Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

no< immer exfolgreih gegen Portu-

908 Jlluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

Südöſtlih von Jringa mußte Mitte Juli eine \<hwächere deutſhe Shußtruppenabteilung ihre lange Zeit ſehr kräftig verteidigten Stellungen am Ruipafluß infolge umfaſſender feindlicher Angriffe aufgeben und na<h Südoſten in Der Richtung -auf Mahenge (ſiehe die Bilder in Band V Seite 406 und Band VI Seite 255) zurü>gehen.

Im weſtlihen Gefehtsabſc<nitt, nämli<h in dem Ge=biete zwiſhen Jringa und Sſongea, drangen zu- Beginn des Monats Juli die in den vorhergehenden Monaten mehr=mals \<wer- geſ<lagenen Truppen Northeys mit großen Verſtärkungen wieder vor und beſeßten nah einer Reihe von

_\<weren und verluſtreihen Gefechten abermals den größten Teil des Sſongeabezirts. Die deutſ<hen S<UßtrUpPpen=-

“abteilungen, die mit größtem Heldenmute- kämpften, waren _dur< die Northeyſche Übermacht wiederum gezwungen,

nah Norden gegen Mahenge auszuweihen. —

Durch den ſtarken Dru> der im Sſongeabezirk vor-

dringenden übexlegenen Streitkräfte Northeys waren die im Süden davon noh auf portugieſiſhem Boden des Njaſſalandes ſtehenden deutſhen ShußtruP- : penabteilungen genötigt, im Juli wie-= der an den Rowumagrenzfluß, und zwar in nordöſtlicher Richtung auf Sſaſſawara und die Mtulaberge ZUrü>zugehen, um niht abgeſ<hnitten zu Wer

Dagegen konnten ſi<h diejenigen deutſhen Scugztruppenabteilungen, die ſhon früher ins portugieſiſche Küſtengebiet ſüdli<h vom Rowumasgrenzfluß eingedrungen waren, im Juli

gieſen und Engländer behaupten. —

Die Kriegsbeſchüdigtenfürſorge in den Lazaretten. Von Generalleutnant z. D. Wollmann.

(Hierzu das nebenſtehende Bild.) _DiePflege der „Kriegsbeſchädigten“ iſt in exſter Linie Sache des Kriegsſanitätsdienſtes der Heeresverwaltung, alſo aller unter militäriſcher Aufſicht ſtehenden Lazarette und Heilanſtalten.

Hier werden zunächſt die Wunden ge-

heilt, die zerſ<hmetterten Glieder wie-

der gefeſtigt, für verlorene Gliedmaßen

Erſaßteile beſchafft. Alle Hilfsmittel

ärztliher Wiſſenſchaft ſtehen hierzu in

reihſtem Maße zur Verfügung, deren ſahgemäße Anwendung ja au< ſhon überall beſte Erfolge gezeitigt hat. Dieſes ältere Heilverfahren allein genügt aber heutzutage niht mehr; ſhon während desſelben oder im An-

bei ſelbſttätiger Bewegung, der ſelbſtändige Entſhluß zu oft plößliher Tat, ohne dabei an das vexleßte Glied Zu denken, und die Anſtrengung beim Sport das Vertrauen

zu den dem Verleßten no< gebliebenen Fähigkeiten ſtärtt,

die Lebensfreude erhöht und die geſund gebliebenen Körper— E über das frühere Maß hinaus leiſtungsfähig macht.

Den beſten Beweis hierfür gaben im Juni 1917 unter anderem die Wettkämpfe friegsverleßter Unteroffiziere und Mannſchaften des Reſervelazaretts Görden bei Brandenburg an der Havel, bei denen die zahlrei geladenen Gäſte turneriſhe und ſportliche Leiſtungen bewundern fonnten, die man ſonſt nur von Geſunden erwartet. Freiübungen von Einbeinigen und Armverleßten, Lauſ- und SPprungübungen, S<hleuderball=-, Disfus- und Speerwerfen als Zielz und Weitſhuß, Bogenſchießen und Handgranatenwerfen gaben in weWſelnder Folge ein trefflihes Bild der dur dieſes Heilverfahren erzielten reihen Erfolge. Am exſtaun=-

liſten hierbei waren die Sprünge Der Einbeinigen, von

denen der Sieger im Hochſprung die Höhe von 1,80 Metex, der im Weit=-

beide ohne Sprungbrett, überſprang. Neuerdings wird au< dem Waſſerſport, Rudern, Shwimmen und Tauhen, gehuldigt. Einbeinige und Einarmige ſieht man dabei na< dem Kopfſprung vom Hohen Brett weite Stre>en \<hwimmend zurüdälegen.

