Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

732 Erſte Ordnung: Baumvögel; vierunddreißigſte Familie: Mäuſevögel.

Als das tiefſtſtehende Geſhleht der Kleinvögel haben wir die Mäuſevögel (Colii) zu betrachten, deren einzige gleihnamige Familie (Coliidae), die auf Afrika beſchränkt iſt, nur etwa zehn bekannte Arten zählt. Sie weichen von allen übrigen Vögeln ab und ſind deshalb von den verſchiedenen Forſchern bald hierhin, bald dorthin geſtellt worden. Linné zählte ſie zu den Finken, während andere Vogelkundige eine beſtimmte Stellung im Syſteme gar nit finden zu können meinten. Swainſon wies ihnen einen Plat neben den Piſangfreſſern an. Wir folgen Fürbringer, indem wir ſie in die Unterordnung der Kleinvögel einreihen.

Alle bis jet bekannten Mäuſevögel ähneln ſi< in ſo hohem Grade, daß der Verſuch, die Familie in mehr als eine Gattung (Colius) zu zerfällen, als hinfällig erachtet werden muß.

Jhr Leib iſt lang geſtre>t, faſt walzenförmig, muskelig, der Shnabel kurz, di>, gewölbt, von der Wurzel an gebogen, an der Spite etwas zuſammengedrü>t, der Oberſchnabel mit ſ<wachem Haken über den unteren herabgekrümmt, der Fuß kurzläufig, aber langzehig, der Fittih, in welchem die vierte mit der fünften und ſe<hſten Schwinge die anderen überragen, Éurz und ſtark gerundet, der Shwanz mehr als doppelt ſo lang wie der Leib. Zu den beſonderen Eigentümlichkeiten gehören die Bildung der Füße und die Beſchaffenheit des Gefieders. Bei erſteren können nämlich alle vier Zehen nach vorn gerichtet oder die beiden ſeitlihen na< hinten gewendet werden; das leßtere iſt, ſoweit es den Leib bekleidet, außerordentlich fein und zerſhliſſen, ſo daß die Federn den Haaren der Säugetiere ähneln. Dagegen erſcheinen die zwölf langen Schwanzfedern wiederum durch ihre auffallende Steifheit bemerken8wert. Fede einzelne Feder beſißt einen ſehr ſtarken Schaft mit zwei ziemlich glei ſ<hmalen ſteiffaſerigen Fahnen. Die mittleren Shwanzfedern ſind wenigſtens viermal ſo lang wie die äußeren, wodur< eine Abſtufung entſteht, wie ſie in der ganzen Klaſſe kaum noh einmal vorkommt. Ein {wer zu beſtimmendes Fahlgrau, das bald mehr, bald weniger in das Nötliche oder Aſchfarbene ſpielt, iſt vorherrſchend, der Name Mäuſevögel alſo auh in dieſer Hinſicht gut gewählt.

Während meiner Reiſe in Afrika habe ih zwei verſchiedene Arten dieſer ſonderbaren Vögel kennen gelernt, ihre Sitten und Gewohnheiten aber ſo übereinſtimmend befunden, daß es genügend erſcheinen muß, wenn ih nur eine einzige Art beſchreibe und auf ſie alles beziehe, was über die Gruppe überhaupt bekannt geworden iſt.

Der Mäuſevogel (Colius macrourus oder senegalensis, Tanius und Urocolius macrourus) erreiht eine Länge von 34, eine Breite von 29 em; die Fittichlänge beträgt 10, die Shwanzlänge 24 cm. Die vorherrſchende Färbung iſt ein zartes Fſabellrötlihgrau, das auf dem Oberkopfe ins Fſabellgelbliche, auf dem Kinne und der Kehlmitte ins Weißfahle, auf der Unterbruſt ins Fſabellgräulichgelbe übergeht. Ein Fle>en auf der Na>enmitte iſt lebhaft himmelblau, der Mantel, alſo Schultern und Flügel, hell aſhgrau. Die Schwingen und Steuerfedern haben innen in der Wurzelhälfte zimtroſtrote, in der Endhälfte erdbraune Färbung. Das Auge iſt rotbraun, ein glänzendes, na>tes Feld ringsum nebſt Zügel und Schnabelwurzel la>rot, der Schnabel an der Spißve ſhwarz, der Fuß korallenrot. Männchen und Weibchen unterſcheiden ſih niht dur< die Färbung.

Das Verbreitungsgebiet der Mäuſevögel dehnt ſih über einen großen Teil Afrikas aus, im Nordoſten vom ſüdlichen Nubien und dem Bogoslande bis in das Nilquellengebiet, im Weſten von Senegambien an bis zum Damaralande. Jh fand ihn zuerſt in der ſüdlichen Bajuda-Steppe und von hier an in allen von mix bereiſten Teilen des Oſtſudan;

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