Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

78 Erſte Ordnung: Stachelfloſſer; fünfzehnte Familie: Shwertfiſche.

Durchgang des Sehnerves offen laſſen. Die Floſſen verdienen ebenfalls Beachtung, weniger ihrer abſonderlihen Vildung wegen als deshalb, weil ſie bei jungen Fiſchen anders geſtaltet ſind als bei alten. Doch gibt es auh Arten, die ſozuſagen au< im Alter die Merkmale der Jungen zeigen. Da die Lebensweiſe aller Shwertfiſhe durhaus übereinſtimmend zu ſein ſcheint, können wir auf dieſe Verhältniſſe ſhon an dieſer Stelle eingehen.

Bei den Meerſchwertern (Xiphias) iſt der Leib vorn verhältni8mäßig kräftig, die vorn hohe, ſichelförmig geſtaltete erſte Rückenfloſſe ſheinbar geteilt, in Wahrheit aber vereinigt, weil ſih in der Regel bloß die vorderen Strahlen in einer bedeutenderen Länge erhalten; eine Bauchfloſſe iſt niht vorhanden, die Afterfloſſe groß und halbmondförmig, während die Bruſtfloſſen Sichelgeſtalt zeigen. Bei den Seglerfiſchen (Histiophorus) hingegen erhebt die erſte Nückenfloſſe ſi<h vielmehr wie ein Segel oder Fächer über den Rücken, und die Länge ihrer Strahlen übertrifft den Durhmeſſer des auh vorn niht beſonders verdi>ten Leibes wenigſtens drei- bis viermal; ihre lezten Strahlen ſ{<melzen faſt mit der zweiten Rückenfloſſe zuſammen; eine aus zwei langen, fadenförmigen Anhängſeln gebildete Bauchfloſſe iſt vorhanden, die Afterfloſſe verhältnismäßig größer als bei den Meerſchwertern, au< noch vollkommener halbmondförmig geſtaltet. Auf andere Gattungen brauchen wir niht näher einzugehen, weil ſie gleihſam eine Mittelbildung zwiſchen den beiden zeigen.

Ein Vertreter der Meerſchwerter iſt der faſt in allen Sprachen gleih benannte Shwertfiſh (Xiphias gladius und rondeletii), ein ſ{hön und ſ{<lank gebauter, gewaltiger Fiſch, der keine Schuppen beſißt, ſondern mit einer rauhen Haut bekleidet iſt. Die Färbung der Oberſeite iſt warm purpurblau mit bräunlichem oder rötlihem Schimmer und geht na<h dem Bauche hin in ein unreines, oft auh matt bläulihes Weiß über, das häufig einen ſ{hönen Silberglanz zeigt. Die Floſſen ſind \cieferblau, ſilbern ſchimmernd, der Schwanz iſt ſtumpf ſhwarzblau gefärbt; die Augen ſind dunkelblau. Die dur<hſhnittliche Größe beträgt 2,5—83 m und das Gewicht 150—200 kg, doh kommen auh Stüce vor von 4 m und in ſehr ſeltenen Fällen vielleiht auh von annähernd 5 m Länge, deren Gewicht bis zu 350 ke anſteigen kann. Berichte über wahre Ungeheuer von noh bedeutenderer Länge und höherem Gewichte ſind mit Vorſicht aufzunehmen. Ein Viertel bis ein Drittel der Geſamtlänge entfällt auf das Schwert, das die gefährlihe und geſchi>t gebrauchte Waſfe des Fiſches bildet.

Das Verbreitungsgebiet des Schwertfiſches hat bisher noh niht mit Sicherheit begrenzt werden können, iſt aber immerhin ſehr groß. Es erſtre>t ſi<h im Atlantiſhen Meere ungefähr von den Shetland-Fnſeln und der Südküſte Neufundlands bis zum Kap Horn und, nah Lütken, auh bis zum Kap der Guten Hoffnung, im Stillen Meere von der Weſtküſte Südamerikas und Unterkaliforniens bis mindeſtens nah Neuſeeland, und vielleicht dur< das Fndiſche Meer bis nah Mauritius, wo der Shwertſiſch jedenfalls beobachtet worden iſt. Er bewohnt ferner ſtändig das Mittelländiſche Meer, iſt namentlich um Sicilien nicht ſelten, wird auh bei Genua und Nizza während des ganzen Jahres gefangen und \hweiſt oſtwärts manchmal bis nah Konſtantinopel, ſoll, nah Aelian, ſogar nicht ſelten bis in das Schwarze Meer und man<hmal bis in die Donau vorgedrungen ſein. Jm Sommer beſucht er auch die Oſtſee und verirrt ſih gelegentlih an der Weſtküſte Skandinaviens entlang bis zum Nordkap. Nach der Zuſammenſtellung von G. Brown Goode erſcheint er alljährlih Anfang Juni in großer Anzahl an den Oſtküſten der Vereinigten