Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

150 Würmer. Fünfte Klaſſe: Rundwürmer; zweite Drdnung: Fadenwürmer. Ö

angetreten haben und erſt im Darme eines anderen Fiſches oder eines Waſſervogels zu Erwachſenen werden.

Eine kleine, höchſt merkwürdige Gruppe der Würmer, welche vielleicht Anſpruch auf den Nang einer eignen Klaſſe, ſehr wahrſcheinli<h aber auf den einer Ordnung hat und dann am beſten vox die Rundwürmer geſtellt wird, bilden die Pfeilwürmer (Chaetognathae). Es ſind dies glasartig durchſichtige Würmer, welche ausſchließli<h dem Meere angehören, auf deſſen Oberfläche ſie, geſchi>t {<hwimmend, oft in großen Mengen ſi<h herumtreiben, Bald ſtehen ſie lauernd wie ein Hecht wagereht auf einem Fle>e, bald ſchießen ſie pfeil: {nell auf ihre Beute, allerlei kleine, pelagiſh lebende Seetierhen und deren Larven, los. Zu ſolcher Jagd ſind ſie aber vorzüglich geeignet; ihr ſchlanker Leib, der ihnen ſhon vom alten Martin Slabber, einem holländiſchen Naturforſcher, vor faſt anderthalbhundert Fahren den Namen Sagitta (Pfeil) eintrug, hat in der hinteren Körperhälfte eine breite, horizontale Floſſe jederſeits, welche dur feſtere Einlagerungen wie eine Fiſchfloſſe durch ihre Strahlen geſtügt wird und ſi<h nach hinten an eine große, breite Schwanzfloſſe an-

Pfeilwurm (Sagitta bipunctata}). 2ömal vergrößert.

ſchließt. Die Lebensweiſe, welche eine fo bedeutende Beweglichkeit bedingt, erfordert natürlih zugleih auch einen gut entwi>elten Drientierung8apparat, und da ſehen wir denn, daß unſere Tiere an ihrem runden, gegen den übrigen Körper ſcharf abgeſeßten Kopfe ein Paar Augen und ein Paar Fühler haben. Zur Bewältigung ihrer Beute ſind ſie mit einem fräftigen, aus mehreren einander gegenübergelegenen Haken beſtehenden Kieferapparat ausgerüſtet. Dieſe ſeltſamen Weſen, welche in einer Art (Sagitta bipunctata) auch in den weſt lichen Teilen der Oſtſee vorkommen , erinnern bei oberflächlicher Betrachtung entfernt an Fiſche, wie ſie denn auh Georg Meißner ſeiner Zeit für Wirbeltiere hielt.

Wenig Tiergruppen haben für den Menſchen ein ſo unmittelbares Jntereſſe wie die Fadenwürmer (Nematodes), denn zu ihnen gehören gerade ſeine meiſten und gefährlihſten Binnenſchmaroßer.

Die Mehrzahl dieſer Tiere, d. h. ſoweit ſie uns bekannt ſind, führen überhaupt ein paraſitiſches Leben, meiſt in Tieren, niht wenige aber au<h in Pflanzen, doh gibt es daneben genug frei lebende Formen in feuchter Erde, im Süßwaſſer und im Meere, der großen Mutter alles Lebens. So birgt dasſelbe die Mehrzahl einer erſt zum geringſten Teil bekannten Familie: die Urolaben (Urolabea), ſchlanke, durchſichtige, mikroſkopiſche Tierchen, von denen einige Gattungen durch einzelne kleine Borſten am Vorderende an die in der See ſo rei vertretenen Borſtenwürmer erinnern. Die meiſten, von einer Reihe Autoren unter verſchiedenen Namen beſchriebenen Gattungen würden na<h Schneider in einer Gattung, Enoplus, zu vereinigen und ein weſentlicher Charakter in winzig kleinen, über die Haut ſich erhebenden Taſtwärzchen zu ſuchen ſein, zu welcher Art von Organen auch jene oben erwähnten Härchen gehörten. Manche Arten haben kleine, hohle Stacheln

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