Europa und Asien : oder Der Mensch und das Wandellose : Sechs Bücher wider Geschichte und Zeit

: einer rn überlegt zu on ob er r richtiger daran täte, ins _ Bankfach einzutreten, oder Bühnenstücke zu - schreiben oder die Welträtsel zu lösen .

Da er als Händler in Mädchen ‚ein schönes Vermögen erworben, Hat er ins Geistesgeschäft seine Talente vererbt.

Weit berühmt als Jurist ward sein ältester, gegen den Wucher

Sehuf er das neue Gesetz, welches Europa bestaunt.

Aber berühmter noch wirkt als Dichter und Künstler der zweite, Welcher des deutschen Romans schwindelnde Höhen erklomm.

Einzig dem jüngsten mißlang die Ehre des Hauses zu wahren,

Der als Moralphilosoph ewig ms blieb.

Ich steile nunmehr dem Bilde alle der Zerwerkten, Zerschriebenen und Zerlesenen gegenüber das stille heitere Antlitz Asiens.

Blicken. wir in ee Antlitz, so sehen wir den Ausdruck des Blutes, davor man so wenig wie vor Überlieferungen des Altertums die Frage nach Werk, Wissen, Kunst und Kultur stellen kann, losgelöst vonLebensinhalten des Menschen. Vielmehr muß man Großes wie Unzulängliches unbefangen hinnehmen als eine natürliche Lebensspur einfältiger noch lebensnaher Geschlechter, deren Werk sich eben nicht abtrennen läßt von dem Treiben ihres Alltags, so wenig wie man die oberirdische Blüte abschneiden darf von Wurzeln in der Tiefe; dennlebend vermag die Pilanze nur so hoch über den Boden zu steigen, wie die Wurzel hinablangt in den Abgrund.

Wir besitzen in Europa und Amerika eine geistige Gesellschaft, welche unverwurzelt abgeschnürt lebt von Landschaft und Volk. Eben darum wirkt Das, was wir Volksbildung und Voikserziehung nennen, schlechterdings verheerend. Wir übertragen die selben formalistischen Fertigkeiten wurzelloser Künste, welche die Seele der oberen Schicht zersetzen, in immer breitere Massen. Es besteht bei uns eine scharfe. Trennung von Bildung und Proletariat, von Geistigen und Volk, grade darum, weil wir aus Wachstümern: Fertigkeiten, aus Naturanlagen: Funktionen gemacht haben.

Eine kleine Anzahl meistens bis zum Irrsinn dünkelhafter Geister, allesamt lebend nach Gustav Flauberts ruchlosem Grundsatz: ‚Tout est matiere pour Nous‘ leitet aus der bloßen Art ihrer Betätigung eine Art Geheimratsstellung zum Weltgeisteher. So z.B. ‚der Dichter‘, ‚der Philosoph‘, ‚der Künstler‘, ‚der Staatsmann‘ usw.

Wir brauchen nur unsere Zeitschriften, Kulturgeschichten, Konversationslexika usw. aufzuschlagen, um dieses Hundert-