Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

Seeſchmetterling. Schan. 151

Der Shan oder die S<hleimler<he (Blenninus pholis, Pholis laevis, Adonis pholis) iſt ein im Mittelländiſchen und Atlantiſchen Meere häufiger, auch an den britiſchen Küſten keineswegs ungewöhnlicher Fiſh von 15 em Länge und höchſt veränderlicher, nah dem Grunde und anderen Zufälligkeiten ſih rihtender Färbung. Von mehr als 20, die Montagu zu gleicher Zeit unterſuchte, fand er niht 2 vollkommen übereinſtimmende; einige waren zierlih mit rotbraunen Fle>en gezeichnet, andere einfarbig, andere gänzlich ungemuſtert, andere glei{hfarbig dunkel oben und unten. Fm allgemeinen Fann man jedo< ſagen, daß der Leib auf grünlichem Grunde braun gefle> und gemarmelt iſt. Fn der Rüenfloſſe zählt man 31, in der Bruſtfloſſe 13, in der Bauchfloſſe 2, in der Afterfloſſe 19, in der Shwanzfloſſe 11 Strahlen.

Da dem Schane die Shwimmblaſe fehlt, hält er ſi, laut Couch, nur auf dem Grunde des Waſſers auf und erwählt ſi einen paſſenden Stein oder Felsblo>, in deſſen Spalten er Zuflucht findet vor Raubvögeln und ihm feindlichen Fiſchen, freilih mit Ausnahme der Scarben, deren langer Greifſhnabel ihn auch aus ſeinen Verſte>pläßen hervorzuziehen weiß. Wenn das Meer zur Ebbezeit zurücktritt, ſammeln ſi viele dieſer Fiſche zwiſchen den Steinen oder in kleinen Pfüßen; die älteren unter ihnen verlaſſen das Waſſer auh wohl gänzlich und kriehen mit Hilfe ihrer Bruſtfloſſen über weite Stre>en weg, merkwürdig raſh und gewandt entſprechenden Höhlen zu, je einer in eine, und erwarten hier die Rü: kehr der Flut. Werden ſie entde>t oder geſtört, ſo ziehen ſie ſi< mit einer eigentümlichen Bewegung ihres Leibes in den hinteren Teil des Hohlraumes zurü>. Schon Montagu beobachtete, daß ſie außerordentlich lebenszähe ſind und tagelang außerhalb des Waſſers auf feuchtem Sande oder in naſſem Mooſe und Graſe leben können; Couch beſtätigt dieſe Angaben und verſichert, in einer ganz tro>enen Büchſe derartige Fiſche über 30 Stunden lang am Leben erhalten zu haben. Dagegen wird ihnen Süßwaſſer verderblih; ſie ſterben binnen wenigen Minuten, nachdem ſie in ſolches gebraht wurden. Faſt ſcheint es, als ob es Bedürfnis des Schanes ſei, zeitweilig auf tro>enem Grunde zu liegen. Ein gefangener, den Noß in einem mit Seewaſſer gefüllten Goldfiſchglaſe hielt, wurde nah einigen Stunden außerordentli<h unruhig und warf ſi< wiederholt über die Oberfläche des Waſſers empor. Dies bewog den Beobachter, einen größeren Stein in das Glas zu legen, der teilweiſe die Oberfläche des Waſſers überragte. Augenbli>lih hüpfte der Schan zu dieſem tro>enen Teile empor und verweilte hier mehrere Stunden. Dur wiederholte Beobachtungen erfuhr Noß, daß der gefangene Fiſh genau die Gezeiten einhielt, d. h. ſi< mit Beginn der Ebbe auf ſeinen Stein begab und mit Eintritt der Flut wieder ins Waſſer verfügte. Nach Greatwoods Beobachtungen bemerkt man den Farbenwe<hſel des Schanes bei dieſer Ortsveränderung ſehr deutlih. Jm Waſſer ſieht er blaßbraun aus; in der Luft wird die Färbung dunkler, und es erſcheint eine Reihe weißer Fle>en längs der Seitenlinie.

Die langen und kräftigen Schneidezähne befähigen den Fiſh, Muſcheln und andere Weichtiere, ſeine eigentliche Nahrung, von den Felſen loszulöſen; doch ſcheint er auh andere freiſhwimmende Tiere niht zu verſchonen, weil gefangene eine ſtets rege und vielſeitige Freßluſt zeigten. Einer, den Guyon hielt und ungefähr ein halbes Fahr beobachtete, ver{lang mit gleicher Gier Weichtiere, Spinnen, Tauſendfüße, Käfer, überhaupt jedes ſich bewegende Tierchen und außerdem Fleiſh von Säugetieren und Vögeln.

Jn einer Hinſicht erinnert der Schan an die Schollen und auh an die Chamäleons; er bewegt nämlih jedes ſeiner Augen unabhängig von dem anderen.

Die Laichzeit fällt in den Hochſommer. Unſer Fiſchchen wählt ſi eine kleine Höhlung in Felſen aus, gewöhnlich eine, die etwas über der niedrigſten Flutmarke liegt, und leg: hier ſeine halbrunden, glänzenden, bernſteingelben Eier ab, die ſehr bald ausſchlüpfen.

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