Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

Slluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

von Norden, Weſten und Süden hex dort zuſammenlaufen.

_— Bevor jedo<h die Annäherung an Czernowiß vollzogen

werden fonnte, waren gewaltige Märſche zurüGulegen und heftige Angriffe und Gegenwirkungen der Ruſſen zu überwinden. Die Ruſſen kamen dem Stüßpunkt ihrer Verſorgung mit Na<hſhub und Munition immex näher; das Zuſammen=preſſen ihrer Verbände erleichterte ihnen, bewährte Regi-=-

_menter herauszuziehen und ſie zum Nachhutwidexrſtand einzuſeßen. Zunäthſt kamen die Verbündeten no< raſh vorwärts. Eine Reihe galiziſ<her Ortsnamen Éünden die Abſchnitte des Marſches an.

Schon am 283. Juli fiel

Nach einer Originalzeihnung von Max Tilke.

Podhajce und wurde der Ruſſe aus dem erſt kurz zuvor von ihm eroberten Eiſenbahnknotenpunfkt Halicz am Dnjeſtr verdrängt. Die Byſtrzyca Solotwinska wurde überſchritten, und ſüdlich vom Tartarenpaſſe wankte ſhon die ganze feindliche Front. All das ſhob und drängte ſih zum Knotenpunft Czernowitz zuſammen. - (Fortſezung folgt.)

Finniſche Bauern im Kampf mit ruſſiſchen

Soldaten. (Hierzu das obenſtehende Bild.) Die Revolution, die Rußland von der zariſtiſhen Gewaltherrſhaft befreien ſollte, hat dem ruſſiſhen Volke ſtatt Freiheit, Selbſtändigkeit und Frieden in Wirklichkeit erſt

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re<t Anarchie, Unterdrü>ung und ein Schre>ensregiment gebracht, das an die wildeſten Zeiten der großen franzö]iſhen Revolution erinnert. Fahnenflühtige, die zu Zehntauſenden die Front verließen und in ihre Heimat zurü>fehrten, dur<zogen ſengend, brennend und plündernd das Land. Tagtäglih wußten die Zeitungen von neuen Gewalttaten meuternder Soldaten zu berichten, die die großen Gutshöfe plünderten und in Brand ſeßten und deren ausgedehnte Ländereien unter ſi verteilten. In manchen Gegenden, wo die Bauern unter der Gewalt der Großgrundbeſißex zu leiden gehabt hatten, beteiligte ſih die Bevölkerung bereitwillig an

ſolhenRaubzügen, froh, endlih denTyrannen

begangenes Unrecht heimzahlen zu können.

In anderen Provinzen des ruſſiſhen Reiches kam es aber au< zu ernſtlihen Feindſeligkeiten zwiſhen den anſäſſigen Bauern und den plündernden Soldaten, die einander regelre<hte Schlahten lieferten. Dies war namentli< in Finnland der Fall, deſſen faſt aus\hließli<h ſ<hwediſ<-finniſhe Bevölkerung gleih na<h dem Sturz des Za-

_rismus die Selbſtändigkeit ihres Landes aus=gerufen und die ruſſiſhen Unterdrüder vertrieben hatte. Aber au< das Land der Tauſend Seen wurde von den Horden fahnenflüchtiger Soldaten heimgeſucht, die hier auf Beute ausgingen.

So erſhien Anfang Juli 1917 in dex Gemeinde Hörna in Nordfinnland eine - Abteilung ruſſiſher Soldaten, drang in die Höfe ein und verlangte von den Bauern ſofortige

_ Auslieferung ihres Viehes und ihrer Getreidevorräte. Die Bauern aber wollten erſt die von der Regierung ausgeſtellten Vollmaten ſehen, und da die Soldaten ſole niché vorzeigen konnten, weil ſie auf eigene Fauſt vorgingen, ſo weigerte ſich die Bevölkerung entſhieden, au< nur das geringſte herzugeben. Die teilweiſe ſhon ſtark angetrunkfenen Soldaten — denn es gehörte au< zur „Freiheit“ des Ruſſen, die Shnapsfkeller zu plündern und den ſeit Kriegsausbru< ſtreng verbotenen Alkohol in vollen Zügen zu genießen — ſuhten mit Gewalt în die Ställe und Scheunen einzudringen, wW0=gegen ſih die Beſitzer aber wehrten. Au furzen Wortwe ſel folgte die Tat: die Soldaten, die in voller Ausrüſtung erſchienen waren, riſſen ihre Gewehre von den Schul= tern und ſchoſſen auf die Bauern. Dieſe, einem ſolhen Angriff niht gewachſen, flüchteten und verſte>ten ſih in ihren Gehöften, die nun regelre<t belagert und mit heftigem Gewehrfeuer überſchüttet wurden. Aber ſhon bald ließ es nah und verſtummte ſchließlich ganz: die Angreifer hatten ihre Munition

verſchoſſen und hofften, daß die Bauern, dur das Schießen eingeſhüchtert, jeßt gutwillig ihre Vorräte ausliefern würden. Doch faum merkten die Bauern, daß ihre Gegner feine Munition mehr hatten, bewaffneten ſie ſi< mit Meſſern, Senſen und Ha>en und gingen gegen die Belagerer vor. Nun entſpann ſi ein erbitterter Nahkampf, in dem die Finnländer blutige Rache nahmen. Den wütenden Bauern ftonnten die Soldaten niht ſtandhalten. Jn panikartiger Flucht verließen ſie das

Dorf und ſu<hten Schuß in den Wäldern. Aber etwa

400 Bauern verfolgten die Fliehenden und fielen nun mit

ihren einfachen, aber gefährlihen Waffen über ſie her. Mit

Meſſern wurden. die Soldaten niedergema<t oder mit

Pi>eln und Dreſhflegeln erſchlagen, ſoweit ſie in den Wäl-

dern fein ſicheres Verſte> gefunden hatten. Zwanzig

Bauern und fünfzig Soldaten blieben nah finniſ<hen Zei-

tungen auf der Walſtatt. :

__ Die gleihe Erregung gegen die ruſſiſhen Plünderer

herrſhte in allen Gegenden Finnlands, und faſt tägli<h kam ès zu blutigen Zuſammenſtößen zwiſchen ruſſiſhen Soldaten und finniſhen Bauern, ſo daß ſi< die Regierung Zur

Vermeidung ernſterer Unruhen gezwungen ſah, die ruſſi-