Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts
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der Stadt und auf den Feſtungswerken verſehen. Alle Anſtalten deuteten auf eine nahe bevorſtehende Belagerung hin, und dieſe Meinung erhielt ihre volle Beſtätigung durch ein Zirkular des Kaiſers, in welchem er Jedermann zur Treue gegen ihn auch während ſeiner Abreiſe ermahnte und heilig verſprach, den Schaden, welchen etwa ein Bombardement den Einwohnern an ihren Häuſern zufügen ſollte, aus ſeinem Privatvermögen zu erſeßen.
Keine Feder vermag das Bild von der grenzenloſen Angſt zu entwerfen , welche alle Menſchen in Wien befiel. Eine Menge Leute verließen ihre Wohnungen in den Vorſtädten uud begaben \ich in die Stadt. Man ſah- ſih zum Theil {hon unter dem Schutte ſeiner eigenen Häuſer begraben, ſah ſh bei einer gewaltſamen Einnahme der Stadt vom Feinde geplündert und mißhandelt, ſah den Wohlſtand, in dem man \i< bisher befand, in das größte Elend verwandelt. Die Verheißung des Kaiſers, den Schaden zu erſeßen, war ein geringer, war gar kein Troſt für die Hauseigenthümer. Man hielt dieſe Verheißung für die Zuſage eines wohlwollenden Fürſten, der in ſeiner Herzensgüte mehr verſpricht, als er halten kann. Je-
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