Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

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Doppeltier. Diporpa. 191

hinter der Mitte der Bauchfläche an derjenigen Stelle, an welcher die beiden Leiber des Diplozoon verſhmolzen ſind, einen Saugnapf trägt.“

Die lettere Angabe iſt nicht völlig richtig, wie aus den neueren Mitteilungen Zellers hervorgeht. Es gelang dieſem Forſcher, Diporpen aus den Eiern des Doppeltieres in reinem Waſſer zu erziehen und die Vereinigung zweier Diporpen zu beobachten. Das Junge bedarf zu ſeiner Entwi>kelung in dem länglichen, mit einem langen Hornfaden verſehenen Ei (Þ) etwa 14 Tage. Das Junge, von ungefähr 0,26 mm Länge (e), iſ bewimpert und trägt zwei Augen; von Klammerorganen am Hinterende iſt nur ein Paar vorhanden. „Die jungen Tierchen, wie ſie die Eier verlaſſen, ſind äußerſt lebhaft und in raſtloſer Bewegung, ſei es, daß ſie nur langſam und behaglih dahingleiten, oder, was das Gewöhnliche iſt, daß ſie

mit außerordentliher Schnelligkeit um- 4 herſ<hwimmen, vorwärts ſchießen, um- (A biegen, in der mannigfachſten Weiſe ſich D Wi

drehen und wenden, wohl auch völlig überſhlagen. Mitunter ſcheinen zwar dem bloßen Auge die Tierchen ſtill zu halten, aber au< dann findet man ſie, unter dem Mikroſkop betrachtet, in Bewegung, indem ſie, Kopf und Hinterleib gegeneinander gekrümmt, im engſten Kreiſe mehr oder weniger ſ{<nell ſich drehen. Häufig kann man beobachten, wie die Tierchen beim Shwimmen ihre beweglihen Angelhäkhen auf die Enden der Stiele umſchlagen und längere Zeit über die Seitenwände des Körpers hinz aus geſtre>t halten.“

Wird den Tierchen keine Gelegenheit geboten, ſih auf die Kiemen ihrer Wohnfiſche anzuſeßen, ſo werden ſie nah wenigen Stunden matt und ſterben bald. ; WG Die Anſiedelung wurde von Zellex (LB O} niht direkt beobachtet, doh fand er im Juli und Auguſt auf den Kiemen der Pfelle (Phoxinus laevis) oft 100 und mehr Diporpen auf einmal unter ihnen ſolche, die eben erſt ihren Plaß eingenommen haben mußten. Die ausgebildete Diporpa hat eine ungefähr lanzettförmige, abgeplattete Geſtalt. Sie trägt auf der Bauchfläche einen fleinen Saugnapf und auf dem Rütten, etwas weiter nah hinten gerü>t, eine zapfenförmige Hervorragung. Man hatte bisher geglaubt, die Diporpen legten ſi< mit ihren Saugnäpfen zur Bildung des Doppeltieres aneinander; Zeller hat aber gezeigt, daß jedes Jndividuum mit ſeinem Saugnapf den Nükenzapfen des anderen umfaßt. Dieſe Vereinigung tritt jedoh oft erſt nah Wochen und Monaten ein, während welcher die einzelnen Diporpen, gleih dem Diplozoon, Blut aus den Kiemen ſaugen. Die einzige auf: fallende Veränderung der iſolierten Diporpen beſteht in der Anlage des zweiten, nicht ſelten auch des dritten Klammerpaares am Hinterende.

1) Dactylocotyle 2) Anthocotyle. Beide vergrößert.