Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5, page 750
670 Ordnung: Einpaarfüßer; vierte Familie: Erdaſſeln.
indem ihre Glieder entſchieden länger als breit, niht wie die Perlen einer Schnur gebildet, und die 3 oder 4 letzten dünner als die vorhergehenden ſind Das gelbe Tierchen hat ungefähr 55 Paar Gangbeine und wird 7,8 ecm lang. Es findet ſich an den Wurzeln und Knollen verſchiedener Pflanzen, wie Kartoffeln, Paſtinaken, Möhren, und ſoll nah Kirbys Beobachtungen das Abſterben der leßteren veranlaßt haben, wenn es in großen Mengen vorhanden iſt und in die fleiſhige Wurzel nach allen Seiten hin Gänge arbeitet. Dabei wird es wohl au<h dur< die platte Randaſſel und allerlei anderes Ungeziefer unterſtüßt, welches ſämtlih dur< die minengrabende Thätigkeit und dur den Kot eine ſ<nelle Fäulnis herbeiführt. Auch kommt unſere Erdaſſel wie die Regenwürmer aus den Schlupfwinkeln hervor, wenn lange Zeit alle Kreatur nach erfriſchenden Naß geſhmachtet hatte, und dann kann es geſchehen, daß ſie in ihrem Wohlbehagen oder im brennenden Verlangen der vielleiht lange unthätigen Verdauungswerktzeuge über einen zehnmal größeren Regenwurm herfällt, denſelben troz allen Sträubens und krampfhaften
E _— E 2 N E =
Langfühlerige Erdaſſel (Geophilus longicornis), einen Regenwurm bewältigend. Natürliche Größe.
Umſichherſhlagens umwindet wie die Rieſenſhlange ihr unglü>lihes Schlachtopfer, ihn aber niht erdrüd>t, wie dieſe, ſondern ihn zwi>kend, beißend und begeifernd endlih ermattet und dur ihr Gift tötet.
Scoutetten erzählt in einer mediziniſhen Zeitſchrift von Meß einen höchſt eigentümlichen Fall ungefähr in folgender Weiſe: Seit mehreren Monaten litt in der Nähe von Met eine 28jährige Frau an einem ſehr unbehaglihen Kribbeln in der Naſe, welches mit reihlihen Schleimabſonderungen verbunden war, und ſpäter geſellte ſih häufiges Kopfweh zu dieſen Krankheitserſheinungen. Die anfänglih noh zu ertragenden Shmerzen wurden bald heftiger und kehrten häufig wieder. Dieſe Zufälle waren weder in ihrem Erſcheinen noch in der Dauer regelmäßig; für gewöhnlich traten ſie als mehr oder weniger heſtige Stiche auf, welche die Naſenwurzel und mittlere Stirngegend einnahmen, aber auh als ſchneidender Schmerz, welcher ſih von der reten Stirngegend nah der Schläfe und dem Ohre derſelben Seite und ſ<hließlih über den ganzen Kopf ausbreitete. Die reithliche Schleimabſonderung nötigte die Kranke zu fortwährendem Schneuzen, wobei Blut und unangenehmer Geru<h zum Vorſchein kamen. Thränen der Augen, Übelkeit und Erbrechen waren nicht ſelten im Gefolge jener Anfälle. Einigemal waren die Schmerzen fo heftig, daß die Kranke meinte, es würde ihr mit einem Hammer auf den Kopf geſchlagen oder das Gehirn durchbohrt; dann waren die Geſichtszüge entſtellt, die Kinnladen zuſammengezogen, die Adern der Schläfengegend in der heftigſten Bewegung und die Sinne des Gehörs und Geſichts ſo reizbar, daß das geringſte Geräuſch und das Licht unerträglih wurden. Ein andermal verfiel die Unglückliche in ein wahres Delirium, preßte den Kopf in die Hände, ſtürzte aus dem Hauſe und wußte niht, wo ſie Hilfe ſuchen ſollte. Dieſe Anfälle