Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

Novelle von A. Kiſtner. Z 181

Als Helene auch dieſes leiſe bejahte, ſprang er empor und nahm ſeinen Hut. „Leben Sie wohl, Helene!“ ſagte er furz.

„Aber Armfeld! Otto! Müſſen wir Beiden denn darum auf ſolche Weiſe ſchetden 2“

„Sie haben Necht, ih bin ein ſ{<le<ter Menſch, naz dem Sie ſo viel für mich gethan haben. Helene, als i< damals ging, gaben Sie mix einen Scheidegruß mit, der mich auf meinem neuen Lebenswege geſtählt und ermuthigt hat. Damals — o, i<h bin ein verzweifelter Narr (ge< weſen, ih bin es jeßt wieder !“

Nun kehrte Mieze in's Zimmer zurü>k. Armfeld küßte beiden Damen die Hand. Mieze rief: „Soll dies ein Ab= ſchiedsbeſu<h ſein?“ Ex bejahte es, dann war ex fort.

„D Gott, Helene, habt Jhx Euch no< immer niht verlobt?“ fragte fie vorwurfsvoll.

Helene Hatte den Kopf abgewandt, ſie machte ſi<h an ihrem Blumentiſche zu ſchaſfen. Mieze nahte ſi<h ihr. Da ſ<langen ſi< ein paar Arme feſt um ihren Hals, ein thränenfeu<htes Antliß preßte ſi<h an ihre Wange und zitlernde Lippen flüſterten: „Kind, Kind, Du weißt nicht, wen Du verſhmähſt !“

„Himmliſche Barmherzigkeit, Helene, ſei doh vernünf= tig! Mich will ex ja gar niht. So glaube mir doch!“

„Ex hat es mix eben ſelbſt geſagt,“ verſicherte Helene.

Mieze war jebßt ganz verwirrt. Da lag doh gewiß ein jammervolles Mißverſtändniß vor. Sie wollte das aufzuklären ſuchen, ſie mußte es. Ob ſie nah Armfeld?s Hauſe gehen ſollte? Wer weiß, ob ſie Otto dort trifft,