Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

Landkrabbe.

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ſind, und welche, dem naſſen Element der Klaſſe untreu werdend, troß ihrer Kiemen es zum Leben auf dem Lande gebracht haben.

Die ganze lebendige Welt iſt ein Beweis dafür, daß die Landgeſchöpfe in ihrer Geſamtheit, in ihrer Lebensenergie und Leiſtungsfähigkeit über den Waſſergeſhöpfen ſtehen. Man braucht bloß den einen Punkt zu berü>ſihtigen, daß in der Luft die Atmung, d. h. das Zuführen von Sauerſtoff in das Blut, viel ergiebiger iſt als im Waſſer, daß mithin das Blut wärmer, die Ernährung kräftiger, daß infolge davon das Sinnes- und Nervenleben, die Reaktionsfähigkeit energiſcher werden, um die Vorzüge des Luftlebens zu begreifen. Wir dürfen daher auh bei den Krabben, welche im ſtande ſind, kürzere oder längere Zeit auf dem Lande zu leben, eine entſprehende Erhöhung der Sinnesthätigkeiten und der ſogenannten Jnſtinkte, kurz die höchſte Entwidkelung des KrujterDaſeins erwarten.

Wie eben berührt, beſteht eine Unterabteilung unſerer Ordnung aus den Krabben, bei wel<hen der uns beim Flußkrebs als Schwanz (postabdomen) bekannte Körper: abſhnitt kurz, plattenförmig und unter das Kopfbruſtſtü>k eingeſchlagen iſt. Die Weibchen unterſcheiden ſi< dur die größere Breite dieſer Shwanzplatte von den Männchen, und ſie bildet ſi< niht ſelten zu einer Art von Schüſſel aus, mit welcher, mit Hilfe der fadenförmigen Beinanhänge, die Eier bis zum Ausſchlüpfen der Jungen getragen werden. Das Kopfbruſtſtü> iſt kurz, oft breiter als lang und gibt den Tieren nicht ſelten durch ſeine allerhand Auswüchſe und Stacheln ein ſehr ſonderbares Ausſehen. Die meiſten Krabben gehen von der Seite und gewähren dann, beſonders wenn ſie ſhnell und behend laufen, einen fomiſchen Anbli>. Die deutſchen Soldaten, welche ih in Dalmatien traf, nannten ſie, ein Kommandowort auf ſie anwendend, „Zieht eu<h rehts“. Sehr häufig ſind die beiden Scheren verſchiedenartig entwi>elt, und es gilt faſt als Regel, daß die rechte die ſtärkere iſt. Vielfach halten die Krabben beim Laufen dieſe in drohender Stellung über den Körper gehoben, was ihnen in der engliſchen Sprache den Namen „Winker“ eingetragen hat. Bei den ſ{hwimmenden Formen ſind aber beide Scheren gleichmäßig entwi>elt und neigen dieſe Tiere auh viel weniger zu Selbſtverſtümmelungen, und beides hat ſeinen guten Grund: ein ſ{wimmendes Tier wird in ſeiner Lebensthätigkeit durch unglei<h ſ<werere Belaſtung der beiden Körperhälſten viel mehr gehemmt und geſtört als ein laufendes. '

Die Familie der Viere>krabben hat ein mehr oder weniger viere>iges, vorn quer abgeſtußtes Kopfbruſtſtü>. Zu ihr gehören eine Reihe Landbewohner aus den Gattungen Gecarcinus, Uca, Gelasimus, Oxypode, Grapsus 2c.

Das Leben der Landkrabben (Gecarcinus) wird von dem vielgereiſten Pöppig ſo geſchildert: „Vorzugsweiſe bewohnen ſie feuchte ſchattige Wälder, verbergen ſich unter Baummwurzeln oder graben auh Löcher von anſehnliher Tiefe. Manche verlaſſen die halbſumpfigen Niederungen in der Nähe des Meeres nicht, andere leben in ziemlicher Entfernung von demſelben und ſogar auf ſteilen, felſigen Bergen. Auf den ganz waſſerloſen, mit niedrigem Buſchwald bede>ten, ſonſt aber von Pflanzenerde faſt entblößten Kalkfelſen Cubas finden ſi<h während aht Monaten des Jahres große Landkrabben, die, im dürren Laube raſchelnd, die einſamen Fußgänger erſchre>en können und, entde>t, mit vielem Mute ſi< zur Wehr ſtellen. Man beobachtet ſie nux einzeln, wenn au< häufig; denn Geſellſchaftstrieb empfinden ſie nur zur Zeit der Fortpflanzung. Gar nicht ſelten niſten ſie ſich an ſehr unreinlichen Orten ein, neben den Kloaken der Landgüter und beſonders gern auf Friedhöfen. Daß ſie zu oberflächlich verſcharrten Leichnamen ſich einen