Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

= Jlluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17. : US

auf dem öſtlihen Serethufer überwunden. Die Ruſſen erfannten die Gefahr, die ihnen vom Süden her drohte, und warfen raſh wieder zu feſten Verbänden zuſammengefügte, mit vielen Maſchinengewehren ausgerüſtete Truppen gegen die bei Myskowice und Oſtrow auf dem öſtlihen Serethufer vorgehenden verbündeten Streitkräfte. Jn dichten Haufen fluteten die feindlihen Sturmbataillone mit ſtarker Übermat heran. Troß dex unendlihen Shwierigkeiten des Vormaxſches auf ſ<le<hten und von den Ruſſen meiſt [<wer beſhädigten Straßen hatten die Verbündeten ſo reihli<

Artillèrie herbeiſhaffen können, daß dadur< die zahlen-

mäßige Unterlegenheit der Jnfanterie teilweiſe ausgeglihen werden tonnte. Auf freiem Felde fuhren die Batterien auf und ſandten oft aus einer Entfernung von nux 500 bis 600 Metern dem Feinde ihre Geſchoſſe zu. Der tapfere Widerſtand nüßte den Ruſſen nihts: Tarnopol erlag no< am 24. Juli den Angriffen der Verbündeten. _Unbeſchreibli<h war der Jubel der Bevölkerung, als die deutſhen und öſterreihiſh-ungariſhen Truppen in die _Stadt einzogen (ſiehe die Bilder Seite 185). Die Einwohner, die drei Jahre lang das ruſſiſhe Joh geduldig getragen hatten, waren überglüdli<h und ſ<müd>en den ſtaub=-

bede>ten Kriegern die Bruſt mit friſhen Blumen. Aber wie ſah die Stadt aus! Sie machte den Eindru> eines un-=

geheuren Trümmerhauſens; die Feinde hatten in ihrer Zer-

ſtörungswut fur<htbar gehauſt. Viele Gebäude waren voll=

ſtändig niedergebrannt, die Rolläden zerbrochen, Möbel auf die Straßen geworfen, auf denen mitunter ſo dichte Mengen Glasſplitier lagen, daß kein Wagen über ſie hinwegfahren konnte. Kerensfis Soldaten hatten während der leßten Tage ihrer Herrſhafſt über die unglü>lihe Stadt in haarſträubender Weiſe geraubt, gemordet und geſ<händet, was ihnen in den Weg fam. . _An demſelben Tage, an dem Tarnopol zurü>gewonnen wurde, drangen die Öſterreicher und Ungarn au< in Stanislau ein und erreichten an der öſtlihen galiziſhen Byſtrzyca

Nadworna. Über Kolomea gingen ſie, während die Deut[hen öſtlih von Tarnopol rangen und ſi< in breiter Front |

K. u, E. Major Novotny mit den tapferen Zruppen, die den erſten Stoß der Ruſſen bei Koniuchy aufhielten.

auf den die Reichsgrenze bildenden Fluß Zbrucz vor-

arbeiteten, auf Czernowiß vor. Die raſh in die Flucht ge-

\hlagenen ruſſiſhen Heeresmaſſen dex 11., 7. und 8. Armee lieferten immer wieder Nachhutgefehte und Gegenſtöße, die mit Verzweiflung geführt wurden. Sie blieben aber im Rückzug und würden kämpfend auf Czernowiß zurü>geworfen. Nördlih und ſüdlih von dieſer Stadt gingen die Angreifer umfaſſend vor. Bayern, Öſterreicher und Ungarn nahmen in heißem Kampfe am 26. Juli Kolomea und drängten dem geſchlagenen Feinde unermüdli<h nah. Die ruſſiſhe Rü>zugsfront erweiterte ſih in dieſen Tagen auf 350 Kilometer Breite und dehnte ſi< in den näGhſten Tagen noh weiter nah Süden aus.

__Am 28. Juli erreichten die Deutſchen die öſterreihiſG=ungariſhe Reichsgrenze, während ſüdli<h von ihnen ſhon die butowiniſhe Grenze überſchritten wurde. Zwei Tage

ſpäter kamen ſie troß des verſtärkten ruſſiſhen Wider-

ſtandes auf 50 Kilometern Breite über die Reichsgrenze vor; am 3. Auguſt drangen È. u. k. Truppen der Armee des Erz= herzogs Joſeph, deſſen Stabshef General v. See>t (ſiehe Bild Seite 186) wax, in Czernowiß ein und braten die Stadt zum dritten Male während des Krieges wieder in ihren Beſiß (ſiehe Bild Seite 184). : S Immer kleiner wurde das öſterreihiſ<-ungariſhe Gebiet, das die Ruſſen noh beſeßt hielten. Jn der Bukowina war ihnen Kimpolung am 8. Auguſt entriſſen worden, und auf Radauß wurde der Angriff bereits eingeleitet. Die völlige Vertreibung des Feindes aus dem Kronland war nux noh eine Frage der Zeit. Das Gewinn- und Verluſtz Tonto ſtellte ſi<h damit für den Vierbund immer günſtiger. Der Flähenraum des von den Mittelmächten beſeßt

gehaltenen Gebietes betrug am Ende des dritten Kriegs=-

jahres rund 548 700 Quadratkilometer, alſo mehr als der geſamte Flächenraum des Deutſhen Reiches mit ſeinen 540 800 DQuadratfilometern. Jn dieſem eroberten Gebiet

befanden ſih 47 Feſtungen. Demgegenüber hatten die

Feinde in Europa nur etwa 16 000 Quadratkilometer des Gebietes ihrer Gegner im Beſiß, der ſih inzwiſchen dur

E “ Phot. Kriegsberichterſtatterin. Alice Schalek,

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