Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Dromedar. Trampeltier. 15H

auf dem fahlen Sandbette der Wüſte oder vor der Schlachtbank erfolgen. Das Fleiſch alter Kamele wird von manchen als hart und zäh bezeihnet; laut Nachtigal hat es einen etwas eigentümlichen Geſhma>, an den er ſih wenigſtens leiht gewöhnte, und iſt leiht verdaulich, in Bornu auh ſehr beliebt. Das Fleiſch junger Kamele nennt JF. Williams einen der größten Lecerbiſſen. Aus den Häuten verfertigt man Zeltde>en und allerlei Geräte, obwohl das Leder nicht beſonders haltbar iſt; das Haar wird zu dauerhaften Geweben verarbeitet.

Die Milch des lebenden Tieres iſ ſo di> und ſo fettreih, daß ihr Genuß widerſteht, findet daher wenig Verwendung. Dagegen wird die Loſung vielfah gebraucht. Bei Wüſtenreiſen, wo das Brennholz mangelt, ſammelt man am Morgen die kleinen, rundlichen, walnußgroßen Broken der harten, feſten und tro>œenen Loſung, welche für den nächſten Abend als Brennſtoff dienen ſoll, und au in dem holzarmen Ägypten wird der Dünger des Kamels, wie der der Rinder, Pferde und Eſel, ſorgfältig aufgeleſen, zu einem Teige geknetet, in rundliche Kuchen geformt, in der Sonne getro>net und dann als Brennſtoff aufgeſpeichert.

Faſt dieſelbe Rolle, welche das Dromedar in den oben angegebenen Gegenden ſpielt, iſt in Oſt- und Mittelaſien dem Trampeltiere (Camelus bactrianus) beſchieden. Zwei Rücenhö>er, von denen der eine auf dem Widerriſte, der andere vor der Kreuzgegend ſich erhebt, unterſcheiden es vom Dromedare. Seine Geſtalt iſt ſ{hwerfällig und plump, die Körpermaſſe größer, die Behaarung weit reichlicher als bei dem Dromedare, die Färbung regelmäßig dunkler, gewöhnlih tiefbraun, im Sommer rötlich.

J<h bin zweifelhaft geworden, ob man das Trampeltier als beſondere Art oder mit dem Dromedare als gleichartig anzuſprechen hat. Beide vermiſchen ſih fruchtbar und erzeugen Blendlinge, welche unter ſich und mit ihren Erzeugern wiederum fruchtbar ſind. Alle Blendlinge, welche A. Walter in Transkaſpien beobachtete, „trugen ſtets weit mehr den Dromedartypus, aber neben einem gut entwi>elten Dromedarhöcker noh den verſchieden ſtarken Anſaß zu einem zweiten Höcker“. Walter vermochte leider in keinem Falle feſt: zuſtellen, welher Art Vater oder Mutter des Blendlinges angehörten, er erfuhr bloß, daß gerade „die Blendlinge wegen außerordentlicher Leiſtungsfähigkeit beſonders hoh im Preiſe ſtehen“. Gleichartigkeit beider angenommen, würde man das Trampeltier als Urart, das Dromedar als Zuchtraſſe anzuſehen haben; denn Kirgiſen und Mongolen beſchreiben die wilden Kamele als zweihö>erig, Prſhewalski hat im vorleßten Jahrzehnte nachgewieſen, daß in Jnneraſien wirklih wilde, niht bloß verwilderte Trampeltiere (Camelus bactrianus ferus) zahlrei<h vorkommen. Sie beſißen bedeutend kleinere Höcker als die von den Menſchen gezüchteten, Schwielen an den Vorderknieen und einen etwas abweichenden Schädelbau und ſind, ſoweit bis jeßt exkundet, von der ſüdlichen Dſungarei dur<h Oſtz turkiſtan und Tibet verbreitet.

Das Trampeltier wird in allen Steppenländern Mittelaſiens gezüchtet und dient insbeſondere dem Warenhandel zwiſchen China und Südſibirien oder Turkiſtan. Fn Buchara und Tuxkmenien tritt allmählih das Dromedar an ſeine Stelle und verdrängt es da, wo die Steppe Wüſtengepräge annimmt, gänzlich. Die Kirgiſen achten es hoch, betreiben ſeine Zucht jedoch läſſiger als die aller übrigen Haustiere der Steppe und benußen es ungleich weniger als das Pferd; den Mongolen Oſtaſiens dagegen iſt es ebenſo wichtig wie den Arabern das Dromedar. Man kennt nicht viele, abex merklich verſchiedene Raſſen, deren Eigentümlichkeiten ſih ſtreng erhalten. Die beſten Trampeltiere der Mongolei werden in der Provinz Chalcha gezüchtet.

Obgleich man ſagen darf, daß das Trampeltier in ſeinem Weſen und ſeinen Eigenſchaften mit dem Dromedare übereinſtimmt, kann man doh niht verkennen, daß es gutartiger iſt als dieſes. Leicht läßt es ſih einfangen, willig gehorcht es dem Befehle ſeines