Charakterologie
42 Die dejttiptiven Charafterjchilderungen ohne Syjtemanjprud
Anhang: Schelers Typologie des Helden, Heiligen und Genius.
Da wir uns im folgenden auf diejenigen Typologien bejchränten müljen, die nicht jpezielle Schichten, fondern das Allgemeine des menjchlichen Charakters zum Gegenjtande haben, fügen wir nod) ein Turzes Referat aus Schelers dreigliedriger Typologie der „Sührer und Dorbilder” an. Scheler unterjchied drei große Typen von Sührern bzw. Dorbildern: den Heiligen, den Genius und den Helden. Bei der Bedeutung, die dem Typus des Heldijchen in den politijchen und charafterlichen Problemen der Gegenwart zufommt, wählen wir ihn als Beifpiel für die Art, wie Scheler die Wefensmerfmale der drei großen Typen menjchlicher Sührerjchaft herausarbeitet.')
Der Held. Der Held ijt Willens- und Macdtmenjh. Macht ijt an fich ein pojitiver Wert und von bloßer „Gewalt“ zu unterjheiden, die an jich jelbjt feinen Wert daritellt, fondern nur Mittel ijt. Aber aud die Macht muß ihren fonfreten Inhalt von Ideen hernehmen, deren Sindung jelbjt nicht auf das Konto des Heldijchen zu jchreiben ijt, die vom Helden aber verwirflicht werden. Der Held ijt überhaupt der typiiche Wirflihfeitsmenjd, er realijiert die Ideen, die der Genius nur fhaut. Dem Belden ijt die Welt als Widerjtand gegeben. Macht wird damit fchon allein zum wejentlidhiten Mertmal. Sie fann nur dann ihr großes Sormat erhalten, wenn der Menjc auch Macht über jich jelbit gewinnt: Selbjtbeherrjchung ijt die wichtigjte Tugend des Helden.
Der Mactwille ijt unlöslih verbunden mit Kampfesbereitidhaft, mit Steude an Derantwortlichfeit (und an der Ausdehnung der Madıt), mit Kühnheit, Tapferkeit, Geijtesgegenwart und Liebe zu Wagnis und Gefahr. (Gegenjat zum Surcht= und Sefuritätsmenjchen.)
Der Held gibt aftiv von fi) aus das Rajjeideal an, damit aud) das erotijche Ideal. Er bejtimmt den Stauentyp, der jhön ift, nicht wie in femininen Zeiten, in denen von der Stau der ideale Mannestyp aufgejtellt wird.
Die Einzelformen find: der Staatsmann, der Selöherr, der Kolonijator. Der Staatsmann (als Beijpiel der Einzelanalyje) muß frei fein von foniret und inhaltlich fejtgelegten Marimen (jo deutlich Bismard), um jo klarer muß er in Ießten Zielen fein. Dies ijt jtets das Dolf, nicht die Menjcheit. Das allgemeinfte Menfchheitsrecht jhräntt zwar die (jonjt abjolute) Macht zur Segung dejfen was Recht fein foll ein, doch darf der Staatsmann nie unmittelbar und pofitiv das Weltbeite zum Ziele nehmen. „Das Weltbeite ijt Gottesjahe, Sadıe des Heiligen, Sache der Kirche, nicht einmal des Genius, der an jein Wert denit.“ Innerhalb der Derantwortlichteit vor dem Gewiljen und vor Gott und vor dem Urteil der Gefchichte Löft er feine Aufgabe nur, wenn jein Dolt das Iette Ziel ilt. „Staaten jind wefentlich eine Dielheit." „Es ilt Unfinn, daß der Staatsmann für
1) M. Scheler, Schriften aus dem Nadılaß, Bd. 1: Dorbilder und Sührer. Berlin 1933.