Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

Pfeilwurm. Enoplus. 151

im Munde, und eine große Anzahl hat im Schwanzende eine eigentümlihe Spinndrüſe, welche ſi< unterhalb des Schwanzes öffnet. „Sobald das Tier ſeinen Schwanz auf einer Unterlage fixiert hat, bewegt es ſich weiter und zieht nun das Sekret als einen oft mehrere Linien langen glashellen Faden nach ſih. Das eine Ende des Fadens klebt feſt, und am andern {webt das Tier frei im Waſſer.“ (S<hneider.) Die meerbewohnenden Enoplus ſcheinen ſih im geſhlechtsreifen Zuſtande tiefer auſzuhalten als im Larvenzuſtande. Die Larven wurden nämlih von dem oben genannten Forſcher bei Helgoland in geringen Tiefen bis zur Oberfläche auf allen Tangarten kriechend angetroffen, die erwachſenen Jndividuen erſt bei 2—8 Faden Tiefe.

An die marinen Arten reiht ſich eine Anzahl Süßwaſſerbewohner, welche mit anderen, unten zu betührenden mikroſkopiſchen Nematoden von älteren und neueren Zoologen mit dem wiſſenſ<haftlih niht mehr zu brauchenden Namen „Waſſerälchen“ bezeihnet worden ſind. Sie ſchlängeln ſih auf dem ſ{hlammigen Grunde der Teiche oder zwiſchen den Wurzeln der Waſſerlinſen umher, und das geübte Auge entdet ſie leiht, wenn man eine kleine Portion ſolchen Pflanzenreſte und Jnfuſorien enthaltenden Grundſchlammes in einem Uhrglaſe ausbreitet.

Wie Bütſchli gezeigt hat, läßt ſich die von dem engliſchen Naturforſcher Baſtian ver: ſulhte ſyſtematiſhe Trennung der meerbewohnenden von den Süßwaſſer-Nematoden niht aufrecht erhalten. Die Syſtematik iſt eben immer an der Einteilung irgend welcher Orga-

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Vorderende von Enoplus. Stark vergrößert.

nismen nah dem Aufenthaltsorte geſcheitert. Über die Widerſtandskraft dieſer winzigen Würmchen ſagt Bütſchli: „Jh habe eine Beobachtung anderer Art über die Verwandtſchaft der Land- und Meeresarten beizubringen, die gleichzeitig auf die verſchiedenen LebenSsbedingungen, unter welchen dieſe Tiere zu exiſtieren vermögen, einiges Licht wirft. Während meiner Unterſuchungen erhielt ih von befreundeter Seite eine Partie Gras, das im Hafen von Kuxhaven zwiſchen Steinen an einem Orte, der bei der Flut unter Waſſer geſeßt wird, ſih fand. Jn der den Wurzeln dieſes Graſes anhängenden Erde gelang es mir nun, fünf ete landbewohnende Nematoden zu finden, hierunter den bei uns verbreitetſten landbewohnenden Dorylaimus, D. papillatus. Hieraus zeigt ſih, daß eine zeitweiſe Durchtränkung des Erdreiches, in welchem die Tiere leben, mit Meerwaſſer denſelben nichts ſchadet. Es können ſih demnah au< Süßwaſſerformen wohl niht unſchwer an das Leben im Meere gewöhnen, und ſcheint es mir niht unmöglich, daß manche Süßwaſſerformen ſi< au< im Brackwaſſer finden mögen.“

Über das Vorkommen der nicht in faulenden Subſtanzen lebenden, nicht paraſitiſchen Fadenwürmer, zu welchen, wie Bütſchli angibt, ſo ziemlih alle Gattungen mit Ausnahme von Rhabditis (Pelodera, Leptodera; man vergleihe unten) gehören, faßt der Genannte ſeine Erfahrungen in Folgendem zuſammen: „Jh ſuchte dieſe frei lebenden Nematoden mit ganz geringen Ausnahmen vergebli< in Waſſer, Shlamm oder Erde, die ſchon durch den Geruch ſi als deutli faulend erwieſen. Gewöhnlich fand i< den Shlamm ſtark riehender Gewäſſer ganz frei von unſeren Tierchen, ebenſo die ſchon angefaulten Konſervenmaſſen auf der Oberfläche derartiger Gewäſſer. Eine reihe Fauna unſerer Tierchen entwi>elt ſi< hingegen in reinem und vorzugsweiſe fließendem Waſſer, ſowohl im Schlamme und ſonſtigem Grunde wie au<h auf Steinen, Waſſerpflanzen 2c., in dem