Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

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Illuſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

hen Beſaßungen teilweiſe zurüzuziehen, um den völligen Abfall des ehemals \{<wediſ<hen und erſt ſeit hundert Jahren unter ruſſiſher Herrſchaft ſtehenden Landes zu verhüten.

Der Krieg in Oſtafrika im Juni und Juli 1917.

(Hierzu die Bilder Seite 206 und 207 ſowie die Karte in Band Y Seite 79.) Auf den oſtafrikaniſhen Kampfſtätten ſpielten ſih gegen Ende des dritten Kriegsjahres wiederum heſtige, we<ſelvolle Kämpfe ab. : D _Im Küſtenabſchnitt des Lindibezirkes landeten die Engländer gegen Ende Juni nördlih von dex Hafenſtadt Lindi untex dem wirfſamen Schuße ihrer großen Kriegsflotte abermals ſtarte, den Deutſchen an Zahl beträhtlih überlegene Truppen und nahmen nah heftigem Kampf von der Stadt zum zweiten Male Beſiz. Au<h an anderen Küſtenorten, von wo aus die Engländer zwiſhen Februar und März

auf thre Schiffe zurü>gejagt wurden, konnten ſie nah heſ-= | fah überlegenen britiſhen Streitkräfte war die . deutſche

tigen Gefehten wieder feſten Fuß faſſen. —

Im portugieſiſchen Njaſſalandgebiet ſeßten die deutſchen Schußtruppenkolonnen im Juni ihren ſiegreihen Vormarſh weiter nah Süden fort. Die -

Dex Schauplaß dieſer neuen engliſhen Unternehmungen lag in dem ausgedehnten, buſhreihen Gebiete der beiden Küſtenbezirke Kilwa und Lindi; dorthin war nun das Shwer= gewicht Der oſtafrifaniſhen Kämpſe verlegt. Ausgangspunfte der Angriffe waren die beiden gleihnamigen Haſenſtädte; General van Deventer, der im April an Stelle des Generals Hosfins den Oberbefehl über die geſamten britiſhen Streitkräfte übernommen hatte, leitete die Unternehmungen. Die Angriffsbewegungen der Engländer verliefen im Monat Juli wie folgt: _— . Am 1. Juli rü>ten die britiſhen Streitkräfte mit großer Übermacht nah einheitlihem Plane von den beiden Küſten=ſtädten Kilwa und Lindi aus gegen die ſtark befeſtigten

-deutſen Stellungen vox, die ſi dicht ſüdlih und ſüdweſli<h

von Kilwa und diht weſilih und ſüdweſtli< von - Lindi befanden, und die bîsher dem Feinde den Weg fins Innere vexrſperrten. . i

Bei Kilwa ſtanden ſich die Hauptkräfte der beiden Gegner gegenüber. Untex dem ſtarken, umfaſſenden Dru>e dex viel=

Schußztruppenhauptmaht gezwungen, na< erbitterten

Kämpfen am 4. Juli ihre Stellungen bei Kilwa aufzugeben;

ſie zog ſi 15 Kilometer ſüdweſtlih davon auf vorberei=

portugieſiſ<hen Njaſſaſeeort\haften Mtende, Tſchiteſi, Utonga, Mtangula, Tſchixrragulu, Mlamilo (öſtlli<h vom See), Loſewa und Porto - Orojo (am See) wurden von den Deutſchen beſetzt; große _ Beute fiel ihnen auf dieſen Stationen in die Hände. Jn den erſten Junitagen nä=hexten [ih die wagemutigen deutſhen Kolonnen der Grenze des britiſhen Njaſſaſeelandes, nahdem fie die weite Stre>e von rund 250 Kilometern ſüdwärts auf portugieſiſ<hem Boden zUu=rügelegt hatten. Nach portugieſiſhen Meldungen bemächtigten ſie ſih des bri= tiſhen Grenzforts Maguire na<h exbittertem Geſet, wobei die britiſche Beſaßung völlig zerſprengt wurde. Auch hiex trat noch kein Stillſtand in dex ſtürmiſchen Vorwärtsbewegung dex Deut=ſchen ein. Dieſe überſchritten [nun die Grenze des britiſchen Njaſſaſeelandes und drangen in der Richtung auf das bri=tiſhe Fort Johnſton (am Südende des Sees) vor. Die Engländer rafften eiligſt Truppen zuſammen und ſchi>ten ſie den Deutſchen entgegen, Vormarſch dadur< gehemmt wurde. Es fam in der leßten Junihälfte zwiſchen beiden Gegnern teils auf britiſhem, auf portugieſiſ<hem Boden zu zahlreichen feineren und größeren Gefechten, wobei die Engländer mehrmals empfindli<h geſ<hlagen wurden. Als dieſe immex mehr Truppen nah dem Grenzgebiet des Njaſſalandes warfen und bald den Deutſchen an Zahl überlegen waren, bewerkſtelligten leßtere Ende Juni unter Mitnahme ihrer großen Beute den wohlgeordneten Rü>kmaxrſh nah Norden, nah dem deutſhen Gebiet, ohne mit den langſam und vorſichtig nachfolgenden britiſhen und portugieſiſchen Truppen in beſondere Berührung zu kommen. Während ein Teil dex deutſchen Shußtrupplerx die reihe Beute auf deutſches Gebiet in Sicherheit brachte, verblieben die anderen Abteilungen noch tief drinnen auf portugieſiſhem Boden ſtehen und be_ haupteten ſi erfolgreich gegen mehrfache feindliche Angriffe. Im weſtlihen und nördlihen Gefehtsabſ<hnitt blieb die Lage im Juni ziemli<h unverändert. —

