Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5

Gelber Keulentäfer. Gemeiner Totengräber. G5

longicornis) aus einem Fläſchchen in ein anderes zu fremden Ameiſen beſtätigten dieſelbe Beobachtung.

Wunderbar! Die Keulenkäfer ſind einzig und allein auf gewiſſe Ameiſenarten angewieſen, welche leßteren ſie aus ihnen angeborenem Triebe und weil die Anweſenheit derſelben ihnen zugleih einen Genuß darbietet, als ihre Pfleglinge lieben, ſhüßen, ernähren. Die Käfer, dur den Mangel der Augen und Flügel hilfloſer als andere, können nirgends anders als in Ameiſenneſtern leben, wo ſie ſi fortpflanzen und ſterben, ohne ſie je verlaſſen zu haben. Wer hätte ſolche Proben aufopfernder Freundſchaft und Liebe verborgen unter Steinen geſu<t?

Daß die Larve unſeres Keulenkäfers ſechsbeinig ſein müſſe, geht aus der Abbildung eines Puppenbalges hervor, welchen unſer Gewährsmann aufgefunden hat. Derſelbe ſte>t nämlich, wie wir dies auh bei anderen Käfern beobachten können, mit ſeiner Leibesſpibe in der bei der Verpuppung abgeſtreiſten Larvenhaut, und an dieſer bemerkt man noch die Rückſtände von vier Beinchen

Von der Familie der Aaskäfer (Silphidae oder Silphales) läßt ſi< wegen der Verſchiedenheiten des Körperbaues in einer allgemeinen Schilderung nur ausſagen, daß die gewöhnlich elfgliederigen Fühler gegen die Spite hin allmählich di>der werden oder daſelbſt einen ſ<harf abgeſeßten Endknopf tragen, daß die Zunge zweilappig iſt und die Flügelde>en meiſt bis zur Hinterleibsſpiße reihen. Durch die frei heraustretenden, kegel: förmigen Hüften der vier vorderen Beine und durch die ſehs frei beweglihen Bauchringe unterſcheiden ſi< die Aaskäfer von allen anderen fünfzehigen Käfern mit keulenförmigen Fühlhörnern.

Sie finden ſi ſämtli< an Tierleichen ein, ſei es, um ſelbſt davon zu zehren, ſei es, um ihre Eier an dieſelben zu legen, und beſißen als Aasfreunde die nichts weniger als liebenswürdige Eigenſchaft, einen ſtinkenden Saft aus dem After oder dem Maule oder aus beiden zugleih von ſi< zu geben, wenn man ſie anfaßt. Fn Ermangelung jener Leckerbiſſen gehen ſie auh faulenden Pflanzenſtoffen nah oder greifen lebende Fnſekten an, ihresgleichen niht verſhonend. Jhre Bewegungen ſind flink, und ihr Geruchsſinn iſt entſchieden ſehr entwidelt; denn aus weiter Ferne kommen ſie, dur< denſelben geleitet, dahin geflogen, wo ein toter Vogel, ein verendetes Kaninchen, ein Maulwurf, ein Fiſchlein u. a. ihren Verweſungsprozeß beginnen. Man kennt gegen 500 Arten, welche überall auf der Erde verteilt, in den falten und gemäßigten Gürteln abex mit vier Zehnteln ihrer Artenzahl vertreten ſind.

Die Larven ſtimmen in der Lebensweiſe unter ſi< und mit den Käfern überein, aber nicht, wie ſih bei der. Verſchiedenheit dieſer erwarten läßt, in den äußeren Formen; darum werden wir auf ſie bei den vorzuführenden Gattungen zurückkommen.

Der gemeine Totengräber (Necrophorus yespillo) hat mit feinen vierzig und einigen Gattungsgenoſſen, von welchen die meiſten in Europa und Nordamerika leben, folgende Merkmale gemein: Die vier leßten der zehn Fühlerglieder bilden einen kugeligen Knopf. Der große, hinten halsartig verengerte Kopf duckt ſich zum Teil unter das faſt freisrunde, breitrandige Halsſchild. Die geſtußten Flügelde>en laſſen die drei letzten Leibesglieder frei. Die kräftigen Beine, deren hinterſte aus queren, zuſammenſtoßenden Hüſten entſpringen, zeihnen ſi<h dur<h an der Spiße ſtark erweiterte Schienen aus und bei den Männchen durch die Erweiterung der vier erſten Glieder an den Vorder- und Mittelſüßen. Die genannte Art charakteriſieren gebogene Hinterſchienen, ein goldgelb behaarties

Brehm, Lierleben. 3. Auflage. 1X. H 5