Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

(Fortſezung.) - \

Die Kämpfe im Norden der deutſhen Dſtfront waren na< der Einnahme von Jakobſtadt (ſiehe die Bilder Seite 338 und 839) niht ganz zur Ruhe gekommen. In der Nähe dieſes Ortes und bei Dünaburg dröhnten die Ge|<hüße weiter. Am 83. Oktober leitete ein |<hwerer Artilleriekampf einige Erkundungsge fe <te ſtarker Abteilungen ein, in denen die Deutſchen eine Anzahl Gefangene mahten. Nach dem 10. Oktober nahmen ſolhe Gefechte au< im Raume von Riga zu, wo die Deutſchen am 12. Oktober ebenfalls Gefangene von Erxfundungsvorſtößen einbrachten.

Mehr Unruhe als dex nördliche Teil der Front zeigte der oſtgaliziſche bis hinein in die Karpathen, wo Deutſche (ſiehe Bild Seite 341), OÖſterreiher und Ungarn no an der FeſÜigung ihrer nah dem Dur<bruh bei Zborow weit vorver= legten Linien arbeiteten. Beſonders dex Ausbau der rü wärtigen Verbindungen erforderte záählreihe Kräfte, weil die von den Ruſſen vernahläſſigten Straßen in dem welligen Gelände immer wieder Sto>ungen im Verkehr \{<werer Fuhrwerke veruxſahten (ſiehe untenſtehendes Bild). Hier glaubten die Ruſſen mit mehx Erfolg angreifen zu können als im Norden, wo ſie no< mit der Neuordnung ihrer geſhla= genen Verbände beſhäftigt waren. Doch ſhon am 83. Dtober wurden ſie eines anderen belehrt. Für ihre Gegner galt es, an der ſüdöſtlihen Bukowinagrenze gegen Rumänien no< Stellungsverbeſſerungen zu erzielen, um die Feinde allmählih ganz von dem öſterreihiſ<h-zungariſ<hen Gebiet zu ver=drängen. Sie überfielen an dem genannten Tage die ruſſiſ<h-rumäniſhen Linien an dex Suczawa und warfen die Vorpoſtenkette der Ruſſen um mehx als ein Kilometex zurü>. Nordweſtli<h von der Stadt Sereth verſuhten am 6: Oftober die Ruſſen einen ähnlihen Vorſtoß. Nach kräf: tigem Feuerüberfall ſ<i>ten ſie morgens gegen halb ſieben Uhr bei St. Onuſry und bei Waſchkuß ſtarke, dur<h Nanzer=wagen unterſtüßte Truppenteile vor, die bei St. Onufry ſhon im Sperrfeuer wieder zurüdfluteten, während beî Waſchfußz ein ruſſiſhes Regiment eine Höhe und das zer= \<oſſene Dorf ſelbſt bis zur Hälfte zu nehmen vermochte. Dieſes unbeträhtlihen Fortſchrittes Tonnten ſich die Feinde jedo< niht ſehr lange erfreuen, denn ſ<hon nah ein Uhr mittags unternahmen die Truppen der Verbündeter einen Gegenſtoß, der den Ruſſen ziemli<h bedeutende Verluſte foſtete und ſie zwang, unter Einbuße zahlreicher Gefangener (ſiehe Bild Seite 340) das genommene Gelände aufzugeben.

Während am oberen und mittleren Sereth nur wenige größere Gefehtshandlungen ſtattfanden, enlwidelten die dur< Ruſſen verſtärkten Rumänen am unteren Sereth lebhafte Tätigkeit. Jn der Morgendämmerung des 10. Oftobers ſeßten ſie bei Tulcea und bei Parhos große Abteilungen über die Donau, die nah heftigem Kampfe zurü>geworfen wurden. Die Ruſſen unterſtüßten an dieſem Tage das rumäniſhe Störungsfeuer im ganzen Bereich Der rumäniſhen Ebene dur<h die Beſ%i- gung von Braila, worauf die Artillerie der Mittelmächic zur Vergeltung die Feſtung Galaßz unter Feuer nahm und dort zahlreiche ausgedehnte Feuersbrünſte hervorrief. :

Die Unternehmungsluſt der Deutſchen, die ſi in zahlreichen Erfundungsgefehten beſonders an der Nordoſtſront offenbarte, zeigte ſi<h am lebhafteſten in der planmäßigen Fortführung des Luflkrieges gegen die militäriſhen Anlagen

‘der Feinde an dex livländiſhen Küſte und auf den Jnſeln

im Norden des Rigaiſhen Meerbuſens. Marinelufi\<iffe und Seeflugzeuggeſ>wader ſeßten ihre Streifzüge mit Eifer fort und ſ<hädigten, ohne ſelbſt Verluſte zu exleiden,

dur Abwerfen von Sprengſtoffmaſſen die von den Ruſſen

no< gehaltenen Verteidigungsanlagen längs des Meerbuſens ſ<wer. Das Ziel, das die Deutſchen dabei im Auge hatten, wurde bald exfennbar.

In dex Nacht zum 12. Oftober fuhr ein Teil der deutſhen Flotte unter dem Befehl des Vizeadmirals Erhard Schmidt

(iehe Bild Seite 342) in der Richtung auf den Rigaiſhen _ Meerbuſen. Es galt, einen neuen Schlag zu führen; die Deutſchen wagten einen Vorſtoß zur Wegnahme der Inſel= -

gruppe, die den Rigaiſhen Meerbuſen von der freien Oſtſee ſhéidet (ſiehe die Karte Seite 258). Panzerſchiffe und

Torpedoboote ſicherten eine ſtattlihe Zahl von Transport-

ſchiffen, die, in Hamburg und Bremerhaven in überzcaſhend Éurzer Zeit zuſammenge ſtellt und mit Truppen be=ſeßt (ſiehe die Bilder Seite 343), unbehelligt vor ihrem Ziel eintrafen. Dort wurden bei Tagesanbru< die ruſſiſchen Befeſtigungen in der Taggabucht und im Sölaſund unter Feuer genommen und raſh niedergekämpft. Tor=pedobootsflottillen und Motorboote warfen ſhnell einen Vortrupp an Land, dem bald weitere Streitkräfte folgen, die binnen furzer Zeit einen Brü>enkopf bauten. Andere Teile der angreifenden Flotte beſchoſſen die Be-

feſtigungen bei Zerel und Kilkond, und um ſieben Uhr

Y11. Band:

Schwierige Auffahrt auf den verwahrloſten Wegen Dſtgaliziens.

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