Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5

Haut. Färbung. Muskeln. Nerven. Verdauung. 15)

bewegende Kraft erforderli, alſo z. B. im Bruſtkaſten für Flieg- und Kriehwerkzeuge, finden ſi ſelbſtverſtändlih auh die meiſten Muskeln angehäuft, im Hinterleibe kleiden ſie vorherrſchend die Rücken- und Bauchwand zur Verſchiebung der Ringe aus.

Was nun das Nervenſyſtem betrifft, ſo iſt der auf Seite 4 für die geſamten Gliederfüßer hervorgehobene Bau des zentralen Teiles auh für die Fnſekten maßgebend; es ſei dem ergänzend nur noch hinzugefügt, daß im einzelnen eine große Mannigfaltigkeit in der Ausbildung des Bauchmarkes zu beobachten iſt, indem dasſelbe bei den meiſten Larven und den mit freiem erſten Bruſtringe und langgeſtre>tem Hinterleibe verſehenen Geſchlechtstieren eine viel größere Anzahl (bis zehn) von Nervenknoten aufzuweiſen hat, als bei anderen, die mit der Verſhmelzung der Körperringe auch eine ſolche der Ganglien erleiden. Wo dieſelbe ihr höchſtes Maß erreicht, wie bei vielen Wanzen und Fliegen, iſt das geſamte Bauchmark eine einzige, in der Bruſt gelegene Nervenmaſſe. Von dem oberen Knoten des Schlundringes, dem Gehirne, gehen niht nur nah den Augen und Fühlern, ſondern auh nac den Eingeweiden Nerven ab, der etwas kleinere untere Schlundknoten verſorgt die Mundteile, und die Bruſt: und Hinterleibsganglien ſenden an alle übrigen Organe, nament: lih unter Vermittelung eines beſonderen „Sympathicus“, au<h nah den Atmungsröhren ihre Nerven aus. Daneben unterſcheidet man no< ein beſonderes, mit dem Gehirne zuſammenhängendes Eingeweide-Nervenſyſtem, welches aus einem unpaaren und einem paarigen Nerv beſteht und beſondere kleine Ganglien beſizt. Darin, daß die einzelnen Körperringe eigene Nervenzentren beſißen, haben wir den Grund zu ſuchen, warum fein Kerf dur< Abtrennung einzelner Hauptteile des Körpers ſchnell getötet werden fann, und daß die einzelnen Ringgruppen ſo lange nah ihrer Trennung voneinander dur Zu>ungen noh Lebenszeichen von ſih geben. So hörte beiſpiel8weiſe die vordere Hälfte einer Maulwurfsgrille, welche von ungefähr dur<h den Spaten halbiert worden war, erſt na< 82 Stunden, die hintere erſt nah 108 Stunden auf zu zuen.

Die Verdauungswerktzeuge beſtehen in dem Nahrungsrohre und den damit verbundenen Drüſen. Das erſtere verläuft gerade oder in Windungen vom Munde bis zum After und kann im letzteren Falle, welcher durh Pflanzennahrung bedingt wird, die Länge des ganzen Tieres um ein Mehrfaches übertreffen. Es gliedert ſi<h na< Bau und Leiſtung in drei Hauptabſchnitte, die man am beſten als Vorder-, Mittel- und Hinterdarm bezeichnet. Der erſtere wird gebildet von der Mundhöhle, in welche ein oder mehrere Paare von Speicheldrüſen einmünden, und der Speiſeröhre, welche ſi< häufig kropfartig erweitert (Hautflügler) oder mit einem langgeſtielten „Saugmagen“ (in Wirklichkeit nur ein Auf: bewahrungsraum für Flüſſigkeiten) in Verbindung ſteht (Schmetterlinge und Fliegen) oder (bei Naubinſekten) am Ende zu einem muskulöſen, im Fnneren mit zahnartigen Chitinerhebungen ausgefleideten „Kaumagen“ anſ<hwillt. Der darauffolgende Mitteldarm hat die bereits eingeleitete Verdauung zu vollenden und den Nahrungsſaft („Chylus“) zu bereiten, weshalb er auh Chylusdarm genannt wird. Er erfüllt ſeine Aufgabe unter dem Einfluſſe von Drüſen, die in ſeiner Wandung eingebettet liegen oder als zottenartiger Beſatz ſowie in Form längerer Blindſchläuche ihm angeheftet ſein können und einen der Galle ähnlihen Stoff abſondern. Der Hinterdarm endlih, an welchem man noch als beſondere Abſchnitte einen Dünn-, Di und Maſtdarm unterſcheiden kann, hat die Aufgabe, unverdaute Nahrungsreſte als Kot nah außen zu befördern, und nimmt an ſeinem Anfangsteile mehr oder weniger zahlreiche Blindſchläuche auf, welche als Malpighiſche Gefäße bezeichnet werden und dieſelbe Bedeutung haben wie die Nieren der höheren Tiere: