Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
228 Alte Poſtgeſchichten.
wurden, und da die Einrichtung ſchon um's Jahr 1300 königliches Privilegium erhielt, ſo kann ſie als die Grund= ſage der heutigen franzöſiſchen Meſſagerie angeſehen werden.
Wie Klöſter und Univerſitäten zunächſt in ihrem Jn= tereſſe einen mehr oder minder regelmäßigen Botendienſt zur Briefbeförderung einrichteten, ſo thaten es auch die einzelnen Gilden und Zünfte der größeren Handelsſtädte, wenn niht deren Rathsregierung ſelber. Cine ausgebildete Stadtbotenpoſt beſaß Straßburg ſchon im 12. Jahrhundert und 24 Beamte davon mußten dem Biſchof zur Verfügung gehalten werden. Sie hießen „die löffere“ (Laufer) und waren „geſworne“ und „fromme getruwe biderbe redelich fneht“ (Knechte). Nah der Straßburger Botenordnung von 1443 ſtanden damals 97 Boten im Dienſt. Jn ſil= bernen Büchſen trugen ſie vor ſih auf der Bruſt die Briefe eingeſchloſſen, weshalb ſie au gelegentli<h derſelben von Wegelagerern beraubt wurden. Die Konſtanzer, deren Boten auh ſolche ſilbernen Briefbüchſen hatten, ſebten fürſorglich in ihre Verordnung vom Fahre 1510, daß die= ſelben nicht verſeßt oder verfauft werden dürften.
Eine der älteſten und beſtbeſtellten Poſten unterhielt die Stadt Köln. Jhre Boten ritten oder fuhren bis nah entfernten Handelspläßen und nahmen dahin auch Reiſende und Kaufmannswaaren mit ſih. Niemals durften ſie andere als bürgerliche Sendungen annehmen. Die gewöhn= lichen Briefe ſammelten ſie in den Häuſern ein; den Kauf: leuten aber ſagte ein eigener Börſenkne<ht Tag und Stunde an, wann ein Bote na< Brabant, Mittel= oder Süd= deutſhland abging. Für ſeine Beſtellungen erhielt der-