Der Künstler zwischen Westen und Osten

Moderne Lyrik 228

So bist du denn verheert,

solang die bösen Engel sich mir neigen,

bis Rot aufspringt, aus Horizonten Reiter steigen und der verheißene Sturm in die Gebeine fährt... Solang ich bin, sei Tod und Leben dir verwehrt!!

Der Dichter, der sich Jehoya oder sonst einem alten Volksgott hingibt, indem er ihn zum Menschheitsgott erhöhen will, gelangt nicht zum Segnen, zum Aufbau, zur Wiedergeburt, sondern zum Fluche, zur Zerstörung, zum Tode, nicht des Leibes nur, sondern auch der Seele, zum zweiten Tode, wie der Evangelist es nennt...

Und es ist nur konsequent, wenn Werfel seinen Gesang der Begrabenen mit den Versen schließt:

„Ach werden wir niemals auferstehn —

und haben wir unser ewiges Leben verdreckt,

so sind wir dahin! Und dennoch, dennoch, wir wehn im letzten Schreiten, das über die Erde schreckt. Wir Gespenster sagen: Das Leben war gut.

Wir verspielten unseren Zwielicht-Geist. Er entglitt. ‚Wir wurden zu Erde. Doch Erde ist gut, ist gut. Erde, die einst der Fuß messianischer Jugend tritt!

Werfel hat zwar, als Schlußgesang seines ‚„‚Gerichtstages“, ein Gedicht geschrieben: „Das Licht und das Schweigen“, in dem der Glanz der Gnosis die Gewitter des Prophetentums durchdringt. Aber wie diffus ist dieser Schimmer!

Wir müssen abwarten, ob er fähig ist, die Flamme anzufachen.

Indem ich derart ein Dutzend Dichter zitierte, will mir scheinen, als ob sich in jedem von ihnen das ‚Wort‘