Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

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“ Illuſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

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Zum Sturmangriff bei Lombartzyde.

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19. Juni an der Küſte von Tunis ein großes franzöſiſches U-Boot, das von einem Zerſtörer geleitet wurde, dur Torpedotreffer vernichtet. Der deutſche U-Bootführer beſiegte damit das dritte feindlihe U-Boot. Von dem Wagemut deutſcher V-Bootleute zeugte auch eine feindlihe Meldung aus Ponta Delgada. Dieſer Azorenhafen wurde am 4. Juli bei Tagesanbruch von einem deutſhen U-Boot aus fräftig mit Granaten beſchoſſen; die Hafenbatterien exöffneten angebli<h ſofort das Feuer und zwangen das deutſhe Boot zum Untertauchen. : Schwerwiegender und ſ<hmerzliher war für die Feinde der Untergang des Großlinienſchiffes „Vanguard“ in der Nacht zum 9. Juli. Angeblih infolge einer inneren Exploſion flog das Schiff, während es vor Anker lag, in die Luft. Zur Zeit des Unfalls waren von der Beſaßung, die 870 Mann betragen hatte, 97 im Hafen; von den rund

800 an Bord befindlihen Seeleuten ftonnten nur drei Überz

lebende geborgen werden, von denen aber no< einer, ein Offizier, an den. Folgen der erlittenen Schäden ſtarb. . Es war das dritte große engliſhe Schiff, das während des Krieges dur innere Exploſion verloren ging: am 26. November 1914 flog der „Bulwark“ (16 000 -Tonnen) vor Sheerneß in die Luft und am 30. September 1915 im Commatith Forth der große Panzerkreuzer „Natal“. Das Schiff „Vanguard“ hatte der Dreadnoughtklaſſe angehört und verdrängte in voller Ausrüſtung 23 000 Tonnen; es ſtammte aus dem Jahre 1908. Sein Verluſt bedeutete eine Ver-

minderung der engliſhen Flotte um eines ihrer kampf

fräftigſten und größten Fahrzeuge. —

Während der Kampf zur See gegen England mit bedeutendem Erfolg aufre<ht erhalten wurde, ſteigerte Deutſhland ſeine Angriffstätigkeit auh im Luftkriege. Am 4. Juli, vormittags aht Uhr, erſchienen na<h engliſcher Zählung zwölf bis vierzehn deutſche Flugzeuge über Harwich, einem der Schlupfwinkel der großen engliſhen Schlachtſchiffe, und warfen auf den Kriegshafen zahlreihe Brandund Sprengbomben ab. Jn den Arſenalen, Bara>enlagern, Do>s, Werften, auf einem Flugplaß und auf mehreren Kriegſſchiffen wurden eine ganze Reihe Volltreffer erzielt, die verſchiedene Brände verurſachten.

Wenige Tage nach dieſem ergebnisreihen Überfall auf Harwich, na<hdem die Engländer ſhon frohlo>end geſchrieben hatten, daß die Deutſchen niht weiter landeinwärts na<h London hätten kommen fönnen, am 7. Juli, ſtieß ein großes deutſhes Flugzeuggeſhwader nah London vor. Unter der Führung des Hauptmanns Kleine (ſiehe Bild Seite 136) trafen die Deutſchen um elf Uhr vormittags über der engliſhen Hauptſtadt ein. Jhr Ziel war in erſter Linie der Oſtrand der inneren Stadt mit ſeiner Häufung von Lagerräumen, Rüſtungsbetrieben und den mächtigen London und St. Catherine Dos, die bei klarer Sicht ſehr ausgiebig mit Bomben beworfen wurden, während die Granaten der Hunderte engliſher Abwehrgeſhüße die kühnen Luftkämpfer umbrauſten. Bald jedoh hörte das engliſhe Artilleriefeuer auf; feindlihe

Flieger waren in Maſſen aufgeſtiegen, und es fam zu heftigen Luſtkämpfen, wobei ein engliſhes Flugzeug abgeſchoſſen wurde. Unterdes taten die Bombenwexrfer ganze Arbeit. Der Charing-Croß=Bahnhof, einer der wichtigſten engliſhen Bahnhöfe, Kreuzungspunkt von fünf Untergrundbahnlinien, und die London Bridge, die älteſte und vertehrsreihſte Brüc>te Londons über die Themſe, daneben aber auh die zahlreihen Speiher und Dots erhielten wuchtig wirtende Sprengladungen; viele Volltreffer erzeugten große Brände und Exploſionen (ſiehe Bild Seite 137). : : : __ Die deutſchen Flieger hatten au< im Juni ihre große Überlegenheit über die Feinde wieder glänzend bewieſen.

