Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts
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zen Stadt eine Menge junge und alte Leute, mit Schleifen von verſchiedenen Farben, grünen Federbüſchen oder Sträußen auf den Hüten, herumziehen und ihrer Kampfluſt durch lärmendes Geſchrei: „Es lebe der Kaiſer! “ Luft machen. Diejenigen, welche kein bürgerliches Gewerbe trieben oder nicht in Kanzleien angeſtellt waren und ſich nicht unter die Freiwilligen aufſchreiben ließen, wurden mit Gewalt unter die Regimenter geſte>t.
Man ſchäßte das freiwillige Aufgebot, welhes bloß aus Wien gegen den Feind zog, auf fünfzehn bis zwanzig tauſend Mann. So anſehnlich dieſe Zahl aus einer einzigen Stadt war, ſto konnte ſie doh niht hinreichen, dem Feinde nachdrücflichen Widerſtand zu leiſten und ſein weiteres Vordringen zu verhindern. Es wurde daher ein gleicher Aufruf an das Landvolk erlaſſen und man bemühte ſi<h, alle Söhne des Vaterlandes zur Ergreifung der Waffen zu bewegen.
Während man die Bewaffnung der Bürger und Bauern mit Lebhaftigkeit betrieb, wechſelten die Gerüchte bald von Frieden, bald von Fortſeßzung des Krieges mit einander ab. Jedermann hoffte den erſtern, denn Jedermann wünſchte ihn. Schon