Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

770 Zweite Drdnung: Shwanzlurche; erſte Familie: Molche.

und im Herbſte, außerhalb ihrer Verſte>e, während des Sommers aber nux nah Gewitterregen, die in der Umgegend von Genua zu dieſer Jahreszeit ſelten fallen. Viel häufiger ſieht man ſie an ſhönen und ſtillen Wintertagen, ſelbſt im Januar. Ameiſen und fleine Spinnen bilden ihre Hauptnahrung. Jn den erſten ſ<hönen Frühlingstagen, alſo im März, begeben ſie ſi< in das Waſſer, um hier ihre Eier abzulegen, und man bemerkt dann die Weibchen hier und da in den erwähnten Tümpeln. Die unter ihnen, die zuerſt ankommen, wählen ſi< die beſten Pläße, nämlih die Felswände die dem Anpralle des Waſſers entgegengeſeßt ſind und den an ihnen angeklebten Eiern auh nach einem Regenguſſe die Sicherheit gewähren, niht weggeſhwemmt zu werden. Sind die beſſeren Pläße einmal beſet, ſo müſſen ſih die ſpäter ankommenden Weibchen mit denen begnügen, die übrigbleiben, und ſie ſeßen ihre Eier ab, wo ſie können, auf die im Waſſer liegenden Äſte oder Zweige und die am Boden befindlichen Blätter. Sehr häufig werden ſolche Eier in großer Anzahl weggeſhwemmt und im Meere begraben, und ebenſo, obſchon viel ſeltener, geſchieht es, daß ſie dur< Eintro>nen der Tümpel zu Grunde gehen. Nach Leſſonas Beobachtungen begeben ſi<h nur die Weibchen in das Waſſer; wenigſtens hat weder genannter Forſcher noh einer ſeiner Gehilfen jemals ein Mäunchen hier geſehen. Die Begattung muß alſo auf dem Lande erfolgt und eine innerliche, d. h. vollſtändige, ſein. Die gelegten Eier ſind von einer ähnlichen Maſſe umgeben wie die der Fröſche und erleiden auh ohne erheblihen Unterſchied dieſelben Veränderungen, Furchungen, mit einem Worte, dieſelbe Entwi>kelung. Bei einer Wärme von 15 Grad zeigt ſih nah 48 Stunden die erſte Mittelfurche, 24 Stunden ſpäter der Rü>kenwulſt, und fortan geht die Entwitelung den gewöhnlichen Gang. Nach Verlauf von 20 oder 22 Tagen befreit ſih die Larve, die ſih bereits am 10. oder 12. Tage zu bewegen begann, aus ihrer ſ{<leimigen Hülle und fällt gleihſam erſhöpft auf den Boden des Gewäſſers hinab, um hier, ohne irgend welche Luſt zur Bewegung zu bekunden, ungefähr 2 Tage zu ruhen. Berührt man ſie, jo ſ{<hwimmt ſie mit Hilfe ihres Schwanzes außerordentlih ſ{<nell dur< das Waſſer, hält aber bald wieder an und fällt von neuem in die Tiefe hinunter. Am 3. Tage nach ihrem Ausſchlüpfen ſieht man ſie auf dem Bauche liegen und bemerkt, daß ſie ſih mit Hilfe von zwei als Saugſcheiben wirkenden Anhäng]eln befeſtigt hat. Am 18. Tage ihres Lebens ſind bereits die Zehen gebildet und gegen den 50. oder 52. Tag hin iſt die Entwidelung beendet. Jm allgemeinen ſind die Larven des Brillenſalamanders viel träger und ſeßhafter als die der Fröſche. Lange Zeit liegen fie am Grunde des Waſſers auf einem Steine und erheben ſi< nux dann und wann, um eine Beute wegzunehmen. Nach Anſicht Leſſonas unterliegt es keinem Zweifel, daß ſie ſih ausſchließli<h von kleinen Tieren nähren, alſo fleiſchfreſſende Geſchöpfe ſind. Leſſona hat ſelbſt geſehen, wie ſie Kerbtierlarven verſhlangen, aber auh auf anderem Wege erfahren, daß ſie ohne tieriſhe Nahrung zu Grunde gehen. L. Camerano nämlih kam, nachdem ex faſt alle von ihm gefangen gehaltenen Salamandrinenlarven verloren hatte, auf den Gedanken, den übriggebliebenen, etwa 40 Tage alten, Fleiſch anzubieten, ſchnitt es in außerordentlih feine Streifen, befeſtigte dieſe an Drähte und bewegte ſie im Waſſer, um ihnen den Anſchein einer lebenden Beute zu gewähren: die Larven verſhlangen die Biſſen mit Begierde und wurden nunmehr 15 Tage lang regelmäßig mit rohem Fleiſche gefüttert, vollendeten auh ungefähr am 55. Tage ihres Lebens ihre Verwandlung. Die Kiemen waren 5 Tage vorher faſt gänzlich eingeſhrumpft, und die Larven erſchienen jeßt wiederholt an der Oberfläche des Waſſers um Luft zu ſchöpfen, hatten dies aber auh {hon früher mehrfach gethan. Jm Juni findet man an geeigneten Orten bereits überall junge, diesjährige Brillenſalamander, und {hon im nächſten Jahre haben ſie ihre volle Größe erreicht. Sie laufen langſam und ſhwimmen mit ſeitlichen S<hlangenbewegungen, aber doh niht kräftig