Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, page 387

Huchen. Stint. 347

allein dur< bedeutende Größe, ſondern au<h dur< Eigenheiten ihrer Lebensweiſe. Die einen wie die anderen treten in Deutſchland lü>enhaft und in verſchiedenen Jahren in erheblih ſ{<wankender Anzahl auf. Beſonders häufig erſcheint der ſogenannte Seeſtint in den Mündungen der Elbe und Weſer, ſelten dagegen an der ganzen holſteiniſchen, me>lenburgiſhen und pommerſchen Küſte, wogegen er im Kuriſchen Haffe ſih meiſt in außerordentliher Menge einfindet. Das leßtgenannte Haff bevölkert aber auh der ſogenannte Flußſtint, der anderswo nicht in die See geht und insbeſondere die Landſeen Oſtpreußens, Pommerns, Brandenburgs, Me>lenburgs und Holſteins bewohnt. Der eine wie der andere bildet ſtets zahlreiche Geſellſchaften, hält ſi< während des Winters in der

Tiefe der Gewäſſer verborgen und erſcheint erſt im März und April in den oberen

Stint (Osmerus eperlanns). % natürl. Größe.

Sichten der Gewäſſer, um behufs der Fortpflanzung eine Wanderung in die Flüſſe anzutreten. Die Laichgeſellſchaſten wandern niht ſo weit wie die größeren Lachſe, aber doh immerhin bis in das Herz der Binnenländer, gehen z. B. in der Elbe bis Anhalt und Sachſen, in der Weſer bis Minden, in der Seine bis Paris ſtromaufwärts. Jn manchen Jahren erſcheinen die aus der See kommenden in unſhäßbarer Menge in den Flußmündungen und Haffen, zu anderen Zeiten -treten ſie wiederum nur ſpärlih auf, ohne daß man hierfür dur<ſhlagende Gründe anzugeben wüßte. Laut Beerbohm ziehen ſich andere Fiſche, Aale und Kaulbarſche ausgenommen, aus dem Kuriſchen Haffe zurüd, wenn die hier lebenden Stinte ſi<h maſſenhaft auf den Laichpläßen einfinden. Zu Anfang April legen ſie ihre kleinen gelben Eier auf ſandigen Stellen ab und kehren nah dem Meere oder nach den Seen zurü>. Bleibender Hochwaſſerſtand befördert gedeihlihe Entwi>elung der Eier, Zurücktreten der Laichgewäſſer läßt Milliarden von Eiern nicht zum Ausſchlüpfen gelangen. Geht alles gut, ſo folgen den alten Stinten üm Auguſt die jungen, verweilen aber, wenn ſie ſi< der See zuwenden, laut Yarrell, noch eine Zeitlang in der Nähe der Strommündungen, mit der Flut in den Fluß emporſteigend, mit der Ebbe gegen das Meer hin zurückehrend.