Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

Leberegel. Kleiner Leberegel. : 197

überall mit ſi< herum. Fm Fnneren ihres Wirtes werden nun die jungen Würmer zu Keimſchläuchen, und zwar zu ovalen Sporocyſten, deren 12—15 Keimballen abermals nacheinander zu Keimſchläuchen, aber zu Redien heranwachſen. Dieſe Redien ſuchen das Junere des Wirtes, beſonders ſeine Leber, auf und ſind erfüllt mit Keimen, die entweder direkt zu Cerkarien oder, je nah der Jahreszeit, gar abermals zu Tochterredien heranwachſen. „Des Sommers habe ih ebenſowenig jemals eine Generation von Tochter: redien beobachtet, wie umgekehrt nie eine ſolhe von Cerkarien. Es wurden auh niemals Nedien und Cerkarien nebeneinander aufgefunden. Während des Winters dürften die Redien des Leberegels demnach ganz regelmäßig wiederum Redien gebären — ein Umſtand, der die Zahl der Nachkommen natürlih beträchtlih erhöht und die Gefahr einer Anſte>ung in demſelben Verhältnis vergrößert. Ein Embryo, der im Laufe des Frühlings in eine Schne>e einwandert, produziert dur< Hilfe ſeiner Zwiſchengeneration bis zum Herbſt durhſchnittlih etwa 300 —400 Cerkarien, eine Zahl, die um ein Bedeutendes, vielleicht das Zehnfache, ſteigt, ſobald bei ſpäter Einwanderung die Redien überwintern und an Stelle von Cerkarien dann zunächſt wieder eine Nedienbrut hervorbringen.“ (Leu>art.)

Die Cerkarien ſind ausgezeichnet durch den Beſiß eigentümlicher, großer Organe, von denen je eins an jeder Seite neben dem Darm liegt. Es ſind das Drüſen, welche eine wichtige Rolle im Haushalt unſeres Tieres ſpielen. Die Cerfarien verlaſſen nämlih ihren Zwiſchenwirt innerhalb oder außerhalb des Waſſers, ſuchen aber keinen weiteren Zwiſchenwirt auf, ſondern umgeben ſi< an Grasſtengeln und den tieferen Regionen anderer Pflanzen feuchter Orte mit einer Kapſel, die aus dem Sekret jener Seitenorgane beſteht, und in welher der Wurm längere Zeit lebenskräftig verbleibt, 3 _auh wenn ſi<h das Waſſer von ſeiner Anhaftungsſtelle ver- LI HE A laufen hat. Hier entwi>elt es ſi<h zum jungen Zweimaul, das ſamt Kapſel und Pflanze vom definitiven Wirt gefreſſen wird, in dem es zum geſ<hle<tsreifen Leberegel auswächſt.

Dieſer mißt 25—28 mm in der Länge und bis 12 mm in der Breite, hat ein di>eres, zapfenartiges, 3—4 mm langes Vorderende des Körpers und einen blattähnlih abgeflachten Hinterleib. Die Außenhaut trägt zahlreiche ſhuppenartige Stacheln. Die definitiven Wirte des Leberegels ſind in erſter Linie Schafe, dann Rinder und andere Wiederkäuer, aber auh Pferde, Eſel, S<hweine, Elefanten, Kaninchen, Eichhörnchen, Känguruhs und gelegentli< ſelbſt der Menſch. Sein normaler Aufenthaltsort ſind die Gallengänge ſeines definitiven Wirtes, wo er ſi<h aber niht etwa von Galle ernährt, ſondern Blut ſaugt.

Ein weit ungefährlicherer, dem Leberegel nahe verwandter und mit ihm denſelben Verbreitungsbezirk teilender Gaſt iſt der kleine Leberegel (Distomum lanceolatum), 8—10 mm lang. Er fommt gewöhnlih nur in geringerer Anzahl vor, und dies ſowie ſeine Kleinheit und der Mangel an Körperſtacheln ſind die Urſachen, warum er viel minder zu fürchten iſt. Sein Lebensgang ſcheint ein ähnlicher wie der des großen Leberegels zu jein und beginnt mit der Periode der bewimperten Larve. Die Einwanderung in den Menſchen gehört zu den größten Seltenheiten. Einmal ging ein anderes großes Doppelmaul (Distomum Rathouisï, 25 mm lang, 16 mm breit) einer Chineſin ab, welche an hartnäcigen Leberſchmerzen gelitten hatte, ein weiteres, 10 —13 mm langes, ziemlih ſ{<lankes (Distomum spathulatum) wurde glei<falls bei Chineſen in der Leber gefunden und hat