Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Kragenechſe. Segelechſe. 63

herausgefordert oder geſtört wird, geht ſie langſam ihres Weges dahin, den „Stuart“-Kragen zuſammengefaltet und angelegt; ſie gehört aber zu den leiht erregbaren Geſchöpfen und ſpannt ihren Schirm auf, ſobald ſie erſhre>t wird. Zunächſt pflegt ſie unter ſolchen Umſtänden einem Baume zuzueilen; wird ſie aber bis. hierhin verfolgt und geſtellt, ſo drückt ſie ſi mit dem Hinterteile nieder, erhebt den Vorderteil und den Kopf fo hoch, wie ſie kann, ſ{<lägt auh wohl den Schwanz unter den Leib, zeigt nunmehr dem Gegner ihr furhtbares Gebiß, macht auch von dieſem den wirkſamſten Gebrauch, da ſie ihrem Angreifer kühn zu Leibe geht und in alles, was ihr vorgehalten wird, wütend beißt. Gray verſichert, daß die mutige Echſe einen ihr angebotenen Kampf ſtets annimmt, ſich brav zeigt und dem ungewohnten oder ungeſchi>ten Europäer wirklich Furcht einzuflößen weiß, da ſie es keineswegs immer bei der Verteidigung bewenden läßt, ſondern gelegentlih au< zum Angriffe übergeht. Jhren Kragen ſcheint ſie niht bloß zu benußen, um den Feind zu erſchre>en, ſondern auc als Schild für Rumpf, Gliedmaßen und Schwanz zu verwenden. Ch. W. De Vis, der uns über die Muskeln, die den Kragen in Bewegung ſeßen, Mitteilungen gemacht hat, ſpricht dagegen die Vermutung aus, daß dieſer als Schallbecher dienen und gleihſam eine rieſengroße Ohrmuſchel darſtellen möge.

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Die Segelehſen (Lophura) kennzeihnen ſih dur<h gedrungenen, aber hohen, von den Seiten her zuſammengedrü>ten Leib, kurzen, diden Kopf, ſehr langen, ſtarken Shwanz, fräftige Beine und Füße, deren lange Zehen am Rande mit lappig vorſpringenden Schuppen beſegt ſind, vornehmlich aber durch den längs der Mittellinie des Rückens verlaufenden Schuppenkamm, der ſi< auf der Wurzelhälſte des Schwanzes bedeutend erhöht, zu einem Segel verſchmilzt und hier von den hohen Dornfortſägen der Wirbelknochen getragen wird. Die Bekleidung beſteht aus kleinen, vierſeitigen Schuppen, die auf dem Kopfe und auf dem NRüen gekielt ſind. Im Gebiſſe zählt man 6 kleine Kegelzähne vorn im Kiefer, 4 lange Fangzähne und je 18 Backenzähne. Am Oberſchenkel zeigt ſich eine Reihe von Schenkelporen.

Einziger Vertreter dieſer Gattung iſt die Segelehſe (Pophura amboïinensÌis, Lacerta, Iguana, Basîliscus, Hydrosaurus und Istiurus amboinensis, Abbildung S. 64), eine ſehr große, mehr als meterlange Baumechſe von olivenbrauner Färbung, die an Kopf und Hals ins Grünliche übergeht und mit ſhwarzen Fle>en und Marmorzeichnungen überde>t iſt. Eine Hautfalte in der Schultergegend iſt tief hwarz. JFhr Vaterland ſind die Philippinen, Java, Celebes und die Molukken. Nach Europa kamen Stücke zuerſt von Amboina.

Valentijn hat uns am Anfang des vorigen Jahrhunderts Mitteilungen über die Segelechſe gemacht. Jhr Aufenthaltsort iſt Wald oder Gebüſch in der Nähe von Flüſſen. Die Nahrung beſteht außer in Körnern, Blättern, Blumen und Beeren auh in Waſſerpflanzen, Würmern, Tauſendfüßen und dergleichen. Wird das Tier erſchre>t, ſo ſtürzt es ſi<h ins Waſſer und verbirgt ſih hier unter Steinen, läßt ſich aber mit einem Nebe, ja mit der Hand fangen, da es ſehr dumm, fur<htſam und gar nicht böſe iſt. Die Eier werden in den Sand gelegt. Die Eingeborenen ſtellen ihm wegen ſeines weißen Fleiſches, das einen angenehmen Wildgeſhma> haben ſoll, eifrig nach.

Wüſte Gegenden Nordafrikas und Südaſiens beherbergen große und plumpe Agamen: die Dornſchwänze (Uromastix). Die Kennzeichen der Gattung ſind zu ſuchen in dem dreiſeitigen, platt gedrüten, faſt ſchildkrötenartigen Kopfe, deſſen kurzer Schnauzenteil ſtumpf abgerundet iſt, dem plumpen, kurzen, breiten und niedrigen Leibe und dem ebenfalls