Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts
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nopol zu ſein. Der erlogene Nimbus um die Häupter erlogener Gottheiten zerfloß in Nichts, und man fing an, zu erkennen, daß es keinen Adel und kein Prieſterthum gebe, als das der Guten und Weiſen. Statt der Willkühr herrſchte das Geſeß, Eines für Alle; es zu {hüßzen und ſeine Vollzieher zu beaufſichtigen, wurde das Wort frei gemacht, und es ergoß ſi in erfriſchenden und befruchtenden Strömen durch das Land. Das Volk ward nicht mehr als Laſtthier betrachtet , dem nur das nothwendigſte Futter zukomme ; der fleißige Landmann, der betriebſame Bürger genoſſen die Früchte ihrer Thätigkeit, und geiſtlichen und weltlichen Drohnen wurde nicht länger geſtattet, davon zu zehren. Nur wer arbeitete, wurde geachtet ; Joſeph der Zweite betrachtete ſich nicht als den erſten Edelmann, fondern als den erſten Diener des Staates, und nicht die Zahl „der Ahnen galt , ſondern die Zahl der Verdienſte. Wenn unſere Enkel noh einen andern Herrſcher haben, als Gott und das Geſeß, ſo möge er Joſeph dem Zweiten gleichen!
… Wir trauern um Ioſeph, nicht bloß weil er das große Werk unvollendet ließ, ſondern auch