| Während die Deutſchen 58 Flugzeuge und 3 Feſſelballone

einbüßten, verloren die Feinde 220 Flugzeuge und 38 Feſſelballone; von den Flugzeugen waren 60 der geſteigerten Wirkung dex deutſhen Abwehrgeſ<hüße zum Opfer gefallen,

| die übrigen waren im Luftkampf überwunden worden. Aller-

dings hatte der 4. Juli wieder einem dex erfolgreihſten deutſhen Kampfflieger den Heldentod gebraht. Ein Mitglied der Kampfſtaſfel Boel>e, der in langer Kampftätigkeit erprobte Fliegerleumant Doſſenbach, ein Trägex des Ordens Pour le Mérite, Sieger in fünfzehn Luftgefehten, unterlag einem tapferen Feinde. Dafür aber wies die nahſtehende am 1. Juli erſchienene Liſte der erfolgreichſten deutſhen Kampfflieger, die aht und mehr Flugzeuge zur Stredte _gebraht hatten, neue Namen auf von Männern, die in die Lücken geſprungen waren, die der Tod riß.

Erfolgreiche deutſhe Kampfflieger mit der Zahl ihrer Luftſiege bis zum C E

Rittmſtr. Frhr. v. Richthofen * 56 | Off.-Stellv. Göttſh 2 | Saupim. Boel... 40 | Leutn. Hohndorf 12 E O E QE o O CE 31 | 7 Vizeſeldw. Mannſchott .…. 12 7 Leun. Allmenvöder ® .. 30: | Leutn. v. Eſhwege . ..… 11 #7 Leutn. Schäfer * 20 Leun. SDel Leun. Benet. 26 | Oberleuti, Firmar —_…. Leit. rhe. 0. Miho 24 | f Leun. Pfeiffer Leutit. Gontermann * 2 |} Leun. Theill& 10 ff LEUN aA 19 1 Derlei. Ba WO ff Leut. Baldanus 18 |f Leut. Me M0 Off.-Stellv. Müllex 18 | Obexleutn. v. Tutſhe> 10 7 Leutn. Wintgens * 18 | Off.-Stellv. Fri>art D Lett D Bilo O Lat Leſe 9 LEU. Doſſena D Lan MNU 9 7 ODbexleutit. Smmelman* 15 | 7 Leum. Sulle... 9 7 Off.-Stellv. Nathanael 14 | Obexleutn. Frhr. v. Althaus* 8 Leun SOE 14 | Dbexleumn. Bethge - «= 8 Obexleutn. Berthold * ... 12 | Leutn. Bongarß .…. 8 Leut Boe 2 Leun. Branmne> 8 Dberleliin. BUDD 12 | Leun. Oo 8 Dberleutnt. DOUE 12 7 Leun. Paſha SF + Vizefeldw. Feſtner . . . . 12." Ff Oberleutn. Shilling ... 8

+ gefallen. * mit dem Ort en Pour le Mérite ausgezeihnet. Nach innexpolitiſhen Umwälzungen in Öſterreich und

Ungarn ging nun au< Deutſchland an die Neuordnung

ſeiner Regierung. Die Verkündigung des gleihen Wahlrehtes in Preußen rüd>te den größten deutſhen Bundes= ſtaat na< langen Kämpfen in die Reihe der demoÉratiſ< regierten Staaten, und mit dem Reichskanzler v. Bethmann Hollweg (ſiehe Bild Band IV Seite 357), an deſſen Stelle der bisherige Ernährungsminiſter Dr. Georg Michaelis (ſiehe Bild Seite 129) trat, ſchied dex lebte führende Staatsmann aus der Reihe der Regierungen aus, unter denen im Jahre 1914 dex Krieg ausgebrohèen war. _(Fortſeßung folgt.) N

JFlluſtrierte Kriegsberichte.

Die erfolgreichen Durchbruchskämpfe der deutſchen Schußtruppentolonne des Generalleutnants Wahle in Oſtafrika im Oktober und November 1916. e Von unſerem kolonialafſrikaniſhen Mitarbeiter. (Hierzu die Bilder Seite 138 und 139.)

Generalleutnant Wahle, dex mit ſeiner tapferen Truppe volle zwei Jahre den äußerſten Nordweſten der deutſh=

oſtafrikaniſchen Kolonie, der die drei Reſidenturen Bukoba,