Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

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Illuſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

und im Leiten des Feuers der eignen Geſhüße auf jene. Ihre Aufgaben berühren ſi<h hier innig mit denen der

Flieger, und die Entwi>lung gerade der Photographie

hat beide Truppen einander beſonders nahe gebracht. Vom Ballon aus, dex in der Regel 1000 bis 1500 Meter hoh ſteigt, laſſen ſih die naheliegenden Frontteile deut=liher und in größerer Ruhe erfunden und aufnehmen,

als vom Flugzeug aus bedeutend höheren Lagen. Was -

man în raſender Geſhwindigkeit von dieſem niht genau ermitteln fann, erfennt der Offizier aus dem Korb dur<hs Glas in möglihſter Beſtimmtheit. Allerdings iſt ſein Ge=ſihtskreis verhältnismäßig beſ<hränït, und deshalb muß er die weiteren Ziele der zweiten und dritten feindlihen Stellungen dem bewegliheren Kameraden überlaſſen. Es iſt ein wechſelſeitiges Arbeiten und Ergänzen der Mel=z dungen, wobei die SS

werden wehrt ex ſih am beſten dur< eïne mögli<ſt ver-

de>te Lage des Auſſtiegplaßes, dur< häufigen Weſel der Ballonhöhe und als leßtes Mittel dur<h einen Stellungs=we<ſel im Feuer. Beti dieſem wird în der Regel der Ballon herabgewunden (ſiehe Bild Band IV Seite 112/113). Iſt dies niht mehr ausführbar, ſo wird er- in der Luſt vorgenommen. Jn dieſem Falle fährt die Motordraht=winde, deren Zahnräder das Hauptkabel halten, in die

“neue Stellung und zieht den ho<hſ<webenden Gaskörper

und den Korb hinter ſi her. Gegen Flieger nüßen natür=-

li<h dieſe Maßnahmen ni<hts. Für den Flieger iſt beim Ballonangriff das [<werſte,

überhaupt erſt einmal an ſein Dpfer heranzukommen. Die

„Sperre“ fliegenden Schußflugzeuge wehren ihm den Weg, den er ſi einzeln odex in kühnem Geſ<hwadervorſtoß

erfämpfen muß.

© beſten Ergebniſſe erzielt werden, Aus dieſen und ihrem Vergleich miteinander ge=winnt der Artil= Teriefommandeur beim Generalſtab ſeine Anſichten, welche feindlihen Ziele zuerſt und in welcher Art ſie beſchoſſen werden müſſen. Seine Be fehle gehen an die Batterien und an die Flieger- und Ballonabteilungén. Die Artilleriefluazeuge ſtar=ten mit ihren Aufgaben über fernere Ziele, die Ballon=beobahter faſſen die ihnen zuge=wieſenen näheren ins Auge. Die Artillericſhla<ht beginnt. Salve auf Salve wird aus den Rohren der Geſhüße gejagt. Flugzeug- UND Ballonbeobachter erkennen genau die Einſchläge der Granaten. Sie geben ihre Meſldungen, ob die SMUſſe ZU Weit, zu nahe oder zu

Der Sieger haïë dann ſreie Bahn, bis er in den Wir=Éungsbereih der Abwehrge|<Üühe des Gegners tommt. SHLE _plaßenden Shrap=nelle umtanzen ſtändigſeinenFlug=weg, ſo daß ihn der ſogenannte „Gliegerbeoba<h= _tungspoſten“ von ſzinem Überſichts= punt aus ſchon Z2itig ertennen und ſeine Warnung an die Ballonſtation und deren gzahl= reihe Flugzeug- abwehrbatterien geben fann. Die Abwe hrbatterien empfangen den Angreifer mit ſtärkz ſtem Geſchüßz- nnd Maſchinengewehr= feuer. Doh müſz ſen ſie es einſtel= len, ſobald es dem feindlichen Flieger E dem gelingt, ibex den Ballon zu Tommen, der dann

Jetzt iſt der gehrlihe Augen> den Seiten liegen. Jene berichten auf drahtloſem Wege im ſtändigen Krei=ſen über dem be=ſchoſſenen Feind, : dieſe dur< den Fernſprecher, deſſen Kabel vom Korb zur Aufſtiegſtelle hinabhängt, die die Verbindung mit dem eigenen Batterieführer vermittelt. Immer näher an das

Ziel laſſen ſeine Berichtigungen den Granathagel heran-

rüden, und endlih iſt der Feind „eingede>t“. Dann kann der Batterieführer zum „Wirkungſchießen“ übergehen, in dem das Opfer zum „Schweigen“ gebra<ht wird. _Was ſi theoretiſch ſo einſa<h anhört, iſt praktiſch bei Wind und-Wetker Und bei der ſtarken Abwehr des Feindes äußerſt ſ<hwierig und gefahrvoll. . Er bekämpft dieſe höchſt unerwünſchten, ja, danf ihrer Vortrefflihkeit für die Franzoſen und Engländer oft verhängnisvoll gewordenen Kie-

biße, die ihm ſo genau în die Karten ſehen, mit allen

Mitteln ſowohl dur< Artillerieſeuer als in neuerer Zeit auh dur< Flieger. | i /

__ Allzuviele Sicherungsmaßnahmen ſtehen dem ſ{<werfälligen Ballon niht zur Verſügung. Vor dem Beſchoſſen-

Abſprung mit dem Fallſchirm. Ein deutſher Ballonbeobachtex bringt ſih vor dem drohenden Fliegcrangriff dur Abſprung mit dent ; Follſhirm in Sicherheit. : e E Nath einer Originalzeihnung von Friß Koh, Gotha.

“ihm aber der Befehl „abſpringen“

Ballonhöhe hinab, öffnet ſein Mas “ ſhinengewehr=feuer oder beginnt mit dem Abwurf beſonderer Brandgranaten. Zum „Einholen“ iſt es nun meiſt zu ſpät, da es ſelbſt mit der vollkommenſten Motordrahtwinde etwa 5 bis 8 Minuten beanſprucht. Es bleibt für den Ballonoffizier allein die Möglichkeit, mit dem Fallſhirm abzuſpringen (ſiehe das obenſtehende Bild) und \<webend den Erdboden zu erreichen. Den Befehl hierzu, wodur< die Schußbeobahtung und Feuer-

leitung vielleicht. gerade im wichtigſten Augenbli> abs

gebrohen wird, muß der Kommandeur

1 von Der Aufſtiegſtelle aus zur reten Zeit geben. e

Denn dex Bé

obahter im Korb kann die Gefährlichkeit ſeiner Lage Feinesfalls erkennen, weil der maſſige

Ballonkörper über ihm jeden Aufbli> zum Flieger verde>t. Wird zu ſpät erteilt, Tſo reißen der explodierende Gasleib und die “brennende Hülle den ſhon am Fallſhirm Schwebenden troßdem mit in die Tiefe.