Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Stelzenechſe, Meerechſe. 81

ſ<maler Ring um den Augenſtern iſt gelb, die übrige Jris bräunlich gefärbt. Bei jungen Tieren heben ſi< von den braunen Binden rundliche Perlfle>en von weißliher Färbung ab, die bei den älteren verſhwinden. Die Stelzenechſe iſt über das ganze tropiſche SÜdamerika verbreitet.

„Dieſer vorzüglich \<hön gezeichnete, bunte Leguan“, ſagt der Prinz von Wied, „iſt mir in den großen Urwäldern an der Lagoa d’Arrara am Mucuri vorgekommen, als i< mi daſelbſt in den Monaten Februar und März aufhielt. Jh habe ihn nur in dieſer Gegend beobachtet, ihn daſelbſt aber oft erhalten und nah dem Leben gezeihnet. Er trägt dort den Namen Chamäleon, da er ſeine Farbe etwas verändert und bei Erregung beſon: ders an den Seiten eine ſchöne roſenrote Färbung annimmt. An den hellen Binden des Körpers fällt dieſe Veränderung alsdann beſonders in die Augen. Ex lebt beſtändig auf Bäumen, die er geſchi>t beſteigt, wie er au<h an den Äſten ſehr ſchnell in die Höhe läuft, hält fi< hoh auf den Beinen, rihtet Kopf und Hals noc höher auf und öffnet die Augen weit. Kann er vor einem fremdartigen Gegenſtande nicht entfliehen, ſo reißt er den Rachen und bläſt die beiden Halsſäce auf, gibt einen ziſhenden Ton von ſih und ſpringt nah dem Feinde in die Höhe. Jn den großen Urwäldern des Mucuris ſcheint dieſes Tier nicht ſelten zu ſein, da die Jndianer, die täglich auf die Arbeit auszogen, am Abend gewöhnlich ein Paar der Tiere mitbrachten, um, wie ſie ſagten, dem neugierigen Fremdling eine Freude zu bereiten.“

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Die Galapagosinſeln bilden eine eigne Welt für ſi<h. Der größte Teil ihrer Pflanzen und Tiere wird an keinem anderen Orte gefunden. Unter leßteren ſpielen die Kriechtiere eine bedeutende Rolle; ſie vertreten gewiſſermaßen die auf den Fnſeln faſt fehlenden Säugetiere, insbeſondere die pflanzenfreſſenden. Nux wenige Arten ſind dort heimiſch; jede einzelne Art aber tritt oder trat wenigſtens no< vor wenigen Fahrzehnten ungemein zahlreich auf. Beſonders beachtenswert ſind vier zur Leguanfamilie zählende Shuppenechſen und unter ihnen wiederum zwei höchſt merkwürdige, die durch ihr Gebiß, die Geſtalt ihres Kopfes und deſſen Beſchildungsweiſe, die Stärke der Kopfknochen und den Mangel eines Kehlſa>es erheblich von den ihnen nähſtverwandten Leguanen abweichen. Beide kommen in ihrem allgemeinen Baue miteinander überein und haben in ihren Sitten ebenfalls manches gemein. Keine von beiden iſt beſonders bewegungsfähig; beide ſind Pflanzenfreſſer, obgleich ſie ſich verſchiedene Nahrung wählen: die eine aber lebt auf dem Lande, die andere iſt auf das Waſſer angewieſen und, was das merkwürdigſte, die einzige Schuppenechſe, die mit Recht ein Seetier genannt werden darf, die einzige, die aus\{ließli<h von Waſſerpflanzen lebt.

Die Meerechſe, wie wir ſie nennen wollen (A mblyrhynchus cristatus, Hypsilophus und Oreocephalus cristatus, Amblyrhynchus ater), die einzige Vertreterin der Gattung A mblyrhynchus, iſt ein ſehr großer Leguan, deſſen Geſamtlänge 135 cm bei 80 cm Schwanzlänge beträgt, und deſſen Gewicht bis zu 12 kg anſteigen kann. Der kurze und breite Kopf fällt ſeitlih ſteil ab, verſhmälert ſi< na< vorn und ſenkt ſih, von der Seite geſehen, raſh und bogenförmig von der Stirngegend nah dem vorderen ſtumpfen Schnauzenrande zu. Um ſie zu kennzeichnen , entnehme ih F. Steindachner, der eine beſondere Abhandlung über die Schuppenechſen der Galapagosinſeln geſchrieben hat, das Nachſtehende: Die ganze Oberſeite des Kopfes iſt mit viel-, meiſt 4—bſeitigen, an Größe veränderlichen Schilden moſaikartig beſet; die größten, kegelförmig, ja dornartig vorragenden Schilde liegen in der vorderen Kopfhälfte, die kleinſten auf der oberen Augende>e. Die ſeitlih und ziemli<h hoh mündenden eirunden Naſenlöcher ſind ſchräg von unten und vorne na oben und hinten geſtellt und mit einem erhöhten häutigen Nande umgeben, um welchen nah außen fleine Schilde liegen. 9—10 fünfe>ige Schilde bekleiden die Oberlippe.

Brehm, Tierleben. 3. Aufloge. VIT. 6