Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

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Illuſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

zahl vorwärts. Starke Sicherungen blieben am weſtlihen

Serethufer ſtehen, während die Hauptmacht im feſten Ver=

trauen auf die Abwehrkraft der dort gebliebenen Truppen weiter nah Südoſten drängte. Am Abend hielt der linke Flügel an dex geſprengten Serethbrüde im weſtlihen Teil des Dorfes Zalocze, der rehte an den Mackowa-GoraKuppen bei Olejow. Und dahinter zogen ſhon die Pferdeund Autokolonnen nah vorn, wurden Munitionslager vor=verlegt, zogen Lazarette nah, kurz: Man war glei<h am erſten Tage des Durhbruchs in den vollen Bewegungsfrieg hineingefommen. Wiederum wurden am folgenden Tag 16 bis 20 Kilometer marſchiert, und während die eigentlihe Angriffsgruppe bis in die Linie Opal (öſtlih von Jezierna)—Czernie<how am | Sereth gelangte, überſchritt die na<h Süden anſ<ließende Gruppe, nun au< über Zborow vorgehend, bei Jezierna Bahn und Straße Zborow— Tarnopol in breitem Strome. Der dritte Tag brahte Marſchlei= ſtungen und Erfolge von geradezu exſtaun=licher Größe. Die von Potutory na< ODſtrow führende Weſt-Oſt-Bahn wurde an mehreren Stellen erreiht und überſchritten, denn be=reits \<hloß ſih die deutſhe Südarmee dem Vorgehen der Böhm-Ermolliſhen deutſchen Angriffsarmee an. e Immex länger wurde die von Zwyzyn gegen Tarnopol zu führende Serethſlanke dex Angriſfsarmee, aber immer tiefer drang der Stoß în das Hintergelände der durM=brochenen elften ruſſiſhen Armee ein, dex | ſih auf der Flucht nun auch die ruſſiſche ſie-= | bente Armee anſ<hließen mußte. Vergebens verſuhte der Ruſſe an den beiden folgenden Tagen zwiſhen Smorgon und Krewo und weiter oben -ſüdlih von. Dünaburg und bei Jakobſtadt Entlaſtungſtöße zu führen... Die Heere der Verbündeten drängten den ruſſiſhen Gegner in immer breiterer Front na< Südoſten; es gab Shwung und Be= wegung an den ganzen Linien. Nur Tarnopol blieb zunächſt liegen. Während der Zug na< Südoſten weiterging und man ſ<hon ſüdlih von der Stadt am. 22. Juli den Sereth überſchritt, ſaßen die Ruſſen no< auf den die Stadt überhöhenden Hügeln mit ziemlich ſtarker Artillerie und ſammelten [ih zu fräftigerem Widerſtand, dex in zähen und an Heſtigkeit mit der Zeit zunehmenden Nahkämpfen gebrochen werden mußte. Maſzſenangriſfe der Ruſſen bei Trembowla brachen zuſammen, blindes Vorwärtsſtürmen Keren-=ſkiſher Todesbataillone mit roten Fahnen UunD roter Kotarde an den Müßen verblutete ſüdöſtlih von Tarnopol am Abend des 24. Julis im Feuerregen der Maſchinengewehre und der auf 500 Meter vor den Sturmwellen aufgeſahrenen Artillerie. Und während ſ<hon Halicz am Dnjeſtr wieder beſet und von der Lomnicafront aus der gewaltige Tagesvormarſh bis nah Stanislau unternommen wurde, brach dex lette Wi= derſtand öſtlih und ſüdöſtlih von Tarnopol zuſammen: am frühen Morgen des 25. Julis zogen deutſche, altpreußiſhe Gardetruppen in die Trümmerhaufen der von den Ruſſen

niedergebrannten Stadt unter dem Jubel der geplagten Bevölkerung ein.

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2. Bis an den Zbrucz und bis na< Czernowis.

_Nach der Eroberung von Tarnopol erſtre>en ſi<h die militäriſhen Handlungen ſhon weiter nah Südoſten. Mochte urſprünglih geplant geweſen ſein, nah Oſten zu überhaupt nur die Serethlinie zu erreihen, ſo wurden die

Grenzen alsbald weiter geſte>; die Heere drangen zum Hnizdecznaabſchnitt und dem Gnieznaabſhnitt vor und | bezwangen in raſcher Folge die ſih fortwährend ſehenden

ruſſiſhen Nachhuten. _Von Zalocze bis diht an Tarnopol heran hielt indeſſen die ruſſiſhe Front in ihrer alten Linie ſtand, das heißt, ſie wurde gar niht angegriffen und machte

au ſelbſt niht den Verſu<, auf die lange, neue Flarike dex Angriſfsarmee irgendwie einzuwirken, die ſih in mühe= vollex Arbeit einzugraben und ein ſtarkes Stellungſyſtem zu ſchaffen begann. Der Brüc>tenkopf Tarnopol wurde zunächſt auf dem öſtlihen Serethufer erweitert und ausgebaut; gleihzeitig folgte man den ſ<hnell zurü>weihenden Ruſſen in breiter Front zur Reichsgrenze bis an den Zbrucz, hinter den ſie zu beiden Seiten des Städtchens Huſiatyn zurü>gingen. Schon am- 28.. Juli wurde der Grenzſluß-

erreiht und na< erbittertem Kampſe mit neu heran=geführten ruſſiſhen Korps in 50 Kilometern Frontbreite

Finniſche Bauern im Kampfe mit plündernden ruſſiſchen Soldaten. .

nördlih von Huſiatyn überſchritten. Die Aufgabe der eigentlihen Durhbruchsgruppen vom 19. Juli war damit in fnapp zwei Wochen glänzend gelöſt; ſie ſtanden jenſeits

“dex Reichsgrenze in einem BrüWenkopf, der das Erreichte

ſicherte. Inzwiſchen vollzog ſih weiter nah Süden zu, was man die ſtrategiſ<e Auswirkung eines gut gelungenen Durchbruchs nennt. . Die Befreiung Oſigaliziens machte Rieſenfortſchritte, und alles drängte ſi< zum Kampf um Czernowiß zuſammen. Czernowiß iſt die Hauptſtadt der Bukowina, und dieſer Umſtand gab ihrer Eroberung au< weit über das Militäriſche hinaus eine größere Bedeutung, als ſie die Beſezung all dex galiziſchen Städte bisher haben fonnte. Czernowiß beſißt aber auh eine große militäriſche Bedeutung als Knotenpunktzahlreicher wihtiger Straßen, die

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