Nicht minder wichtig als die kÖrperlie Ertüchtigung der Schwervexrleßten “iſt aber auh die Fürſorge für das Fortkommen derſelben nah der Ent=laſſung aus dem Heeresdienſt, und Zwar duL< Gewährung der Möglichzfeit zur Betätigung im alten Beruf oder in der Ausbildung ſür einen neuen Beruf und die Beratung und Vermittlung bei der Wahl neuer Ar_beitſtellen. Hierfür ſind mit den - Lazarett=_verwaltungen die bürgerlihen Provinzial-, Kreis- und Ortsverwaltun_gen, lettere dur< beſondere Vertrauensmänner vertreten, in gemeinz ſamer Arbeit tätig. Sie ſind ernſlih und mit Erfolg bemüht, dem gerade bei vielen Arm- und Beinvexrleßzten auftretenden Beſtreben, ihren Beruf zu weſeln und ſih den vielbegehrten Stellen als Shreiber, Pförtner, Wäh=tér, Aufſeher und dergleichen mehr ZUZUWENDEN, entgegenzuarbeiten. Das geſchieht ſhon während Der ärztlichen oa Pſlege dur< Anleitung und Be=-

[<luß daran müſſen weitere Mittel Aus einem deutſchen Lazarett bei Sedan. Hüft- ſchäftigung in den zahlreichen Arbeitzur Anwendung kommen, durc die es Viege aur Stärkung verheilter Muskélpartien. ſtätten aller möglihen Handwerke in

ermöglicht wird, die armen Verleßten ihrem alten Beruf wiederzugeben, und zwar am beſten in ihrer Heimat in den ihnen bekannten Verhältniſſen, oder

ihnen andere lohnende Beſchäftigung zu verſchaffen, damit

ſie ſpäter niht als bemitleidenswerte Krüppel, ſondern als vollwertige Mitarbeiter an Deutſchlands wirtſchaftlicher Zukunft in die bürgerlichen Berufskreiſe eingereiht werden Fönnen. Dies wird aber in den meiſten Fällen am eheſten

dur rihtig geleitete Leibesübungen, dur< Turnen und

Sport, erreiht. Wie jede förperlihe Betätigung das Gedeihen des menſhlihen Organismus auh unter den regelwidrigen Verhältniſſen Schwerverleßter außerordent=lih fördert, ſo iſt ganz beſonders die Ausübung des Turnens und des Sports geeignet, die Muskeln und die Gelente

zu Éräftigen, bei den Verleßten neuen Lebensmut und neue.

Schaffenskraft zu erwe>en und untex richtiger Ausnüßung der günſtigen Wirkungen von Sonne und Luft Ausdauer und Tatkraft zu ſteigern.

Die paſſive Behandlung dur< Maſſage und medikomechaniſche Apparate bleibt mehr oder weniger auf ein=-

zelne Körperteile örtlih beſhränkt und kann die altiven Bewegungen nur anbahnen und unterſtüßen, niht aber erſehen, während die Jnanſpruhnahme des ganzen Körpers

den Lazaretten und in benachbarten Betrieben der Jnduſtrie und Landwirtſchaft. DadurG wird dem Verluſt und der Verzettelung brauchbarer Arbeitskräfte für die Volkswirt[<haft vorgebeugt und das Auffommen eines Proletariats der Schwerverleßten verhindert, die dann als Drehorgelſpieler oder Bettler îm Lande herumziehen würden. Dabei iſt dann allerdings auh ge=legentlih, beſonders bei jüngeren Leuten, Die Anwendung eines gewiſſen Zwanges ZUL Betätigung in den Arbeiten “ihres alten Berufes oder in denen eines neuen, an Stelle dex vielfach begehrten Liebhaberbeſchäftigungen wle Flehten, Kleben, Verzieren Und dergleihen mehx, ſowie zu handwertksmäßigem Arbeiten als Heilzwe> (Arbeitstherapie) niht zu entbehren. SF Durch das tatkräftige Zuſammenwirken des ſtellvertretenden Generalarztes des dritten preußiſhen Armeekorps und des Landesdirektors. der Provinz Brandenburg iſt die “vorbeſcriebene ſegensreihe Art der Kriegsverleßtenfürſorge, dur< die den braven Kriegern, die ihr Blut und. ihre geſunden Gliedex für uns geopfert haben, über ihre Militär= penſion hinaus eine Einnahmequelle geſichert wird, Zuerſt

ins Leben gerufen und dann ‘vorbildlih für viele andere | Stellén geworden.

ſprung den Raum von 8 Metem,