Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

152 Würmer. Fünfte Klaſſe: Nundwürmer; zweite Drdnung: Fadenwürmer.

grünen Beſaße von Algenfäden, der ſih hier gebildet hat. Die in der Erde ſih auf: haltenden Arten hat man hauptſähli<h an den Wurzeln verſchiedener Pflanzen zu ſuchen, und haben mir hierunter Mooſe und Pilze, jedoh auh die Wurzeln mancher phanerogamiſchen Gewächſe eine ziemliche Ausbeute gewährt.“ Wir ſehen ferner, wie Lehmboden von dieſen Tieren gemieden, dagegen mit Sand gemengter Lehm oder reiner Sandboden ihnen ſehr zuſagt.

Alle dieſe Beobachtungen ſowie die weiter unten mitzuteilenden von Schneider ſind in Mitteldeutſchland angeſtellt; doh wiſſen wir aus den Unterſuchungen anderer, daß niht nur in Frankreich, ſondern auch in Oſtindien und Nordamerika ganz ähnliche Formen vorkommen.

Ohne uns an die überaus minutiöſen Charaktere der beſchreibenden Zoologie zu halten, berichten wir nun über einige allverbreitete mikroſkopiſhe Fadenwürmer, welche faſt ausnahmslos ſih wenigſtens während Einer LebenZperiode in faulenden Subſtanzen aufhalten. Auch auf unſerer beiſtehenden Zeichnung fehlen jene feineren Unterſcheidungs3merkmale. Wir ſehen die mit kleinen Knötchen bewaffnete Mundhöhle mit einex in eine fugelige Anſchwellung übergehenden Schlund-

Kleiſter-Eſſigälhen (Anguillula aceti-glutinis). Stark vergrößert. röhre, auf welche der

Darmkanal folgt. Die

Eier, es iſt ein Weibchen, liegen ungefähr in der Mitte des Leibes in zwei Röhren, welche zu einer deutlihen Mündung ſih vereinigen. ‘

Das berühmteſte, ſhon im vorigen Jahrhundert vielfah beobachtete Tierchen dieſer Gruppe iſ das Eſſigälchen (Anguillula aceti der Schriftſteller), welhes man bis in die neueſte Zeit für verſchieden hielt vom Kleiſterälhen (A. glutinis der Schriftſteller), bis wir durh S<hneider erfahren haben, daß wenigſtens das von ihm vielfah unterſuchte Tierchen in beiden Subſtanzen ſi aufhalten kann. Nicht der Kleiſter ſelbſt iſt Bedingung für die Älchen, ſondern die ſih ſ<nell einfindenden mikroſkopiſchen Pilze, deren Entſtehung ſehr begünſtigt wird, wenn man etwas Eſſig in den Kleiſter ſchüttet. „Bei längerer Beobachtung des Eſſigs fällt es auf, wie die Eſſigälchen weit ſeltener ſind, als ältere Beobachter angeben. Man hat den Grund darin zu finden geglaubt, daß der Eſſig niht mehr aus Wein dargeſtellt wird. Jn gewiſſem Sinne iſt dieſer Grund rihtig. Jn dem früher gebräuhlichen Wein- oder Biereſſig blieb wahrſcheinlih noh viel Zu>er und Eiweiß, alſo ein günſtiger Boden zur Bildung von Pilzen und ſomit auc für Eſſigälchen. Denn die Geſchlehtsreife und Fortpflanzung der lezteren kann nicht in reinem Eſſig eintreten, ſondern nur zwiſchen Pilzen, wo ihnen eine ſti>ſtoffhaltige Nahrung geboten wird. Der Eſſig, wie er jezt in den Handel gebracht wird, enthält wohl nie geſ<hle<tsreife Tiere, ſondern nur Larven. Ja, die leßteren ſind oft ſogar abgeſtorben, und-man darf ſich nicht täuſchen laſſen, wenn man beim Schütteln einer Eſſigflaſhe unzählige lebendige

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