Charakterologie

44 Die jyjtematijchen Typologien

Diejer Typengegenjat hat ohne Stage eine nicht geringe charatterologijhe Bedeutung. Mit fleinen Darianten führt er auf den wichtigen Gegenja von „Einheit mit dem Leben“ einerjeits — „Gebrochenheit”, „Jhräbgejpaltenheit vom Leben” andererfeits. Aljo etwa in die Nähe von Klages, der (durch feine jchroffe Auseinanderjtellung von Geijt und Leben jelbjt jentimentalijchsÖualiftiich empfindend) diejen Gegenjat zum Mittelpunft jeiner ganzen Seelenlehre madıt. Diele Kulturerjcheinungen der nadklajjiichen Zeit, bejonders die „Erlebnisliteratur” in Europa, die Epoche der Selbjtbejpiegelung und Kultivierung der Erlebnijje, werden unter diejem Gegenjat verjtehbarer. (Man dente an Ibjens Problemöramen, an hKofmannsthals Dichtungen — „Tor und Tod!" —, an Schnitlers Indiviöualilten und Wedetinds Romantik des triebhaften „Raubtierideals“.) Die Natur in uns wird ausdrüdlicy „erlebt“, nicht einfach „gelebt“, wie beim Naiven. Dabei wird dann oft gerade derjenige, der jelbjt durch jeine jentimentalijche Einjtellung die feinite Membran für dieje Gebrochenheit darjtellt, zum Reformator und Erweder der bindenen, vereinigenden Kräfte in uns. (So 3. B. Klages und der ganze Kreis um Stefan George, aus dem Klages hervorging.) Das ijt die Tragif und die Mijfion des bedeutenden Sentimentalijhen. — Zur Würdigung diejer kleinen Typologie nehmen wir gleich den von Nietjche aufgeitellten Typengegenjat hinzu:

2. Nließfhes Gegenfag des „Apollinifhen“ und „Dionyfifhen“.

Nietiche jtellt einer Gejtalt-[haffenden Tendenz in uns die Tendenz zur Gejtalt-Einfhmelzung, zur Gejtalt-Auflöjung gegenüber. Er benennt jie nad) den Göttern Apollo und Dionyjos. Apoll it der Gott der bilönerijchen Kräfte. Sie greifen das Einzelne an, greifen es heraus, heben es grenzhaft, umtijjen, abgelöjt und damit individuiert aus der allvereinenden Totalität. Sie jhaffen das Plaftijche, die „Sorm”. Sie jchaffen damit auch die geiitige Klarheit. Apoll ijt der Gott des Lichtes, der Sonnengott. Der Tag ilt es, der die Dinge voneinander abhebt und die plajtiiche Geitalt jchafft.

Dionyjos ijt der Zerbrecher diejes Prinzips. Er ijt der Gott der Dereinigung, der Selbjt-Hingabe, der raujchhaften Entsihung, des Einjhmeßens, Binjtrömens in die Totalität des unendlichen Einsjeins. Er ijt der Gott der Nacht. In den Raujchzuftänden großer Liebe, jei es der Gejchlechtsliebe oder der himmlifchen (myjtijche Einigung mit dem AIl) oder aud) der Liebe zur Natur (Hineinfühlung in alles Kreatürliche), wirkt ji) die dio= nyjiihe Komponente unjeres Wejens aus. Die Schiller-Beethovenihhe Dde an die Sreude mit ihrem anonymen Gegenitand der Liebe („Seid ums