Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

136 Vierte Ordnung: Raubtiere; fünfte Familie: Hunde.

ZU den Doggen gehört das Zerrbild der Hunde, wenn ih ſo ſagen fann, der Mops (Canis familiaris molossus fricator, Abbildung S. 135), eigentlih ein Bullenbeißer im kleinen, mit ganz eigentümli<h abgeſtumpfter Shnauze und ſ{hraubenförmig gerolltem Schwanze. Sein gedrungener, kräftiger Bau und das mißtrauiſche, mürriſche Weſen machen ihn den Bulldoggen außerordentlih ähnlich.

Früher ſehr verbreitet, dann faſt ausgeſtorben, gehört der Mops neuerdings wieder zu den beliebteren Hunderaſſen. Er wird leiht verzärtelt und verhätſchelt, iſt dann launenhaft und unartig, vielen Menſchen ein Greuel.

Eine große Bullenbeißerraſſe benußte man in früheren Zeiten in der [cheußlidſten Weiſe. Man richtete ſie ab, Menſchen einzufangen, niederzuwerfen oder ſogar umzubringen. Schon bei der Eroberung von Mexiko wandten die Spanier derartige Hunde als Mitkämpfer und Aufſpürer gegen die Jndianer an, und einer derſelben, Namens Becerillo iſt berühmt oder berüchtigt geworden. Ob er zu der eigentlichen Cubadogge gehört hat, welche man als einen Baſtard von Bullenbeißer und Bluthund anſieht, iſt niht mehr zu beſtimmen. Er wird beſchrieben als mittelgroß, von Farbe rot, nur um die Shnauze bis zu den Augen ſchwarz. Seine Kühnheit und Klugheit waren gleich außerordentlich. Er genoß unter allen Hunden einen hohen Rang und erhielt doppelt ſoviel Freſſen als-die übrigen. Beim Angriffe pflegte er ſi< in die dichteſten Haufen der Fndianer zu ſtürzen, dieſe beim Arme zu ſaſſen und ſie ſo gefangen wegzuführen. Gehorhten ſie, ſo that der Hund ihnen weiter nihts, weigerten ſie ſi< aber, mit ihm zu gehen, ſo riß er ſie augenbli>li< zu Boden und erwürgte ſie. Fndianer, welche ſi unterworfen hatten, wußte er genau von den Feinden zu unterſcheiden und berührte ſie nie. So grauſam und wütend er au< war, bisweilen zeigte er ſich doch viel menſchlicher als ſeine Herren. Eines Morgens, ſo wird erzählt, wollte ſih der Hauptmann Fago de Senadza den grauſamen Spaß machen, vom Becerillo eine alte, gefangene Fndianerin zerreißen zu laſſen. Er gab ihr ein Stükchen Papier mit dem Auftrage, den Brief zu dem Statthalter der Jnſel zu tragen, in der Vorausſezung, daß der Hund, welcher nah dem Abgehen der Alten glei losgelaſſen werden ſollte, die alte Frau ergreifen und zerreißen werde. Als die arme, ſ<hwache Jndianerin den wütenden Hund auf ſi los\türzen ſah, ſeßte ſie ſih ſhre>erfüllt auf die Erde und bat ihn mit rührenden Worten, ihrer zu ſhonen. Dabei zeigte ſie ihm das Papier vor und verſicherte ihm, daß ſie es zum Befehlshaber bringen und ihren Auftrag erfüllen müßte. Der wütende Hund ſtußte bei dieſen Worten, und nath kurzer Überlegung näherte er ſich liebkoſend der Alten. Dieſes Ereignis exfüllte die Spanier mit Erſtaunen und erſchien ihnen als übernatürlih und geheimnisvoll. Wahrſcheinlih deshalb wurde auch die alte Jndianerin von dem Statthalter freigelaſſen. Beçerillo erlag einem Pfeile in einem Gefechte gegen die Kariben bei der Eroberung von Puerto Rico im Jahre 1514. Daß ſole Hunde von den unglü>lihen Indianern als vierbeinige Gehilfen der zweibeinigen Teufel erſcheinen mußten, iſt leicht zu begreifen.

Noch im Fahre 1798 benußte man dieſe Hunde zu gleichen Zwe>en, und zwar waren es niht Spanier, ſondern Engländer, welche mit ihnen die Menſchenjagd betrieben. Die Farbigen auf Jamaika hatten ſih empört und waren mit gewöhnlichen Waffen nicht zu beſiegen; der Aufſtand wurde immer drohender, und die Begüterten zagten: da ließ die engliſche Regierung aus Cuba Sklavenjäger mit ihren Hunden kommen. Schon die Ankunft derſelben genügte, um die gegenüber jeder anderen Bekämpfung furchtloſen Neger zur Unterwerfung zu veranlaſſen! Fn Cuba gebraucht man die fürchterlichen Tiere heute noch ebenſowohl zur Verfolgung entlaufener Neger oder Räuber und Verbrecher wie zur Bewältigung wilder Ochſen und als Haßhunde bei Stiergefehten. Man wendet auf die Erhaltung