswerth ſei wie früher.

Der König war vielleicht nie, wenn ex Edda begegnet, jo frei von zärtlichen Gedanken geweſen als heute, aber jebt, wo das Mißtrauen Edda?s ihn gereizt, warf ex der Gräfin, welche ihm unnöthige Beſorgniſſe verrathen hatte, zuerſt ſpöttiſche Blicke nah, aber plößlih war es, als ob der Anbli> dieſer ſhönen Geſtalt die alte Begierde in ihm entzünde. Sein Auge füllte ſi< mit Gluthen, abex es ivax ein unheimliches Feuer, das ſich denſelben beimiſchte, es lag etwas Beſtialiſches in ſeinen Blicken, als könne er ſein Opfer mit derſelben Wonne küſſen und zerreißen.

Ex ſenkte den Blik zu Boden, als Edda ſich wieder

Bibliothek, Jahrg. 1886, Bd. VT, 5