Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

48

brachten die dur< die Abweiſung des italieniſhen Angriffes entlaſteten Truppen ihre Maſchinengewehre auf die höchſten Punkte ihrer Stellungen hinauf, Infanteriegeſ<hüße wurden aus den Gräben auf das freie Feld geſchoben, und ein furhtbares Flankenfeuer fuhr in die Reihen der no< in der Vorwärtsbewegung befindlichen italieniſhen Bataillone. Untex ungeheuren Verluſten ſtürmten dieſe weiter, dur<hbrachen die zerſhoſſenen Hinderniſſe und drangen in die eingetrommelten Gräben ein. : - SS

Ein Nahkampf von beiſpielloſer Erbitterung begann. Handgranaten flogen den Stürmenden entgegen, und dann warfen ſi< die Ungarn auf die Italiener, das geliebte heimatlihe Streitbeil, den Foïos, in der Rechten und das Meſſex in der Linken. Auch die Artilleriſten, die bei den Infanteriegeſhüßen ſtanden, wichen beim Einbru<h dex

Italiener niht zurü>. Revolver und Meſſer wurden ge-

zogen, und dann ging es Mann gegen Mann. e

Mit kühler Ruhe leitete Boroevic, der erfahrene Führer von neun Jſonzoſhla<hten (ſiehe das Bild Band 1 Seite 327), das gewaltige Ringen. Er ſorgte dafür, daß den tapferen

Ausbli> von Gradiskutta nach Süden gegen das Karſtgebirge.

Leuten, die ſih in der vorderſten Linie mit verbiſſener Wut wehrten und entſ<loſen waren, lieber bis auf den legten Mann zu fallen, als dem verhaßten Gegner zu weichen, rehtzeitig Hilfe fam.

So erſchienen denn ſehr bald in dem wilden Handgemenge neue öſterreihiſh-ungariſhe Kräfte, fkroatiſhe Rufe erſchollen, und der rote Fes der gefürchteten Bosniaken leuchtete in der vorderen Linie auf. Jmmexr neue Helfer famen in die Gräben und verbiſſen ſi<h im Nahkampfe mit den Ftalienern, bis endli<h deren Kraft erlahmte. Die Mehrzahl dex Eindxinglinge fiel, der Reſt wurde gefan=gen, und nux Trümmer der ſtolzen Angriſſsbataillone e ſih vor dex völligen Vernichtung zu den Jhrigen Zzurüd>.

Nux zwei Höhen waren na<h mörderiſhem Kampfe von den Jtalienern erſtürmt und behauptet worden. Es waren dies die Höhen 247 und 251 zwiſhen Hudilog und Seloo, wo die Jtaliener, von Nova Vas aus vorgehend, den Hauptſtoß im Raume [üdli<h von Nova Vas vorgetrieben hatten.

Am Vormittage waren dieſe Punkte von den Jrtalienern

erſtürmt worden, am Nachmittage ſhon begann dex öſterreichiſh-ungariſ<he Gegenſtoß, unter deſſen Wucht beide Höhen na<h wütendem Handgemenge den Ztalienern wieder

Illuſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

entriſſen und gegen niht weniger als achtzehn italieniſche

_Gegenſtöße gehalten wurden. -

Am dritten Kampftage wurde es lar, daß der gewaltige Stoß aufgefangen war und die Jtaliener niht weiterkamen, um ſo wenigex, als au die heftigen Angrifſe, die die zweite Armee zur Entlaſtung des Hauptſtoßes im Raume von _

_ Vodice führte, vollkommen ſcheiterten.

Vergebens donnerten immer wieder Tauſende von

italieniſchen Geſhüßen, vergebens bemühten ſi< von Grado aus die dort zuſammengezogenen Flottenſtreitfräfte des

Vierverbands dur<h Fernſeuer die artilleriſtiſhe Wirkung zu ſteigern. SS : —

Die zehnte Jſonzoſhlaht war [hon jetzt für die Jtaliener vexloren. y: SS -

Dex große Durhbru< na< Trieſt war wieder vollfommen mißglüdt, und die großen Reitermaſſen, die die italieniſhe Seeresleitung bereitgeſtellt hatte, um na< engliſhem Muſter nah „erfolgtem Dur<hbruh“ die Ver=

“ni<tung des „flü<htenden Gegners“ dur< Kavallerie zu vollenden, mußten unverrihteter Dinge wieder abziehen.

e I “Phot. x, ur k. Kriegsminiſterium, Wien,

Die italieniſhen Verluſte waren erſhre>end ho. Ein=ſhließlih der Einbuße an Gefangenen mußte Cadorna niht weniger als 180 000 Mann (nah ſchweizeriſchen Anz gaben) als tot, verwundet und gefangen aus den Liſten Der 35 an der zehnten Jſonzoſchlacht beteiligten Diviſionen ſtreichen, eine Einbuße, der niht nur im Verhältnis zu Den gebraten Opfern, ſondern ganz allgemein genommen, em

_faum bemerkbarer taktiſ<her Gewinn gegenüberſtand.

Die Truppen waren dux< den fürchterlichen Kampf außerordentlih mitgenommen, ganze Heeresteile auf= gerieben, das Geſhühmaterial ſtark abgenüßt worden; die Munitionsvorräte hatten ſi ſtark vermindert, und eine Weiterführung der Offenſive in der bisherigen Art erwies ſih als unmögli<. i -

So flaute denn der Kampf allmählih ab, das Artillerie= feuer wurde merkflih [{<wäher, und die Infanterieunter=nehmen beſchränkten ſih auf in kleinem Rahmen gehaltene Vorſtöße, die nur örklihen Zwe>en dienten.

“ Die Armee Boroevic aber ſtand feſt und unerſhütterlih in ihren zerwühlten, dur< das Granatfeuer umgepflügten Stellungen, entſhloſſen, jedem neuen . Anſturm der Mas liener die Stirn zu bieten und ihn ſo abzuweiſen, wie ſie es bereits mitzehn blutigen Shlahten am Jſonzo getan hatte.