Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Guanaco: Verbreitung. Lebensweiſe. Bewegungen. 157

die Funenſeite der Gliedmaßen ſind weißlih, die Stirn, der Rü>ken und die Augen ſ{<wärzli, die Ba>œen- und Ohrengegend dunkelgrau, die Junenſeiten der Ohren ſhwarzbraun und und die Außenſeiten derſelben ſ<hwarzgrau. An den Hinterbeinen zeigt ſich ein länglih runder Fle>en von ſ{<hwarzer Färbung. Die Jris iſt dunkelbraun, die Wimpern ſind ſ{hwarz, die Huſe graulihſ{<warxz.

Der Guanaco verbreitet ſi<h über die Kordilleren, von den bewaldeten Fnſeln des Feuerlandes an bis nah dem nördlichen Peru. Namentlich im ſüdlichen Teile des Gebirges iſt er häufig; in den bewohnteren Gegenden haben ihn die vielfahen Nachſtellungen ſehr vermindert; doh traf Göring noch einzelne in der Nähe der Stadt Mendoza an. Ex bevorzugt Gebirgshöhen, ohne jedo<h auf Tiefebenen zu fehlen: Darwin begegnete ihm auf den Ebenen des ſüdlichen Patagonien in größerer Anzahl als auf irgend einer anderen Örtlichkeit. Jm Gebirge ſteigt er während des Frühlinges oder der Zeit, in welcher es friſche Pflanzen in der Höhe gibt, bis zu der Schneegrenze empor, wogegen er bei Beginn der Trockenheit ſi in die fruchtbaren Thäler der Tiefe zurücßzieht. Die Schneefelder ſelbſt meidet er ſorgfältig; in der Tiefe ſucht er die ſaftigſten Weidepläße auf. Zuweilen unternehmen die Guanacos weite Wanderungen, förmliche Entde>ungsreiſen. Jn Bahia Blanca, wo ſie innerhalb 80 Meilen von der Küſte ſehr ſelten ſind, ſah Darwin eines Tages die Spuren von 30 oder 40, welche in einer geraden Linie zu einer ſ{<hlammigen und ſalzigen Bucht herabgefommen waren. Wahrſcheinlich hatten ſie gemerkt, daß ſie ſi<h dem Meere näherten ; denn ſie hatten ſi, ſo regelmäßig wie Reiterei, herumgedreht und in einer ebenſo geraden Linie, wie ſie gekommen waren, den Rückweg angetreten. - Vor dem Meere ſcheuen ſie: ſich übrigens niht, gehen vielmehr ohne viel Beſinnen ins Waſſer und ſ{hwimmen von einer Inſel zur anderen.

Sie leben geſellig in Rudeln. Meyen ſah ſolhe von 7—100 Stüc an Bächen weiden; Darwin bemerkt, daß man in der Regel Trupps von einem Dußend bis zu 30 Stü zuſammen finde, daß er jedoch an den Ufern des Santa Cruz einmal eine Herde von mindeſtens 500 Köpfen geſehen habe. Das Nudel beſteht gewöhnlih aus vielen Weibchen und nux einem alten Männchen; denn bloß die jungen, fortpflanzungsunfähigen Tiere werden von den ſtarken Hengſten geduldet. Wenn die Fungen ein gewiſſes Alter erreichen, entſtehen Kämpfe; die Shwachen werden gezwungen, den Stärkeren zu weichen, und ſchlagen ſich dann mit anderen ihresgleichen und jungen Weibchen zuſammen. Während des Tages ziehen die Tiere von einem Thale zum anderen, faſt beſtändig äſend; in der Nacht freſſen ſie niemals. Zur Tränke gehen ſie am Morgen und Abend, und zwar trinken ſie ſalziges Waſſer ebenſo gern, vielleicht lieber noh als ſüßes: Darwins Begleiter ſahen eine Herde bei Kap Blanco ſtark ſalzhaltiges Waſſer mit Begierde ſchlürfen. Saftige Gräſer und im Notfalle Moos bilden die Nahrung.

Eigentümlich iſt die Gewohnheit der Guanacos und aller Lamas überhaupt, nah Art einzelner Antilopen ihre Loſung immer auf einem beſtimmten Haufen abzuſeßen und nur, wenn dieſer eine größere Ausdehnung erreicht hat, dicht daneben einen neuen zu bilden. Den Fndianern kommt dieſe Anhäufung der Loſung ſehr zu ſtatten, da ſie leßtere als Brennſtoff verwenden und ſomit der Mühe des Sammelns überhoben ſind. Jn der Nähe der Loſungshaufen findet man meiſt no< ſeihte Mulden, welche den Guanacos zu Sandbädern dienen. Solche nehmen ſie in der Regel in den Mittagsſtunden. Während des Winters wälzen ſie ſi<h im Schnee.

Alle Bewegungen des Guanacos ſind raſh und lebhaft, wenn auch nicht ſo ſchnell, wie man vermuten ſollte. Fn der Ebene holt ein gutes Pferd das flüchtende Nudel bald ein; gewöhnliche Hunde aber haben Mühe, ihm nachzukommen. Der Lauf beſteht aus einem furzen, ſchleppenden Paßgang; der lange Hals wird bei beſchleunigter Flucht ausgeſtre>t.