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Zu Beginn des Monats Juli leiteten die Engländer eine |

zweite, gut vorbereitete Offenſive gegen das etwa 200 000 Quadratkilometer große deut|<h-oſtafrikaniſ<he Gebiet im Südoſten dex Kolonie ein, das die ruhmbede>te Schußtruppe zu vieſem Zeitpunkte noh feſt in ihren Händen hate.

2 e LON “Der Grenzfluß NRowuma im Süden von Deutſch-Dſtaſrika, der Schauplasß : : Fleiner Gefechte mit den Portugieſen.

“länder bei Wuli—Mayongo erlitten | immex no< über eine

vexnihten. ) “_dihtem Buſch bewachſenen Gelände helde

tete Stellungen zurü>. Die Feinde rü>ten langſam na< und nahmen erſt am 7. Juli mit dex Mitte der deutſ<hen Schußtruppenhauptmahtin der Gegend von Uïtuli wieder Gefehtsfühlung. Wähsrend ein Teil dex britiſchen Truppen die deutſhe Mitte Zu binden verſuchte, began=nen die übrigen britiſhen Streitkräfte in drei Kolon=nen eine umfaſſende Bewe=gung gegen die Mitte und __ den reten Flügel der Deut=ſchen auf dex Linie UkuliMayongo. Dort kam es zu heißen, erbitterten Gefe<hten, die bis zum 10. Juli andauerten. Die deute Schußtxuppenhauptmacht ſeßte den Engländern ſo ſtar= en und exfolgreihen Widerſtand entgegen, daß deren Einkreiſungsbewegungen aufunüberwindlihe Shwierigfeiten ſtießen. Der deut=\hen Führung - gelang es, ihre Streitkräſte, nahdem ſie den angreifenden Briten \<werſte Verluſte beigebracht hatten, re<tzeitig und ohne Verluſte an Gefangenen und Material auf ihre vorbereiteten ſtarken Hauptſtellungen bei Narongomba, 50 Kilometer ſüd=-

weſtlih von Kilwa, zurüGuführen. Damik war der groß-

zügige Plan dex engliſchen Führung, die deutſhe Schuß-

fruppenhauptmaht bei Kilwa einzukreiſen und ihr einen

vernihtenden Slag zu verſehen, wieder Üäglih miß= Tlungen. : i: = / Troß der empfindlichen Verluſte, die die farbigen Enghatten, verfügten ſîe den Deutſchen ſehr überlegene »penmacht, mit dex ſie ihren zurü>gehenden Gegnern igſam folgten. : - . _ Index Naht vom 18. zum 19. Juli kam es dann umden Be=ſiß der deutſchen Stellungen bei Narongomba zwiſchen den beiden gegneriſchen Hauptſtreitkräften zu einem neuen ſchweren Ringen, das die ganze Nacht hindur< mit größter Erbitterung geführt wurde. Hierbei verſuchte die engliſche Führung wiederu N die deutſche Schußtruppenhauptmacht einzuſchließen und „mit einem Schlage“ zu Die deutſhen Truppen leiſteten in dem mit ütigſten Wider= ſtand und maten exfolgreihe Gegenangrifſſe. Allein am 19. Juli morgens wax die deutſche Schußtxuppenhauptmacht abermals gezwungen, vor der drohenden Umfaſſung