Das Nordlicht. Bd. 1-2

ie dunkelsten Gluten des Juli verbluten.

Nun scheint ein entschwundnes und kurzes Vermuten Glücksprühenden Lebens der Welt zu entsteigen: Sie fühlt ihrer Spannung tiefrhythmisches Schweigen.

Das quillt wie ein Leuchten aus herbstlichen Narben: Die Asche der Farben, die brennend erstarben, Erblaßt und verzittert, und Frühlichtbestäubung Versenkt alle Schleier der Farbenbetäubung.

Erschlaffen die Strahlen, die Wonne erwecken, Entstehen Lichtflecken, die Glut zu bedecken: So scheinen sich Netze auf Farben zu legen, Und Nerven beginnen sich ringsum zu regen.

Die waren einst selber die Freude, die Farben, Und ahnten im Lenze, nach sonnlosem Darben, Den Aufruhr des Sommers, sein fühlendes Schaffen, Und spüren bereits sein urjähes Erschlaffen!

Auch liebt die Natur" diese drückende Schwüle:

Sie ahnt ihre leiblichsten Muttergefühle,

Sie läßt sich von glühenden Küssen betäuben

Und fügt sich in alles: sie kennt ja kein Sträuben!

Sie schweigt, ihrer Wonne, der Sonne ergeben,

Sie schützt ihr, der Starre entbundenes, Leben,

Und stirbt dann der Sommer, verweht ihr Empfinden: Sie kann sich mit allen Gestalten verbinden!

Nur kurz hat die Schwüle des Juli gedauert,

Schon fühlt sie, wie Müdigkeit matt auf ihr kauert: Schon flüchtet die Glut über blühende Zäune.

Und fühlst du? Ihr Abschied erschüttert die Bäume, —

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