Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

934 JlUluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

Deutſche Truppen verteidigen ſi auf einer Bergſpiße in den Alpen:

erſten Z.-Schiffen auf, und deshalb trat er im Auguſt 1908 aus Anlaß des bekannten Unfalls bei Echterdingen mit einer Reihe von Verbeſſerungsvorſhlägen hervor. Als Graf Zeppelin hierauf niht näher eingehen wollte, entwarf Profeſſor Schütte die Pläne für ein Luftſchiff nach ſeinen

eigenen Ideen, und es gelang ihm, in der Familie Lanz

von Dex weltberühmten Mannheimer Firma, und in Geheimrat Auguſt Roechling verſtändnisvolle und tatträftige Gönner zu finden, ſo daß ex na< Errichtung einer Halle bei Rheinau bei Mannheim im Herbſt 1909 mit dem Bau ſeines erſten Schiffes beginnen tonnte. 7 Im Oktober 1911 fand die erſte Probefahrt von EIS ſtati. Das Schiff unterſchied ſih von den Z.-Schifſen ſhon

rein äußerlih dur ſeine ſehr viel ſhlankere und elegantere

Form, die niht nur der Geſchwindigkeit, ſondern au< der Manövrierfähigkeit zugute kam, ſo daß die ungefügen und

unprakäiſchen Kaſtenſteuer“ der Z.-Schiffe dur< einfache,

glatte Skeuerſflähen erſeßt werden konnten. Für das Gerippe wax ein Trägerſyſtem von furnierten Holz=trapezen gewählt worden, wodur<h es eine bedeutend größere Elaſtizität und Feſtigkeit erhielt, als ſie die Aluminiumgerüſte der Z.-Schiffe beſizen. Die beiden Gondeln waren niht ſtarr mit dem Gerüſt verbunden, ſondern an Stahltroſſen aufgehängt, ſo: daß ſih auh der heftigſte Aufſtoß beim Landen niht auf das Schiffsgerüſt übertragen tonnte. Ferner ſaßen die Propeller niht wie bei den Z.-Sciffen hoh oben außerhalb der Ballonkörpex, wo ſie bei der Ein- und Ausfahrt ſehr leiht beſhädigt werden Tonnien, ſondern unmittelbar auf den Kurbelwellen hinter den Gondeln. Die weitläufigen, viel Kraft verbrauchenden Übertragungsgeſtänge von den Motoren na< den Propellern wurden ſomit hier niht gebraucht.

__ Dieſe einſchneidenden und noh manche weitere Neuerungen erwieſen ſih als außerordentlich vorteilhaft bei den ausgedehnten Probeflügen, die S.L. 1 unter anderem na<

Köln, Gotha, Leipzig und Berlin führten. Die Leiſtungen ſchon dieſes Erſtlingsbaues erreichten, ja übertrafen vielfa< die der neueſten damaligen, auf Grund langjähriger Werkſtatts- und Fronterfahrungen gebauten Z7.-Schiffe, und ſo wurde S.-L. 1 im Dezember 1912 nah vorzüglicher Er= ledigung der Höhenfahrt und einer ſe <zehnſtündigen Dauerfahrt von der Militärverwaltung übernommen. E

Als es auf ſeiner 85. Fahrt im Juli 1913 wegen einer

an ſih unbedeutenden Panne bei Schneidemühl notlanden mußte, riß es ſich, dur< ungeübte Haltemannſchaften

bedient, bei ſtarkem Winde mitſamt ſeiner vorläuſigen Verankerung los und beendete ſeine ehrenvolle Laufbahn

Phot. Pl otothek, Berlin,

als Wra>. Jnzwiſchen war aber ſhon ein weites, in bezug auf Geſhwindigkeit und Tragfähigkeit weit überlegenes S.-L.-Schiff vom Kriegsminiſterium beſtellt worden, das Ende April 1914 als „S.-L. 2“ unſerex Luftflotte einverleibt wurde Und glei in den erſten Kriegswochen unter Haupt= mann v. Wobeſer eine von hervorragendem Erfolg ge=krönte Fernfahrt nah Krasnik und ſpäter eine große Reihe von Flügen über Feindesland na<h Warſchau, Nancy, Verdun, Lunéville, London ausführte. - :

Die deutſhe Heeresverwaltung und das Reichhsmarine= amt hatten natürli beini Ausbru des Krieges ſofort den S.-L.=Luftſchiffbau mit der beſchleunigten Herſtellung wei=terer Schiffe beauftragt, die im Laufe der Zeit immer rieſenhaftex und vollkommener ausfielen. Näheres hierüber wird erſt na< dem Kriege mitgeteilt werdèn können.

Unſere Abbildung zeigt eines dieſer Schiffe unter der Führung von Hauptmann v. Wobeſer auf der Fahrt von Mannheim na< dem nahen Orient. Dieſe denkwürdige Reiſe, die erſte, în dex ein deutſches Luftſchiff über aſiatiſhem Gebiet erſchien, führté über Wien-Schönbrunn, wo dem verſtorbenen Kaiſex Franz Joſeph eine Huldigung Dar= gebracht wurde, ohne jeglihen Unfall zunächſt na< Jamboli. Von dieſem Stühpunkte aus wurde eine Reihe erfolgreicher Angrifſe gegen Odeſſa und Erkundungsfahrten über dem Schwarzen Meere in Verbindung mit dex türkiſchen Flotte ausgeführt. Vis na< Kleinaſien gingen die Auffllärungs= flüge. Das im Lichtbilde feſtgehaltene Erſcheinen des S.-L.-Sciffes über Konſtantinopel löſte dort ungeheuren Jubel unter der Bevölkerung aus, die das Rieſenwunder in den Lüften niht genug anſtaunen fonne.

Und wahrlih, au< andere, die an die beſcheidenen An= ſänge der Luftſchiffahrt vor wenigen Jahren zurü>denken, darf es wie ein Wunder anmuten, daß ein deutſches Luſt= ſchiff mitten im Weltkriege eine neue Brücke na< dem Drient ſchlagen konnte. Was wird uns erſt der Frieden an ungeahnten Vertehrsmöglihkeiten beſcheren, die ſo geniale Führer, wie Graf Zeppelin und Geheimrat Schütte, zum Ruhme Deutſchlands uns und der Welt erſchloſſen haben?

Die elfte Jſonzoſchlacht. e Von Walter Oertel. E (Hierau die Bilder und die Karte Seite 234—287.) Die zehnte Fſonzoſhlacht hatte mit einem großen Mißerfolg für die Jtaliener geendet. Sieben Wochen waren ſeitdem verſloſſen, und welthiſtoriſche Ereigniſſe hatten ſich