Das Nordlicht. Bd. 1-2

Doch stehen auf einmal die schrecklichen Recken In Kellern“und Dachkammern auf, schlagen Decken Und Treppen schnell ein, und die Rieseneinbrecher Entragen den Lucken der brennenden Dächer.

Die Glutarme greifen voll Wut und begehrlich Nach allem, was nah ist und feuergefährlich: Dabei aber trachten die Flammentitanen, Sich immer noch andere Gassen zu bahnen.

Die lockern Gesellen, mit zackigen Zungen,

Sind sicherlich schon zu den Tempeln gedrungen, * Und Flammengestalten, mit furchtbarem Hauche, Entwachsen rings Arme und Häupter am Bauche.

Schon sieht sie der Kaiser sich himmelwärts bäumen Und ihn, der ein Gott wird, im Kreise umzäumen, Darauf, als ein lohender, goldener Reigen,

Tief huldigend um ihn, vor ihm sich verneigen.

Doch Nero träumt nimmer! Wahrhaftige Gluten Beginnen der dunstigen Nacht zu entbluten,

Wo wurden die Wolken zu Lippen und Wunden? Der Mond und die Sterne sind rötlich verschwunden.

Jetzt hört er auch plötzlich ein menschliches Schreien: »Der Boden scheint irgendwo Lohe zu speien!«

Doch gleich darauf: »Feuer! Ganz Rom ist verloren: Wohl hat sich die Plebs mit dem Heere verschworen!«

Nun wollte der Kaiser die Brandfackel werfen!

Drum denkt er die Aufsicht im Land zu verschärfen: Er sinnt schon nach Strafen für freche Entzünder Und sieht sich zugleich auch als Roms Neubegründer.

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