Bitef

einsame Badewanne hievt, seinen rechten Arm mit einem Handtuch umwickelt, auf das er seinen Kopf bettet, bis sich schließlich ganz langsam der Vorhang endgültig schließt. Auch Uwe Barschei war nur einer von denen, die meinten, dirigieren zu können, und schließlich an sich selbst und den sich verselbständigenden Machtmechanismen starben. Uwe Barschei ist Symbolfigur wie Macbeth - nur minimalisiert im Spiegel der Geschichte. Die viel zu großen Schuhe der Macht haben auch ihn zu Fall gebracht. Joachim Soska, der Macbeth, Marat, Goebbels und Barschei des Abends, machte in seiner naiven Jungenhaftigkeit deutlich, daß der Popanz, zu dem sich ein kleines Würstchen durch Größenwahn auswächst, sich nicht in sichtbar feister Körperlichkeit, sondern allein durch Körperge-

baren ausdrückt. Der allmähliche Wandel in Hans Kresniks Körpersprache kam ihm dabei zugute. Man müsse zur Bewegung zurückfinden, sagt Kresnik, was ihm half, einige Tanzstereotypen der letzten Jahre loszulassen und zu einer neuen, freieren Expressivität zu finden, die selbst in einem Stück wie Macbeth, das als Parabel angelegt ist, individuelle Gestaltungsmöglichkeiten erlaubt, die in ihrer Eindringlichkeit darüber hinwegtrösten, daß Kresniks Wut der jüngeren Jahre einem kälteren Kalkül Platz machte, dem freilich noch soviel aufrührerische Angriffslust innewohnt, daß ihn Menschen schon vor der Premiere bedrohten. Sein diesmal ungemein strenges, sparsames Theater aus Bewegung, Klang und wenigen Requisiten offenbart Zusammenhänge - und das ist viel. Das Premierenpublikum beju-

beite ohne Einschränkung das Produktionsteam und ein sich restlos verausgabendes Tänzerensemble. Aber bei der Premiere sitzen außer den professionellen Kritikern die Freunde- im kleinen Heidelberger Theater. Es ist zu bezweifeln, daß dieser Macbeth mit seinem spektakulären, dennoch niemals spekulativen Gegenwartsbezug allgemein protestlos hingenommen wird. Eva-Elisabeth Fischer, Süddeutshe Zeitung, 12 Feb. 1988.

Machtrausch ist Blutrausch Heidelberg. Wenn Johann Kresnik, Choreograph, Idealist und Sozialromantiker, ein Thema beschreibt, dann nicht mit poetischer Feder. Er sprayt quasi griffige Parolen in großen Lettern auf Wände, möchte aufwecken, anecken und eindeutig Farbe bekennen, um ja nicht mißverstanden zu werden! Was bei ihm stets politisch gemeint ist: den Daumen auf gesellschaftliche Wunden zu