Europa und Asien : oder Der Mensch und das Wandellose : Sechs Bücher wider Geschichte und Zeit

Nach alledem möchte es uns bedünken, als ob das Denken

des Morgenlandes gleich einem liebendem Weibe vertraulich hingegeben sich der Natur ans Herz schmiege, während das Bewußtsein des Abendländers gespannt und kriegerisch ihr gegenübersteht, immer auf der Lauer, herauszufinden, wie die Natur arbeitet, wodurch er ‚hinter die Natur kommend‘, in den Stand gesetzt wird, sie nachzubilden, ja sogar zu verbessern, was denn freilich aus aller bunten Lebendigkeit Europas zuletzt nur hervoriockt einen gespenstigen Golem: die Maschine, welche wie das vergeistigte Gespenst des Lebendigen, wie der Vampyr alter. Sagen, alles Leben in sich aufsaugt.

| > | Ursächlichkeit und Bezüglichkeit.

„EOAOTLSEYOL T Olavolg Dyzec‘ Dumm durch Wissen.

‚Alles wahre Wissen‘ (so lautet der Hauptgrundsatz der abendländischen Wissenschaften) ‚ist ein Wissen gemäß Gründen‘ (‚vere scire est per causas scire‘). Damit ist die Einstellung der abendländischen Menschheit sekennzeichnet! Sie will das Zustandekommen oder Gemachtwerden erforschen, um selber machen zulernen. Eben darum löst die Wissenschaft das Gestaltende auf in ein Netz von Relationen ....

Die Physik anerkennt nur Bewegungen ohne Bewegungsträger; im Raume fortgepflanzte Energie ohne Unterlagen; Wellen ohne schwingendes Medium; Schwingungen ohne schwingenden Stofi; zuletzt aber faßt sie auch Raum und Zeit zu einer vierdimensionalen Mannigfaltigkeit dsDenkens zusammen. — Ebenso rühmt sich de Chemie die alte Unterstellung unauflöslicher Letztteilchen beseitigt und keinerlei Daseinsklötzchen mehr nötig zu haben. Die Naturwissenschaft der vermeintlichen inneren Erfahrung, Psychologie genannt, ist nicht minder stolz darauf: Seelenkunde nur noch zu betreiben als eine rein phänomenale, nur beschreibende oder nur klassifizirende Wissenschaft, welche zwar das Entstehen und Vergehen seelischer Akte, nicht aber eine ihnen zu gsrundeliegende ‚Seele‘ kennt und indem sie Bewußtseinsvorgänge oder