Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation
a RT
Der Begriff der Gleichheit ist nach seinem jeweiligen Zusammenhang in sehr verschiedener Bedeutung sebraucht, um in positiver oder negativer Weise das Wesen des Idı abzugrenzen. Gleichheit bezeichnet die polare Einzigkeit des Ic, sofern Gott definiert ist mit der Wendung: er sei „nihte gelich“ als Ausdruck seiner Einzigkeit und die Seele durch dasselbe Attribut bestimmt wird®°). In der scholastischen Theologie hatte der Sohn in der Gottheit das Attribut der Gleichheit. Eckhart greift diese Bezeichnung ausdrücklich auf: das bloße Gleichsein ist immer zugleich ein Ungleichsein. Die Gleichheit aber schließt jede Ungleichheit aus, weil sie der Ursprung alles Gleich seins ist: „Dwä got unde diu sele vereinet sülen werden, daz muoz von glichheit komen. Swä niht enist unglichheit, daz muoz von nöt ein sin... ez wirt ein: mit glichnisse glich. Dar umbe sprechen wir, daz der sun dem vater niht gelich si: m£r: er ist diu gelichnisse, er ist ein mit dem vater“ (Pf. 20: 85,25 ff).
Edhart kontaminiert in eigentümlicher Weise den Begriff der aequalitas als Bezeichnung der göttlichen Person des Sohnes mit dem dem Problembereich der Abscheidung zugehörigen Begriff der aequälitas mentis und bestimmt auf Grund dieser Wesenseigentümlichkeit das Ich als aequalitas Dei, als Sohn Gottes"). Gleichheit bezeichnet somit Wesenseinheit bei polarer Distanz. Sie wird dementsprechend dem Begriff der Einheit nebengeordnet’). Ist hier der Begriff der Gleichheit eindeutig positiv festgelegt, so wird er in anderem Zusammenhang unter anderen Gesichtspunkten nach zwei Seiten hin als unzulänglich betrachtet. Es liegt in ihm die Gefahr der bloßen Ähnlichkeit (similis, similitudo®*). Ferner betont er in der Korrelation mehr die Verschie-
20) Pf, 42:145,12ff.;: 65:204, 51 f.; 74:255,7ff.; cf. 96: 511,28.
21) Pf. 11: 59,40; 65: 204,55: III 580, 24.
#2) Pf, 8:47,5: 12:62,18: 14:68,10; 42:145,12; (144,19): 46: 156. 20; (155.3, 157, 18); 48: 161,20, (161,28, 161,55): 52:170,29: (170, 55, 54); 59:190,5: (189,7): 61: 194,27; 65:198,25: 65: 204,22; (204, 19): 90: 297,8: 298, 15: S1: 260, 29, 35: (261, 19): 89: 290, 55; 96: 511,26; 512, 14.
#3) Jundt Nr. 11 p. 267: Die geschrift sprichet: Wir süllen got gleich werden. Glich, das ist boesz und trügenliche: gleich ich mich einem menschen und vinde ich einen menschen der mir glich ist, der mensch der gebaeret, als ob er ich sey und er enist es niht. Die geschrift sprichet: Wir sollen got gleich sein ... Got mag als wenie gleich leiden als wenie er nit geleiden mag das er got nit sey. Glidinüss ist das, das nit an got si: es ist ein sin in der gotheit und in der ewichait: mer: glihait dasistain. Waer ich ain, so waer ich nit gleich: glichait, das enist nit froemdes inne der ainichait: es geit mir ein sin in der einkeit, nit gleich sin. ib. p. 268: Dise chraft... . ist ain in der ainichait, nit gleich mit der gleichheit.
Dieser Text ist zum Teil zensiert, I. Liste Pred. Texte a. 14C.
273