Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

152 Erſte Ordnung: Stachel floſ ſer; ſe<8unddreißigſte Familie: Shleimfiſche.

Die engliſchen Fiſcher benennen einen Shleimfiſh nah dem oberſten Seitenbalken eines Fahrzeuges, die ſ<wediſchen und norwegiſchen nach der Klinge eines Shwertes; erſtere nennen ihn deshalb Gunnel (Gunwale), leßtere Schwert- oder Klingenfiſh. Dieſen Namen wollen wir beibehalten, weil er in der That nicht übel gewählt iſt. Die Klingenfiſche (Centronotus) ſind kenntli<h an ihrem langen, ſeitli<h zuſammengedrü>ten Leibe dem kleinen Kopfe, der die ganze Oberſeite einnehmenden niederen Rüenfloſſe, der bis auf einen einzigen Strahl verkümmerten Bauchfloſſe, den Hechelzähnen in den Kiefern und den Samtzähnen auf Gaumenbein, Pflugſcharbein und Zunge.

Vertreter der Klingenfiſche iſt der Butterfiſch (Centronotus gunellus und muraenoides, Blennius gunellus, europaeus, maculis und muraenoides, Pholis gunellus, Muraenoides guttata, Gunellus vulgaris und ingens), ein Bewohner des Eismeeres und der Gewäſſer an den nördlichen europäiſhen Küſten An Länge ſoll er bis 25 cm erreihen; die meiſten Stü>e meſſen jedo<h niht über 20 cm. Die Grundfärbung iſt eine Miſchung aus Purpur und Gelbbraun, die an Kehle und Bauche verblaßt und längs des Nüd>ens mit 9 — 12 deutlihen, runden, weiß eingefaßten Fle>en, im übrigen mit unbeſtimmten Wolkenfle>en gezeihnet wird. Erſtere Fle>en ſtehen bei einzelnen Stü>en auf der Nüenfloſſe, zuweilen auf dieſer und dem Rü>en. 78 ſtahlige Strahlen ſpannen die Rüenfloſſe, 11 die Bruſtfloſſe, 1 Stummel und 1 Strahl die Bauchfloſſen, 2 ſtummelhafte und 43 ausgebildete die Afterfloſſe, 15 die Schwanzfloſſe; die Anzahl derer, die ZUL Rüd>en- und Afterfloſſe gehören, iſt jedoh mannigfahem Wechſel unterworfen.

Wie andere ſeiner Familie bevorzugt der Butterfiſch felſigen Grund zu ſeinem Aufenthalte, findet ſih jedo< zuweilen auh auf Stre>en, wo der Boden mit weichem Schlamme bede>t iſt. Bei tiefer Ebbe ſieht man ihn in kleinen Pfüßen oder unter Steinen und zwiſchen Seetang liegen, gleihſam die rü>kehrende Flut erwartend. Längerer Waſſermangel bereitet ihm keine Unbequemlichkeit; doh ſeßt er ſih minder rü>ſihtslos als ſeine Verwandten der tro>enen Luft aus, ſut ſih vielmehr zwiſchen den Steinrißen und im Tange die ihm nötige Feuchtigkeit zu verſchaffen. Seine Bewegungen im Waſſer ſind ſehr raſh und gewandt; es hält daher auh ſ<hwer, ihn hier und ſelbſt in ſeihten Pfützen zu fangen. Zu ſeiner Gewandtheit kommt noh die außerordentliche Glätte des Leibes die es erſhwert, ihn feſtzuhalten; auch iſt er klug genug, bei längerer Verfolgung ſo raſch wie mögli ſih in Felsſpalten zu verſte>en. Seine Nahrung beſteht ebenfalls aus kleinen Weichtieren, Fiſhbrut und Fiſhlaich; er ſcheint jedoh niht ſo gefräßig wie andere Verwandte zu ſein. Über die Fortpflanzung finde ih keine beſtimmte Angabe.

Viele Raubfiſche und Seevögel ſtellen dem Butterfiſhe nah; Scharben und Taucher verfolgen ihn während der Flutzeit, Möwen und Verwandte während der Ebbe. Einer ſeiner ſ{limmſten Feinde ſoll der Seeſkorpion ſein, der dieſelbe Örtlichkeit bewohnt und mit dem ihm gegenüber wehrloſen Klaſſenverwandten wenig Umſtände macht. Von dem Menſchen hat der Butterfiſh wenig zu fürhten. Sein Fleiſch iſt zwar niht ſ{hle<t, er iſt aber zu klein, als daß der Fang die Mühe lohnte. Bloß die Grönländer erbeuten ihn zuweilen, um ihn für den Winter zu tro>nen, und die Fiſcher nehmen ihn auf, wenn ſie keinen beſſeren Köder zum Anlo>en größerer Fiſche zu finden wiſſen.

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Beſondere Beachtung verdient die Aalmutter, auh Aalmöwe genannt (Zoarces viviparus, Blennius viyiparus und ovoviviparus, Gunellus, Zoarcaeus und EncheIyopus viviparus, Abbildung S. 138), welche die Gattung der Gebärfiſhe (Zoarces) vertritt und zu den wenigen Fiſchen gehört, die vollkommen entwid>elte, lebensfähige Junge