Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

griffe ist, sofern sie in Hinsicht auf das Mannigfaltige aktualisiert sind. Er ist der Aktualitätsmodus der Begriffe”).

2.DerAnalogiebegriff.

Das „logische“ Bedingungsverhältnis bezeichnet Eckhart mit einem Terminus, dem in der Scholastik eine fundamentale Bedeutung zukommt, der aber in der Atmosphäre seiner Gedanklichkeit eine grundsätzliche Umdeutung erfährt: mit dem der Analogie. Daher konnte er mit vollem Recht von seiner Analogielehre sagen: hanc naturam analogie quidam male intelligentes et inprobantes erraverunt usque hodie (Den. 589,1). In der Eckhartforschung wird seine Abweichung von der traditionellen Scholastik auch allgemein zugegeben: Denifle 510; Thery IV 259 n. E., IV 375 n. 6 u. ö.; Grabmann: Pariser Quaestionen 60; Koch: Eckh. u.d. jüd. Reli. Phil. d. M. A. s. 142 n. 6, abgesehen von Karrer und in seiner Gefolgschaft Dempf: Metaph. d. M. A. s. 155 u. Günther Müller: DLZ. 1927 p. 596, deren Auffassung jedoch nicht haltbar ist. Trotz dieser Feststellung aber ist noch nirgends eine positive Darstellung seiner Analogielehre gegeben worden. Ein Vergleich mit der Behandiung des gleichen Problems durch den Aquinaten wird die eigentümliche Wendung bei Meister E&khart klarer hervortreten lassen. Bei Thomas von Aquin leistet die Analogie dıe Verknüpfung und zugleich die Unterscheidung von Seinssphären, die, ihrer sprachlichen Benennung nad, vielleicht völlig gleichartig erscheinen möchten. Wir begegneten bereits einem Einzelfall: die Wahrheit in Gott, in den verschiedenen menschlichen Inieilekten und innerhalb der Intellekte in dem verschiedenen als wahr Erkannten. Es gibt also eine Unzahl von daseienden Wahrheiten, die irgendwie doch eindeutig und einsinnig Wahrheit sein müssen. Diese Einheit wird dadurch geleistet, daß die Wahrheit in Gott als die eigentliche Wahrheit ausgezeichnet wird, in bezug auf die die anderen Wahrheiten zwar auch als wahr bezeichnet werden müssen, jedoch nicht im völlig gleichen Sinn (univoce), aber auch nicht so, daß man sie schon nicht mehr als Wahrheit bezeichnen könnte, denn dann würde der Terminus veritas aequivoc sein. Diese Mittelstellung zwischen Eindeutigkeit und Mehrdeutigkeit bezeichnet Thomas mit dem Ausdruck: analog”),

») Den, 555,24: Ipsum ... esse conparatur ad omnia sicut actus et

perfectio et ipsa actualitas omnium, etiam formarum.

=) S. Th. I, 15, 5c: Iste modus communitatis medius est inter puram

aequivocationem et simplicem univocationem. Neque in hiis quae

analogice dicuntur est una ratio sicut est in univocis nee totaliter diversa sicut in aequivocis.

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