Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

Butterfiſh. Aalmuttexr. 158

zur Welt bringen. Die Merkmale der Gattung liegen in dem verlängerten, etwas zuſammengedrüdten Leibe, den kleinen, einzeln ſtehenden, punktförmigen, unter der Haut zerſtreuten Schuppen, der ebenfalls faſt die ganze Oberſeite einnehmenden Rückenfloſſe, der aus 2—3 Strahlen gebildeten, an der Kehle ſtehenden Bauthfloſſe, den langen und {malen Bruſtz floſſen und der über die Hälfte des Untexleibes ſich erſtre>enden Afterfloſſe, die, wie die Nükenfloſſe, unmittelbar in die Shwanzfloſſe übergeht. Die kegelförmigen Zähne ſtehen in einer Reihe an den Seiten der Kinnladen; Gaumen und Zunge ſind unbewehrt. Die Kiemenhaut hat 6 Strahlen. Erwähnenswert iſt noh eine kleine Warze hinter dem After, in der ſich die doppelten Ausführungsgänge für Samen und Eier befinden. Sie {hwillt während der Laichzeit auf und ſcheint als ein Werkzeug der Begattung zu dienen, obgleih man, wie ſchon bemerkt, hierüber no< keine beſtimmten Beobachtungen gemacht hat. Die Länge \<wankt zwiſchen 20 und 40 em; Stücke von der leßtangegebenen Größe gehören jedo< zu den Seltenheiten. Die Grundfärbung iſt ein blaſſes Braun, das auf dem Rütten und an den Seiten dunkler gefle>t und gebändert, auf der Unterſeite hingegen einfarbig wird. Die Bänderung erſtre>t ſi< auh auf die Rüenfloſſe, die CEinfarbigkeit auf Bruſt- und Bauchfloſſe. Jn der Rü>ken-, Shwanz- und Afterfloſſe zählt man etwa 200, in der Bruſt: floſſe 18, in der Bauhfloſſe 3 weihe Strahlen. Das Verhältnis zwiſchen den drei erſt: genannten iſt ungefähr ſo, daß 109 Strahlen auf die Nü>kenfloſſe, 8$—10 auf die Shwanzfloſſe und einige 80 auf die Afterfloſſe kommen.

Man hat die Aalmutter bisher nur in den nordiſ<hen Meeren, namentlich in der Nordund Oſtſee und im Kanale gefunden; unter den Fiſchen Fslands und Grönlands wird ſie niht aufgeführt. Ausnahmsweiſe ſteigt ſie auh in Flüſſen empor, iſt beiſpielsweiſe bei Spandau in der Havel gefangen worden. Sie iſt häufig an geeigneten Stellen der engliſchen Küſte, aber auh in der Oſtſee ein ſehr bekannter Fiſh. Zu ihrem Aufenthalte wählt ſie ebenfalls ſteinigen Grund, lebt überhaupt nah Art ihrer Verwandten, viel: leiht mit dem Unterſchiede, daß ſie ſih mehr als dieſe zwiſhen dem Tange verbirgt. Zur Nahrung wählt ſie ſih kleine Fiſhe, Muſcheln, Würmer und Laich.

Um die Zeit der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche ſind die Eier der Weibchen noch fehr flein, um Mitte Mai bedeutend größer, rot von Färbung und weih. Um dieſe Zeit bemerkt man auch bereits zwei Punkte an ihnen, die Augen des ſi<h entwi>elnden Keimes, der in einer beſonderen Hülle des Eies eingeſchloſſen liegt. Gegen den Herbſt hin haben die Keimlinge ihre Entwickelung vollendet und werden nun, einer nac dem anderen, geboren, d. h. in vollkommen ausgetragenem Zuſtande, mit dem Kopfe voran, dur die Öffnung des Cierganges ausgeſtoßen. Yarrell ſagt ſehr richtig, daß bei einem ſehr hohträchtigen Weibchen der geringſte Dru> genüge, die Jungen aus dem Jnneren des Leibes ihrer Mutter hervorzubringen, daß er dies ſelbſt no<h an einem Weibchen, das monatelang in Weingeiſt aufbewahrt worden war, zu thun vermocht habe. Zuweilen verlangſamt ſich die Entwiéelung, ſo daß der Sag erſt im Februar ſtattfindet. Die Jungen haben bei der Geburt eine Länge von 3 cm, erreichen aber, nah Neill, fajt das Doppelte dieſes Maßes, wenn die Mutter ſelbſt eine beträhtlihe Größe hat. Obgleich vollkommen lebensfähig, ſind ſie doh noh ſo durchſichtig, daß man mit einem wenig vergrößernden Glaſe den Blutumlauf im JFnneren wahrnehmen kann. Sie wachſen raſh heran und erreichen ſchon in den exſten 14 Tagen das Dreifache ihrer urſprünglichen Größe. Ein Weibchen mag über 200 Junge zur Welt bringen.

Jn gut eingerichteten Seewaſſerbe>en kann man das Gebären tragender Aalmuttern bequem beobachten. Dex ohnehin träge Fiſch pflegt {hon mehrere Stunden vor der Geburt ſeiner Fungen einen beſtimmten Plaß im Becken einzunehmen und verweilt auf dieſem fortan regungslos, bis alle oder doh die meiſten Jungen zur Welt gekommen ſind. Lebtere