Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts
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legenheiten verloren; aber unter Franz geriethen ſie, niht nur manchmal ins Stocken, ſondern in eine chaotiſhe Verwirrung. Sehr oft wurden z. B. Bitt- und andere Schriften, welche in die Kriegskanzlei gehörten, an die ungariſche Hofkanzlei, ſolche hingegen, welche dieſer hätten zur Entſcheidung vorgelegt werden ſollen, an das Direktorium geſendet, und umgekehrt. Dieſe Unordnung war auch Urſache, daß die Bittſteller oft zehn, ja noh mehre Male anfragen mußten, ohne auf ihr eingereichtes Geſuch einen Beſcheid zu erhalten. Man ſchi>te ſie von Pontius zu Pilatus, und war man müde, von ihnen überlaufen zu werden, ſo fertigte man ſie mit den Worten ab: ihre Schrift ſei verlegt worden; ſie ſollten nur in einigen Monaten wieder anfragen.
Der Sporn, welcher die Beamten zur Thâtigfeit antreibt, die Wachſamkeit des Monarchen, war abgeſtumpft. Franz Il. handelte nicht ſelbſt, er ließ ſeine Stellen für ſich handeln. Bei ſeiner Thronbeſteigung that er es aus Mißtrauen in ſich ſelbſt, dann aus Gewohnheit. Dieſes unbedingte Zutrauen mußte denjenigen, welchen es die Macht in die Hände gab, unſtreitig \{meicheln und be-