Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

156 Erſte Ordnung: Stachelfloſſer; neununddreißigſte und vierzigſte Familie: Pfeilſ<hnäbel 2c.

Vezeichnend für das indiſche Reih und nahezu darauf beſchränkt ſind die Pfeilſhnäbel (Mastacembelidae), lange, aalartige Süßwaſſerfiſhe mit ſehr kleinen Schuppen und verlängertem Oberkiefer. Zwei Gattungen mit zuſammen 13 Arten ſind befannt. Die S. 155 abgebildete Art, der Wehrſchnabel (Mastacembelus armatus), iſt neben einigen anderen außerordentlich häufig und erreicht eine Länge von 60 cm. Jn Meſopotamien, Syrien und Weſtafrika gibt es verſprengte Arten derſelben Gattung.

Die Pſeilhechte, überall, wo ſie vorkommen, von den Seeleuten und Fiſchern Barracudas genannt (Sphyraenidae), die unter den Meeräſchenförmigen (Mugiliformes) obenan geſtellt werden, verdienen ihren Namen, weil ſie wirkli< mit den Hechten eine gewiſſe Ähnlichkeit haben, ſowohl was die Geſtalt als au<h was den Zahnbau anlangt. Der Leib iſt langgeſtre>t, faſt walzenförmig, und mit kleinen, ganzrandigen Schuppen bekleidet, der Kopf ſpißig, das Maul weit, die erſte Rücenfloſſe von der zweiten getrennt, dieſe wie die After- und Bruſtfloſſe weit nach hinten gerü>t; die Zähne ſind ſtark hakenförmig und ſpißig, zwei, die an der Spige der Kinnladen ſtehen, zu wahren Fangzähnen umgebildet.

Auch über die Lebensweiſe der Pfeilhe<hte, von denen man noh etwa 15 einer einzigen Gattung angehörige Arten kennt, wiſſen wir wenig. Sie bewohnen die Meere des heißen und der gemäßigten Gürtel, leben meiſt im hohen Meere, ohne jedoch die Nähe dex Küſten gänzlih zu meiden, und ſind äußerſt dreiſte und furhtbare Raubfiſche, die einzig und allein lebende Tiere verfolgen. Die größeren Arten zerſtü>keln mit einem einzigen Biſſe ihre Beute, erproben ihr kräftiges Gebiß nicht allzu ſelten ſelbſt an dem Menſchen, können dieſen jogar umbringen. Fhr Fleiſch iſt geſhäßt, jedo<h niht immer genießbar.

Fm Mittelländiſchen Meere lebt der Pfeilhecht (Sphyraena vulgaris, viridensis, borealis, guachancho, spet und becuna, Esox sphyrena und becuna; Abbildung S. 125), von den Anwohnern geradezu Hecht genannt, ein Fiſh von 1 m Länge, dunkel bleifarbigem Rücken und ſilberweißer Bauchfärbung, mit braunen Floſſen, von denen die erſte Nükenfloſſe 5, die zweite 9, die Bruſtfloſſe 13, die Bauchfloſſe 1 harten und 5 weiche, die Afterfloſſe 9, die Schwanzfloſſe 17 Strahlen trägt.

Entſprechend der geſtre>ten Geſtalt und dem gewaltigen Gebiſſe iſt der Pfeilhecht ein furchtbarer Räuber, der mit reißender Schnelligkeit die Wellen durchzieht, aber faſt nur geradlinig fortſhwimmt, weshalb ſhon die Alten ihn mit einem Pfeile verglichen. Sein derbes Fleiſch wird gegeſſen, niht aber auh geſchäßt.

Jn dem Meere um die Antillen wird der Pfeilheht vertreten durch die Barracuda (Sphyraena picuda oder barracuda, Esox barracuda), einen rieſigen Gattungs8verwandten, der 8 m an Länge erreichen ſoll und oberſeits grünlich bleigrau, unterſeits ſilberig gefärbt, oft auch ſeitlih mit großen braunſhwarzen Flecken gezeihnet iſt.

Dieſer Fiſch wird, falls die Angaben dortiger Schriftſteller richtig ſind, niht minder gefürchtet als der Hai, weil er ſeine Raubſucht ſogar am Menſchen bethätigt, frech in die Häfen eindringt, badende Leute ergreift und auffrißt; Dutertre behauptet ſogar, daß er gefährlicher ſei als der Hai, da Lärm ihn niht abſchre>e, ſondern herbeiloÆe. Au Pechuel-Loeſche iſt dieſe Angabe in Weſtindien allgemein beſtätigt worden; als er am